Gisdol

Die Fans sind die letzte Hoffnung

Als der Brasilianer Walace heute die Treppen zum Trainingsplatz singend und pfeifend heruntertrottete, kam bei mir der Verdacht auf, sein Wechsel zu Flamengo stünde unmittelbar bevor. Es ging ja auch nur noch um die Dauer der Ausleihe, hieß es am Montag, wo man optimistisch war, zu einer Lösung zu kommen. Inzwischen aber platzten die Verhandlungen. Vorerst. Hintergrund: Flamengo wollte Walace mindestens bis Jahresende (die Brasilianer hatten ursprünglich auf 18 Monate gehofft) ausleihen, der HSV den defensiven Mittelfeldspieler aber nur bis Sommer abgeben.

Entscheidung vertagt

Wenn es nicht läuft, wird es unruhig. Fast überall. Da macht der HSV keine Ausnahme. Schon in der Hinrunde war es laut geworden, als der HSV zuerst acht Spiele in Folge sieglos blieb (davon sogar sieben Spiele verlor) und letztlich auf einen Abstiegsplatz rutschte. Schon damals wurden alle in Frage gestellt – zurecht wohlgemerkt. Auch der Trainer. Allerdings passierte nichts. Fast alle wurden angezählt, nur verändert wurde nichts. Und das Ergebnis ist dementsprechend wenig verwunderlich gleichbleibend schlecht. Tendenziell sogar eher schlechter als besser.

Nur Du bist in der Pflicht, HSV - sonst keiner...!

Schneller Transfers abzuschließen ist nicht gleichbedeutend mit mehr Qualität innerhalb dieser Transfers. Man kann ebenso schnell wie langsam Fehleinkäufe oder auch Top-Transfers tätigen. Da ist neben allen Analysemöglichkeiten und Fachkenntnissen immer auch eine Portion Glück dabei. Insofern sind Umfragen wie unsere heute bei Facebook bzgl. des bevorstehenden Transfers von Dominik Kaiser aus Leipzig nach Hamburg nicht gleichzusetzen mit einem sportlichen Urteil, sondern vielmehr nur eine dokumentierte Stimmungslage. Dass diese zum großen Teilen mit Skepsis behaftet ist – logisch.

Neue Nummer eins - und Personalsorgen zum Auftakt

Die größte Frage, die sich vor dem Abschlusstrainings wie schon in der bisherigen kurzen Vorbereitungsphase stellte, schien eigentlich schon beantwortet zu sein. Und dennoch versuchten wir, mit genauem Hinschauen zu erkennen, wer am Ende die Nummer eins werden soll. Allerdings: Im Abschlusstraining war nicht viel zu erkennen. Pollersbeck als neue Nummer eins – oder bleibt doch alles beim Alten, nachdem die Vorbereitung keine neuen Aufschlüsse gegeben hatte? Die Antwort gab der HSV selbst. Via soziale Netzwerke verkündete man: „Die Entscheidung ist gefallen.

Gisdol und die richtige Berufswahl

HSV-Trainer Markus Gisdol setzte am Mittag sein strahlendes Lächeln auf. Ob er Sorgen oder Anspannung verspüre vor dem Start in die Bundesliga-Rückrunde, wurde der Coach gefragt. Sorge sowieso nicht, Anspannung langsam immer mehr, antwortete Gisdol. „Aber vor allem kribbelt es vor Vorfreude. Geil, dass es wieder losgeht. Ich habe mir den richtigen Beruf ausgesucht!“ Mit dieser und anderen Aussagen untermauerte Gisdol seinen Optimismus vor den anstehenden 17 Spielen. Ob dieser Optimismus berechtigt ist, scheint zweifelhaft.

Diese Ohnmacht nervt

So, endlich wieder in Hamburg. Kalt ist es. Zumindest kälter als in Jerez. Und auch der Frühstückstisch hat sich verändert. Allerdings fast ausschließlich zum Positiven, denn heute saßen endlich wieder meine Frau und meine Kinder mit mir am Essenstisch. Einziger Wehrmutstropfen: Die Aussichten beim HSV sind unverändert. Okay, gerade heute vielleicht nicht ganz: Denn es kommt tatsächlich ein ganz wenig Schwung in die Kaderplanung. Dominik Kaiser von RB Leipzig steht auf dem Zettel.

Gisdol "Torwartfrage wird eine Bauchentscheidung"

Eine schnelle Stabilisations- und Krafteinheit am Morgen, kurz Frühstücken, und los ging es. Um 9.15 Uhr fuhr der Bus vom Golf-Hotel Barcelo in Jerez de la Frontera mit der Mannschaft ab, um 11 Uhr ging es im TUIfly-Flieger mit Flugnummer X3 8903 nach Hamburg. Mit an Bord ein am Morgen noch etwas mürrischer Trainer Markus Gisdol. Acht Tage Vollgas mit 14 Trainingseinheiten und zwei Testspielen hatten ihre Spuren hinterlassen. Bei allen. Mit müden Beinen, eben so, wie es sein soll, bestiegen die Spieler, Sportchef Jens Todt, das Trainerteam und der Staff den Flieger.

Santos: „Auch in Brasilien ist so ein Verhalten nicht normal“

So oft er diese Frage auch schon von den verschiedensten Seiten gehört haben wird, Douglas Santos bleibt gelassen. Er lächelt, nickt und antwortet in der ihm typischen, höflichen und wie immer von einem breiten, freundlichen Lächeln begleiteten Art: „Walace hat seine Entscheidung getroffen. Er hat sich entschieden, seine Sache so durchzuziehen, also hat er sie auch durchgezogen. Aber ich kann nicht für ihn antworten.“ Was soll er auch sagen über seinen Landsmann und Zimmerkameraden in Jerez, ohne diesem zu nahe zu treten?

1:1 gegen Freiburg lässt Fragen offen

Die Antwort war kurz und klar. „Ja.“ Und die Frage dazu vorweg war: Werden Sie gegen den SC Freiburg schon die Elf bringen, die sie im Moment als erste Wahl ansehen? Insofern überraschte es dann doch schon, dass heute gegen den SC Freiburg Bobby Wood hinter Jann-Fiete Arp begann, während Aaron Hunt nur auf der Bank saß. Dass zudem Vasilije Janjicic neben Albin Ekdal auf der Doppelsechs begann – okay, das lag an der Blessur von Gideon Jung.

Zweckoptimismus statt Plan - geht das gut?

Der Vorstandsboss war schon abgereist, als Jann-Fiete Arp auf dem Trainingsplatz sein Ständchen gesungen bekam und sich dafür mit einem flotten Spruch bedankte, der innerhalb der Mannschaft für mächtig Erheiterung sorgte, während am Rand Mama Bianca überraschend zu Gast war. Arps Mutter war am Vortag angereist und hatte ihren Sohn um Mitternacht im Mannschaftshotel überrascht. „Eine tolle Idee“, so Arp, der von seiner Mutter auch ein kleines Geschenk überreicht bekam, über dessen Inhalt wir hier lieber schweigen.

Ein Hoffnungsträger wird erwachsen

Für Geburtstagsfeiern bleibt nicht viel Zeit. Das weiß nicht nur Sportchef Jens Todt, der heute hier im Trainingslager in Jerez seinen 48. Ehrentag begeht. Auch Jann-Fiete Arp, der morgen in die Volljährigkeit vorstößt, ist sich dessen bewusst. Er freue sich zwar darauf, endlich Auto fahren zu dürfen, im Sommer seine erste eigene Wohnung zu beziehen und auf alle sonstigen Vorzüge der Volljährigkeit, „aber hier in Jerez stehen andere Dinge im Vordergrund.

Erster Test, erster Sieg - und Walace ist zurück

Der erste Test des HSV am Fuße des Felsen von Gibraltar in einem Fußballstadion, das nostalgische Fußballerherzen höherschlagen lässt. Oldschool alles. Verrostete Sitzschalen auf der einen Seite, offene Stehtraversen in den Kurven und Holzbänke auf der Gegentribüne. Und rundherum marodes Spielertunnel, Umläufe, wo der Putz von den Wänden kommt – und dazu der Blick auf den Treffpunkt des Mittelmeeres mit dem Atlantik. Es konnte eigentlich nichts von diesem Event ablenken, zumal es das erste von nur zwei Testspielen bis zum Rückrundenbeginn am 13. Januar in Augsburg war.

Gisdol erhöht den Druck

Das neue Trainingsjahr begann, wie das alte Trainingsjahr aufgehört hatte. Also, zumindest in dem Part nach den Warmmachübungen beim Abschlussspiel der Vormittagseinheit. Auf verengtem Spielfeld wurde das schnelle Umschaltspiel geübt. Allerdings noch immer nicht so, dass Trainer Markus Gisdol zufrieden war. Immer wieder unterbrach er, korrigierte und forderte auf, schneller zu spielen, schärfer zu passen und generell einfach konzentrierter zu agieren. Zudem lobte er bei guten Aktionen.

Walace schwänzt Trainingslager - der HSV ist in Jerez

Augenringe gab es nicht. Die Mannschaft wirkte frisch und tatenfreudig, als sie gegen 14 Uhr den Terminal 1 des „Helmut Schmidt“- Flughafens in Fuhlsbüttel betrat. „Ich war früh im Bett“, gestand Gotoku Sakai, der das erste Mal in seinem Leben das Silvesterfest in Hamburg („Ich habe mich erschrocken, wie laut es war...“) verbracht hatte. Musste er zwangsläufig, weil er sonst den Rückflug aus seiner Heimat Japan nicht rechtzeitig geschafft hätte. Immerhin ging es am heutigen Neujahrstag schon um 15.15 Uhr mit dem Charterflieger nach Jerez ins Trainingslager.

Chefscout Johannes Spors wechselt zum HSV - das erste Interview

Es geht los. Und dann auch noch absolut in die richtige Richtung. Der HSV hat zum 1. Februar einen neuen Chefscout und Kaderplaner verpflichtet: Der 35 Jahre alte Johannes Spors wechselt von RB Leipzig zum HSV und übernimmt die Position des Chefscouts und des Kaderplaners. Spors unterschrieb beim HSV heute einen Vertrag bis zum 30. Juni 2021. Eine interessante Veränderung in Hamburg, die bei seinem Noch-Arbeitgeber in Leipzig für einigen Wirbel sorgte, da Spors dort noch 3,5 Jahre Vertrag hatte.

Hätte man wenigstens alles versucht....

Letztlich blieb es beim Versuch, ihn zu halten. Der U23-Angreifer Törles Knöll wechselt im Januar, so sieht es Stand heute aus, weg vom HSV. Ob es letztlich Sandhausen wird, wie es zuletzt vermutet wurde, ist noch offen. Klar ist nur, dass der 20 Jahre alte Angreifer vom HSV nicht die Perspektive bekommt, in der Bundesliga ausreichend Spielzeit zu sammeln, während Knöll selbst nicht verliehen werden möchte. Er wolle eine Entscheidung „ganz oder gar nicht“ hieß es von Seiten seines Beraters. Und deshalb lässt der HSV seinen Toptorjäger in der U21 ziehen.

Dauerbaustelle Doppelsechs

Es ist das Herzstück im Mittelfeld. Sagt Trainer Markus Gisdol. Von hieraus wird das Spiel gelenkt. Allerdings ist es beim HSV leider auch eine Art Dauerbaustelle: die Doppelsechs. Seit Jahren sucht der HSV hier nach der richtigen Rezeptur. Auch dieses Jahr wieder. Janjicic, Jung, Ekdal, Sakai, Walace, partiell Holtby, und selbst Aaron Hunt spielte schon auf dieser Position. Allein eine Dauerlösung konnte bis heute nicht gefunden werden.

Papadopoulos allein reicht nicht...

Insgesamt dürfte das Paket rund neun Millionen Euro gekostet haben. Sehr viel Geld für einen Verein, der so gar kein eigenes hat. Und dennoch war der Transfer von Kyriakos Papadopoulos, den der HSV zuvor für rund drei Millionen Euro Gesamtkosten für ein halbes Jahr lang ausgeliehen hatte, zweifelsfrei sinnvoll, da dem HSV genau dieser Spielertyp fehlte: Einer der durchgeknallten Sorte, der dazu auch noch richtig gut ist. Und das ist Papadopoulos – wenn er gesund ist. Dass der HSV bei dem Griechen mit den zwei kaputten Knien ein sehr hohes Risiko eingegangen ist, ist klar.

Diekmeier ist auf rechts alternativlos - sein neuer Vertrag auch

Die Probleme wurden klar benannt: Defensiv fehlte dem HSV vor der Saison bzw. schon in der Vorsaison mächtig Stabilität. Es fehlte die Führung, zudem in der Innenverteidigung Quantität wie Qualität. Deshalb wurden Führungsspieler Kyriakos Papadopoulos sowie das Talent Rick van Drongelen (und Ergänzungsspieler Bjarne Thoelke) geholt. Zudem sollte die linke Seite der Viererkette mit einem Backup für Douglas Santos ausgestattet werden, was nicht passierte. Und rechts? Nichts.

Ausschlussverfahren bei der Torwartfrage

Von meinen Wünschen zu Weihnachten haben sich zumindest die erfüllt, die man nicht mit Geld bezahlen kann. Ich hatte alle die Menschen um mich herum, die mir wichtig sind. Und ich hoffe, den meisten von Euch erging es genau so, bzw. ich hoffe, es geht Euch auch heute und/oder morgen noch genau so. Und bevor ich mich in die Revanche für gefühlt 300 verlorene Brett- und Würfelspiele gegen meine Kinder stürze, noch ein Wort zu unserem HSV, beziehungsweise, in diesem Fall zum Thema Torhüter. Womit ich auch den Hinrundenrückblick beginnen will.

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