Marcus Scholz

10. April 2018

Mann, was für ein Wetter! Beste Bedingungen am Volkspark, um Fußball zu spielen. Oder eben zu trainieren, wie heute gleich zweimal von Trainer Christian Titz angesetzt. Und die Spieler schienen ähnlich motiviert wie ich als Zuschauer, 7umindest ging es gleich mächtig zur Sache. Nach dem Aufwärmprogramm mit ein paar Läufen, Stabilisationstraining, einigen kognitiven Übungen sowie Überzahlsituationen Angriff vs. Abwehr ging es über in ein Turnier. Vier Mannschaften wurden gebildet und es spielten jeweils zwei auf einem stark verkürzten Feld gegeneinander. Eben in jener Form, in der es zu unzähligen Zweikämpen und Torabschlüssen kommen sollte. Und während die Anzahl der Treffer Tore überschaubar blieb, ging es in den Zweikämpfen gut zur Sache.

Zu gut für Tatsuya Ito, der sich nach einem Pressschlag mit Dennis Diekmeier an seinen zuvor schon lädierten rechten Fuß fasste und nach kurzer Behandlung sogar abbrechen musste. „Er hatte ein instabiles Gefühl seit dem Spiel“, erklärte Trainer Titz im Anschluss und ließ den kleinen Japaner am Nachmittag im Training aussetzen. Ebenso wie Christian Mathenia, der nach einem wuchtigen Zusammenprall mit Andre Hahn (siehe Foto) im Vormittagstraining länger behandelt wurde, zunächst weiternachte, um dann doch abzubrechen. Für ihn ging Lewis Holtby ins Tor.

Bei beiden Angeschlagenen wurde eine Prellung diagnostiziert. Ob sie morgen um 11 Uhr schon wieder ins Training einsteigen, ließ Titz offen. Gleiches gilt für Kyriakos Papadopoulos, der heute wegen einer Erkältung fehlte. „Es kann ein paar Tage dauern“, so Titz wissend, dass der Grieche am Wochenende eh gesperrt ausfällt. So kann er die Erkältung in aller Ruhe auskurieren und seine Knie behandeln lassen, um dann im Heimspiel am 21. April gegen Freiburg wieder vollkommen fit zu sein.

Es war auf jeden Fall eine Vormittagseinheit, die wirklich sehr interessant zu beobachten war. Bei den kognitiven Übungen wurde schnell deutlich, wer handlungsschnell ist (z.B. Waldschmidt, Ito, Sakai) und wer Probleme hat, auf engstem Raum schnelle Entscheidungen zu treffen (z.B. Vagnoman, Hahn, Wood). Zudem wurde in den Spielen in Turnierform schnell deutlich, wer immer wieder von außen angeschubst werden muss (z.B. Wood), damit er aktiv wird und wer einfach heiß ist (z.B. Holtby, Steinmann, van Drongelen, Diekmeier, Hahn, Waldschmidt, Arp). Am Ende siegte die Mannschaft mit den orangenen Trikots (Ambrosius, Hahn, Waldschmidt, Diekmeier, Salihovic und Torwart Tom Mickel), obwohl van Drongelen gefühlt Torschützenkönig wurde. Zumindest war er auffällig torgefährlich und bejubelte jeden einzelnen Treffer, als würde dieser den Nichtabstieg bedeuten. Auf jeden Fall macht das Zuschauen beim Training zwischendurch richtig Spaß.

Das gilt auch für Nicolai Müller, der weiter Fortschritte macht. Wenn ich allerdings darüber nachdenke, dass unter Bernd Hollerbach vor einigen Wochen davon gesprochen wurde, Müller könne „vielleicht schon sehr kurzfristig“ wieder ins Training einsteigen und damit ein Kandidat für die letzten Spiele werden, dann frage ich mich, wer da medizinisch beraten hat bzw. ob es da überhaupt eine medizinische Expertise als Grundlage für diese Aussage gab. Denn wenn man sich Müller genau ansieht, erkennt man noch seine Schonhaltung. Auch heute war deutlich zu erkennen, dass es mit dem Offensivspieler noch dauern wird.

„Es gibt keinen festen Plan bei Nicolai“, so Titz, „wir schauen bei ihm von Tag zu Tag.“ Rechnen würde er mit dessen Einsatz aber nicht. Ich auch nicht. Zumal kolportiert wird, dass sich Müller längst mit einem neuen Klub einig ist, der ihn schon im letzten Sommer gern geholt hätte: Schalke 04. Und es ist eher auszuschließen, dass sich Müller so kurz vor der vollständigen Genesung und seinem Wechsel zu einem sehr gut bezahlenden Champions-League-Teilnehmer noch einmal ins Risiko begibt und eine neue Verletzung riskiert.

Im Gegensatz zu Jan Fiete Arp, der in den letzten Wochen ob der Mehrfachbelastung Abi, Bundesliga, Wechselgerüchte etc. in einem kleinen Formtief steckt. Auch in en Trainingseinheiten fehlte ihm die Lockerheit vor dem Tor – nicht aber der Einsatz. Der von europäischen Topklubs umworbene Abiturient haut sich immer rein, ist manchmal sogar etwas zu ehrgeizig, was dann auch mal wehtut. So, wie heute beim Zweikampf mit Ambrosius und Salihovic (glaube ich zumindest), die er beide zugleich austanzen wollte und dafür von dem bulligen Ambrosius mächtig einen einstecken musste. Aber: Unter Schmerzen machte Arp weiter, traf mit dem Schlusspfiff dieses einen 3,5-Minuten-Spiels und übertraf mit seinem Jubel sogar noch einmal van Drongelen auf dem Nebenplatz. Und auch am Nachmittag war er bei den Übungen der Offensivspieler auffällig gewillt und motiviert. Und das ist gut so.

Hoch motiviert geht morgen auch die U21 in das Topspiel bei Weiche Flensburg. Mit Bakery Jatta, Janjicic und Mohamed Gouaida sind zwar drei Spieler aus dem Profikader dabei – aber die Säule des bisherigen Erfolges bleibt bei den Profis: Matti Steinmann. Zudem fehlen der Regionalliga-Mannschaft um Trainer Steffen Weiß wichtige Spieler wie Ambrosius, Ito und Kwarteng, der wegen eines Meniskusanrisses sehr wahrscheinlich bis Saisonende ausfällt. „Wenn man sieht, wer alles nicht mehr dabei ist, dann weiß man, warum die Mannschaft zuletzt etwas Probleme hatte“, so Titz, der mit seiner alten Mannschaft noch mitleidet und eigentlich morgen in Flensburg live dabei sein wollte. „Ich habe am Nachmittag einen Termin. Sollte es zeitlich hinhauen, würde ich hinfahren. Aber es wird knapp“, so Titz, der nach eigenen Angaben noch immer mächtig mitleidet und sich extrem über die Niederlage am Wochenende bei Havelse geärgert habe. Hoffen wir mal, dass die U21 morgen in Flensburg besteht und den Vorsprung wieder etwas ausbauen kann. Immerhin sind es aktuell fünf Punkte – wobei Flensburg drei Spiele weniger hat und schon mit zwei Siegen aus den drei Nachholspielen vorbeiziehen könnte.

Und dann noch einen Satz zum Thema Sportchefsuche, bzw. zur Suche nach einem neuen Vorstand Sport. Jonas Boldt war und ist der absolute Wunschkandidat des HSV um seinen Interimsvorsitzenden Frank Wettstein sowie Aufsichtsratsboss Bernd Hoffmann. Heute titelten meine geschätzten Kollegen der Mopo mit der Zeile „Bitter für den HSV! Sportchef-Kandidat Boldt bleibt wohl bei Bayer“, was auch durchaus möglich ist. Denn obwohl sich der HSV in Person von Präsident Bernd Hoffmann grundsätzlich einig war mit Boldt, steht dieser noch bis 2019 bei Bayer unter Vertrag. Bislang zog aber das Argument, hier in Hamburg zum Vorstand Sport aufzusteigen. Sollte ihm etwas Vergleichbares bei Bayer geboten werden, könnte der Deal noch platzen. Ansonsten bleibe ich bei meiner Einschätzung, dass Boldt kommen wird.

 

In diesem Sinne, bis morgen. Da wird um elf Uhr öffentlich trainiert. Euch allen einen schönen Abend!

Scholle

P.S.: Ganz sicher bin ich mir, dass Christian Titz nicht zu Holstein Kiel wechselt, wenn er parallel dazu beim HSV bleiben könnte...

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