Marcus Scholz

20. Februar 2018

Tag zwei nach der Wahl. Und das Wetter ist immer noch gut. Wobei, nein, ich muss mich korrigieren! Es ist nicht Tag zwei nach der Wahl, sondern einfach vier Tage vor dem Nordderby! Denn das ist wichtiger als jeder Blick zurück. Und das liegt inzwischen tatsächlich weniger an der Rivalität, als an der Bedeutung der drei Punkte für den HSV. Dass amn dabei auch mal ein wenig über das Ziel hinausschießt, wissen wir. Selbst so erfahrene Profis wie Bernd Hoffmann am Wochenende. Da sprach er vo0n „Aufmischen“, und revidierte bzw. korrigiere diese Aussage heute: „Beim Blick auf das Nordderby von ‚Aufmischen‘ zu sprechen war auf der Mitgliederversammlung die falsche Wortwahl meinerseits. Ich möchte klarstellen: Ich freue mich auf das Derby, das auf dem Platz auch gerne emotional und mit aller Rivalität ausgetragen werden soll, ich verurteile aber jede Art von Gewalt und Aufforderungen dazu. Wir brauchen ein stimmungsstarkes Derby mit dem Sieger HSV.“ Und dieser Ansicht kann ich mich absolut anschließen.

Hoffmann wird wie von ihm selbst angekündigt einer der rund 5000 HSV-Fans sein, die in Bremen dabei sein werden. Genau so wie Jens Todt, der sich aktuell etwas rar macht. Und das liegt nicht daran, dass mit Hoffmann derjenige wieder in Amt und Würden ist, der bei Todts erstem Engagement in Hamburg wegen dem Todt einst in Hamburg seinen Job hinschmiss. Mangelndes Vertrauen war damals der Grund – und er könnte es auch heute noch sein. Denn am Sonntag bei der Mitgliederversammlung machte Bernd Hoffmann keinen Hehl daraus, dass er mit der aktuellen Führung des HSV nicht zufrieden sei. „Es darf kein ‚Weiter so’ mehr geben“, so der anschließend gewählte HSV-Präsident, „wir müssen alle entscheidenden Positionen auf den Prüfstand stellen.“ Und dazu zählt definitiv auch der Posten des Sportvorstandes. Wobei diese Position ohnehin zur Debatte stand. Auch beim alten Aufsichtsrat stand Todt schon zur Disposition.

Und Todt selbst weiß schon seit geraumer Zeit, dass er in der Diskussion ist. Beim alten Aufsichtsrat, beim neuen ebenso, und jetzt eben auch beim Präsidenten des e.V. Das Gute daran für Todt: Er kann nur vom Vorstand entlassen werden, also von Frank Wettstein und Heribert Bruchhagen. Und zumindest Letztgenannter sträubt sich hier noch. Problem hierbei für Todt: Auch Bruchhagen steht zur Disposition und könnte vom Aufsichtsrat entlassen werden, wenn er den Kontrolleuren nach seinen Job nicht ausreichend gut macht. Die wirtschaftliche wie tabellarische Situation erteilen dem Aufsichtsrat hier eh quasi freie Hand.

Trotzdem macht Todt weiter, versucht Verträge zu verlängern. Und das spricht für ihn. Er lässt sich nicht hängen. Den Youngstern Josha Vagnoman und Stephan Ambrosius hat er bereits Fünfjahresverträge vorgelegt. Das ist bestätigt. Allerdings noch nicht zu deren Zufriedenheit. Selbiges gilt inzwischen auch für Jann Fiete Arp, wie die Sport Bild berichtet. Auch dem Toptalent wurde inzwischen ein Fünfjahresvertrag vorgelegt. Der HSV würde ihn nur zu gern halten. Allerdings dürfte das im Falle eines Abstieges naturgemäß noch schwieriger werden als so schon. Nahezu sicher ist aber, dass Arp beim HSV nicht unterschreiben wird, bis sich die sportliche Situation geklärt hat.

Apropos: Ich wusste erst gar nicht, was ich denken sollte, als ich las, dass die Verhandlungen mit Gotoku Sakai auf Eis gelegt worden sind – von dem Japaner! Der Japaner mit der anhaltenden Formkrise stellt sich hin und sagt, er wolle erst einmal abwarten, wie es sportlich beim HSV weitergeht? Der Kapitän des sinkenden Schiffes? Wahnsinn! Ich kann nur hoffen, dass der HSV hier konsequent ist. Nicht sofort öffentlich. Immerhin braucht man den Japaner tatsächlich noch ein paar Wochen. Aber intern sollte man Sakai jetzt schon abhaken für die Frechheit, sich als Kapitän eines dieses HSV auch noch hinzustellen und zu sagen, dass man erst mal gucken wolle, wie tief der Karren, den er als Kapitän mit lenkt, noch in den Dreck fährt... Unfassbar!! Gäbe es die Personaldecke her, ich würde Sakai per sofort freistellen und sogar eher noch mit Ambrosius außen beginnen, sollte der Trainer das einem Dennis Diekmeier nicht mehr zutrauten.

Und wenn wir schon bei den Aussortierten sind, bzw. bei denen, die zumindest sehr wahrscheinlich nicht über die Saison hinaus in Hamburg spielen, noch ein Wort zu Lewis Holtby, der sich in keinem Training schont, oftmals gar nicht mal schlecht trainiert und dennoch bei keinem Trainer zum Zuge kommt. Heute hatte sich der dauerhaft Höherpulsige auch wieder mächtig reingehauen im Training. Bei einer Eins-gegen-Eins-Übung allerdings mit schmerzhaften Folgen. Nach einem Zweikampf musste Holtby von den Betreuern gestützt und anschließend per Golfcart abtransportiert werden. Er hatte sich eine Schnittwunde auf dem Schienbein zugezogen, die genäht werden musste. Wie lange er damit ausfällt, konnte noch niemand genau sagen. Hollerbachs trockene Antwort auf die Frage, was bei Holtby passiert sei: „Schienbeinschoner vergessen.“

Typisch Hollerbach.

Wobei ich etwas überrascht war, als ich hörte, wie Hollerbach die Personalie Nicolai Müller einschätzt. Irgendwie klingt dabei zu viel Zweckoptimismus mit, was eher untypisch für Hollerbach ist. Es klingt fast schon etwas verzweifelt hoffend, da der Trainer heute davon sprach, dass Müller besser unterwegs sei als erwartet. Sollte das weiter so ein, so soll der Offensivspieler schon in zwei Wochen ins Mannschaftstraining einsteigen können. Hollerbach: „Und dann kann es ganz schnell gehen.“ Und so sehr auch mich eine derartige Entwicklung freuen würde, so überraschend ist sie. Immerhin hieß es in den letzten Tagen bei Gisdol von ärztlicher Seite noch – so hatte es Gisdol formuliert –, dass eher mit einem Einstieg im Laufe des Aprils zu rechnen sei denn im März.

Dass der HSV offensiv Hilfe braucht ist bekannt. Und egal wie, Müller wird auch nach erreichter Einsetzbarkeit sicher einen gewissen Anlauf brauchen, bis er wieder die Hilfe sein kann, die er zuletzt war. Bobby Wood trifft weiterhin nichts und Fiete Arp darf man nicht mit der Last belegen, jetzt den Karren aus dem Dreck zu ziehen. Wobei, und das macht mir riesige Freude, Arp hat ein echt dickes Fell. Der Junge ist echt stabiler, als man es von einem 18-Jährigen erwarten kann. Trotz seiner zuletzt eher schwachen Spiele gibt er im Training Vollgas und wirkt noch wie in seinen ersten Einheiten nach dem starken Bundesligadebüt. Er hört einfach nie auf, lässt sich von nichts und niemandem runterziehen und war heute der Vorbereiter des einzigen Tores im Trainingsspiel (Torschütze: Tatsuya Ito) – aber auch sonst auffällig spielfreudig.

In diesem Sinne, morgen wird wieder trainiert. Um 15.30 Uhr und öffentlich.

 

Bis dahin!

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