Marcus Scholz

3. Mai 2018

Alle Mann sind an Bord. Mit Ausnahme von Fiete Arp, der wie erwartet am Sonnabend um 13 Uhr zum Saisonfinale mit der U19 des HSV bei Werder Bremen um den Staffelmeistertitel der Bundesliga Nord kämpfen wird. Ansonsten waren alle wider im Training dabei. Auch Kyriakos Papadopoulos und Aaron Hunt, die gestern noch individuell trainierten, werden am Sonnabend in Frankfurt zum so genannten „Halbfinale“ einsetzbar sein. Und wenn nicht alles täuscht, dürfte bei der Eintracht die identische Startelf der Vorwoche auflaufen. Zumindest ließ Titz heute wieder so spielen im abschließenden Trainingsspiel. Das heißt: Pollersbeck – Sakai, Papadopoulos, Jung, Santos – Steinmann – Kostic, Hunt, Ito – Wood. Also ohne Rückkehrer Luca Waldschmidt, der das ahnen dürfte und im Training einen sehr guten Eindruck hinterließ.

Es wird ein schweres Spiel in Frankfurt, wo die Stimmung intern weiter hochkocht. Gegen den Trainer Niko Kovac – für den Trainer. Die Fans sind sich alles andere als einig, wie sie mit dem gen Bayern München abwandernden Trainer umgehen sollen. Dennoch sehe ich diese Unruhe nicht automatisch als Hemmschuh. Vielmehr wird die aufgeheizte Stimmung gepaart mit dem Druck, gewinnen zu müssen, um noch international zu spielen, die Ränge in der eh immer sehr stimmungsstarken Commerzbank-Arena, explodieren lassen. Zumal die mehr als 5000 mitreisenden Hamburger wie zuletzt in Wolfsburg auch in Frankfurt alles aus sich herausholen werden, um den HSV zum Sieg zu peitschen.

Und auch Titz weiß, dass dieses Spiel nicht durch die Umstände gewonnen wird, die bei beiden Vereinen im Umfeld vorherrschen. „Ich erwarte ein ähnliches schweres Spiel wie in Hoffenheim. Wir müssen die Zweikämpfe annehmen und unser Spiel durchsetzen. Wir werden Frankfurt nicht unterschätzen, auch wenn es gerade bei ihnen nicht so läuft. Für die Eintracht geht’s um den Europapokal. Wir sind die Mannschaft, die etwas gewinnen kann. Wir haben die Chance aufzuholen, wenn der Gegner patzt“, so Titz, der auch heute wieder einen sehr aufgeräumten, ruhigen Eindruck vermittelte. Aber seht und hört selbst:

Im Training heute wurde wie in den letzten Tagen auch erhöhter Wert auf Abschlüsse und sauberes Passspiel gelegt. Titz fordert dabei immer wieder den „ersten Kontakt“ bei seinen Spielern ein. Sprich, er verlangt ein Maximum an Konzentration bei der Ballannahme bzw. der Ballverarbeitung. Am zufriedensten ist er, wenn seine Spieler den Ball schon gleich mit Tempo mitnehmen, was tatsächlich ein Waldschmidt sehr gut macht, während Bobby Wood eher der Typ ist, der den Ball in den Lauf gespielt bekommen muss oder ihn zunächst abschirmt. Das Eins-gegen-eins ist nicht Woods Welt, und dennoch ist bei dem US-Amerikaner ein deutliches Stimmungshoch zu erkennen. „Es freut mich für ihn, dass er den Elfmeter reingemacht hat. Es hat ihm Auftrieb gegeben“, sagt Titz, der sehr wohl weiß, dass auch die Arbeit von ihm und seinem Trainerteam dafür verantwortlich ist.

Nicht erst die Aussagen von Lewis Holtby („Das erste Mal seit vier Jahren, dass wir Fußball spielen“) und die Bestätigung durch Waldschmidt zeigen, dass die Mannschaft wieder an sich glaubt. „Ich muss der Mannschaft die Ruhe vorleben“, verrät Titz, „denn wenn ich an vorderster Stelle schon nervös und unruhig wirke, wie sollen dann de Spieler ruhig bleiben?“ Stimmt. Und diese Art wirkt sich auch auf die Spieler positiv aus, die zuletzt immer wieder hinter ihren Erwartungen geblieben sind. Holtby, ansatzweise Wood, aber vor allem auch Aaron Hunt, den Titz mehr oder weniger für unverzichtbar im Moment erklärte. „Er ist der Spieler, der den Unterschied ausmachen kann“, lobt Titz, der dem Routinier alle Freiheiten einräumte, die dieser braucht.

Zugegebenermaßen war ich immer ein Freund von Hunts Fähigkeiten. Allein deshalb war ich auch die letzten Monate so schwer enttäuscht von dem Linksfuß, der einfach lange nicht alles aus sich herausgeholt hat. Bitte beachtet mal, wie schnell der immer für zu langsam befundene Hunt sein kann, wenn er voll durchzieht... Wobei, seitdem er unter Titz auf der Neun beginnen durfte, scheint sich das Ganze noch mal ein wenig zu wenden. In den letzten Spielen zählte Hunt m.M.n. zu den absoluten Stützen im Team. Dennoch würde ich normalerweise an dieser Stelle die Diskussion zu Ende führen und die Frage nach einem Verbleib Hunts mit nein beantworten, weil der HSV einfach in der Lage sein muss, diese Position mit einem konstanteren Spieler zu besetzen. Aber diese Diskussion ist zum jetzigen Zeitpunkt eine Nebensächlichkeit, der man später Aufmerksamkeit schenken kann. Nach dem Klassenerhalt...

Ernsthaft, es gibt aktuell einfach nichts mehr zu sagen, was wichtiger ist, als das Ergebnis am Sonnabend auf dem Platz. Daher belasse ich es auch einfach bei dem, was Lewis Holtby sagte: „Wir müssen liefern. Woche für Woche. Bis die Saison vorbei ist. Und dann sehen wir, wohin es uns geführt hat. Alles andere ist unwichtig.“ In diesem Sinne, bis morgen. Da wird wieder unter Ausschluss der Öffentlichkeit trainiert.

 

Bis dahin,

Scholle

 

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