Marcus Scholz

30. März 2018

Wenn sich ein Großteil der Fragen um Spieler dreht, die irgendwas falsch gemacht haben bzw. sogar aussortiert wurden, dann ist das zunächst einmal kein besonders gutes Zeichen. Wenn die Antworten darauf dann aber entsprechend schlüssig sind, kann sich das schnell ins Positive verkehren. So, wie heute bei Christian Titz, der sich zunächst zu den Spielern äußern musste, die im Laufe der Länderspielpause zum Rapport hatten antreten müssen. Namentlich waren das Walace, Mergim Mavraj und Kyriakos Papadopoulos. Und nur Letztgenannter hat diese Gespräche, die auch mit dem Direktor Sport Bernhard Peters geführt wurden, heil überstanden. Walace (aus disziplinarischen Gründen) und Mavraj (aus offiziell sportlichen Gründen) hingegen trainieren ab sofort bei der U21 mit. Und das wird sich aller Voraussicht nach auch nicht mehr ändern.

Papadopoulos hingegen ist ab sofort wieder Mitglied des Profikaders, nachdem er sich, so sagte es Titz, sehr einsichtig gezeigt habe. Zudem hat sich Papadopoulos vor der Mannschaft entschuldigt und als Geste alle zum Essen eingeladen. Nachdem am vergangenen Mittwoch ein Bowlingabend anstand ist das die nächste teambildende Maßnahme. Eine Win-Win-Situation, wie ich finde. Denn Papadopoulos ist vielleicht nicht der rhetorisch geschulteste Fußballer – aber seine leicht jähzornige Art (Titz nannte es „positiv jähzornig“) war es, die ihn für den HSV bei dessen Verpflichtung und danach auf dem Platz so interessant machte. Ihm jetzt eben diese Eigenart nach diesem Fehler – anders darf es auch bei ihm nicht heißen, wenn er sich despektierlich über Kollegen, Trainer und Verantwortliche äußert – zu nehmen, würde niemandem helfen. Im Gegenteil. Daher ist seine „Begnadigung“ inklusive einer teambildenden Maßnahme für alle die beste Lösung. So hart sie für Mavraj, der sich ja zumindest offiziell nichts vorzuwerfen hat – außer fehlende sportliche Qualität –auch ist.

Dass Papdopoulos dennoch nicht spielen wird in Stuttgart, hat indes andere Gründe: die Knie. Deswegen reiste Papadopoulos ebenso wie der noch nicht ganz genesene Albin Ekdal und Dennis Diekmeier (ist gesund aber nicht berücksichtigt) nicht mal mit nach Stuttgart. Ansonsten wäre es noch interessanter geworden, wer morgen in Stuttgart in der Innenverteidigung beginnt. Im Training gestern durfte Stephan Ambrosius neben Gideon Jung spielen. Auch, weil Rick van Drongelen erst gestern von seinem Länderspieltrip zurückkehrte. Ambrosius muss sich also starker Konkurrenz stellen. Und Ambrosius reiste auch mit nach Stuttgart. Dennoch glaube ich, dass Ambrosius trotz der Komplimente von Titz („Er hat eine starke Trainingswoche hinter sich und ist ganz nah dran“) am Ende zunächst auf der Bank Platz nimmt und van Drongelen beginnt.

Im Angriff scheint spätestens seit der PK von heute klar zu sein, dass Waldschmidt wie zuletzt schon vermutet beginnen darf. Auch, weil Bobby Wood („Er ist müde und hat muskuläre Probleme“) gar nicht mitreiste und Fiete Arp laut Trainer Titz derzeit ob der Stresssituation mit Abitur, Abstiegskampf und der neuen Situation, sich mit vielen interessierten Vereinen auseinandersetzen zu müssen, etwas kränkelt. „Das ist ganz normal, daher schauen wir bei ihm auch von Woche zu Woche, wie es sich darstellt“, so der HSV-Trainer, der am Sonntag auch bei meinen Kollegen vom NDR-Sportclub zu Gast sein wird. Arp wird dennoch mitreisen und zunächst auf der Bank Platz nehmen.

Pressekonferenz mit VfB-Trainer Korkut vor dem Spiel gegen den HSV

Und ich hoffe, dass Waldschmidt im Titz-System seinen Platz endlich findet. Denn Fakt ist, dass Waldschmidt im direkten Zweikampf ob seiner fehlenden Härte immer wieder Probleme hat. Fakt ist aber auch, dass Titz von seiner Mannschaft verlangt, zwischen den gegnerischen Ketten zu spielen. Also dort, wo der direkte Kontakt zum Gegner eher nicht da ist. Und sollte sich Waldschmidt daran halten – im Training wurde er gebetsmühlenartig bei jeder Szene von Titz und dessen Co Uysal daran erinnert und seine Laufwege entsprechend korrigiert -, dann kann es in Stuttgart spannend werden.

Denn eines ist ganz sicher: Waldschmidt hat ein außergewöhnlich gutes Gespür für Torgefahr. Er antizipiert meiner Meinung nach sogar mit am besten von allen Angreifern im Team. Zudem hat er – im Training beweist er das Tag für Tag – einen extrem guten Torschuss. Allein die Kür muss jetzt endlich sitzen. Denn immer nur von Potenzial zu sprechen, das reicht irgendwann nicht mehr. Irgendwann wäre auch ein Waldschmidt hier in Hamburg gescheitert. Und das wäre auch – aber eben nicht nur für den Spieler ein Armutszeugnis.

Wenn man sich den Kader ganz genau ansieht, dann hat das schon was von Umbruch und Vorbereitung auf die Zweite Liga. Und ehrlich gesagt wäre ich sehr gespannt darauf, einen Ambrosius zu sehen. Ebenso wie einen Vagnoman. Dennoch glaube ich an folgende Startelf: Pollersbeck – Sakai, Jung, van Drongelen, Santos – Steinmann – Ito, Holtby, Hunt, Kostic – Waldschmidt.

Und ich hoffe, dass es diesmal für zwei gute Halbzeiten reicht. Denn das wird beim wieder erstarkten VfB – dort hat man im Winter die richtigen Schritte eingeleitet im Gegensatz zu den Verantwortlichen hier – definitiv nötig sein. In diesem Sinne, bis morgen. Ich melde mich dann wieder zuerst mit der Sendung und am Abend dann mit dem Blog. Meine Gäste sind der unerschütterliche Optimist Lotto King Karl sowie Ex-HSV-Profi Andreas Fischer.

Bis dahin!

Scholle

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