Christian Hoch

23. Juli 2019

Er verzerrte das Gesicht, drehte den Kopf, hob beide Arme und ließ sie wieder fallen. Gotoku Sakai machte nach dem 1:1 des SV Rugenbergen im Testspiel des HSV seine in der Vergangenheit oft gesehene Pose nach Gegentoren. Diese Szene könnte eine der letzten von Sakai im Trikot des Hamburger Sportvereins gewesen sein - genau wie diese 90 Minuten gegen den Oberligisten, den die Hamburger letztlich noch mit 4:1 besiegten, wohl seine letzten Spielminuten in Hamburg waren. Der Abschied des Japaners rückt immer näher. Es ist zwar das erwartete und momentan von allen Parteien gewünschte Ende, dennoch bleibt es unrühmlich.

Es war der 19. Mai 2019, der HSV hatte den Aufstieg in die Bundesliga schon eine Woche zuvor mit einer 1:4-Klatsche beim SC Paderborn verspielt, schlug immerhin aber noch den Zweitligaabsteiger MSV Duisburg im heimischen Volksparkstadion mit 3:0. Fiete Arp schoss zum Abschied ein Tor - eine Party ohne Grund. Nur für einen wurde dieser scheinbar versöhnliche Saisonabschluss zum persönlichen Horror: Gotoku Sakai. Bei seiner Einwechslung in der 83. Minute pfiffen ihn Teile der HSV-Fans gnadenlos aus - so etwas hatte der Japaner in der Form noch nicht erlebt. Ein persönliches Stahlbad mit Folgen.

Desillusioniert - am Boden zerstört

Nach diesem Erlebnis schloss Sakai innerlich mit dem Kapitel Hamburger SV ab, hinterlegte seinen Wechselwunsch bei den Verantwortlichen. Sowohl die alten als auch die neuen Bosse planten ebenfalls nicht mit ihm. Sakai war bislang in der Sommervorbereitung geduldet, aber kein wirklicher Teil der Mannschaft mehr. Er zeigte sich noch immer tief getroffen von den Pfiffen, war desillusioniert, erledigte seine Pflichten, mehr aber auch nicht.

Klar ist auch: Verübeln kann ihm dieses Verhalten niemand, denn Sakai hatte diese Form von Kritik nicht als Einzelperson verdient. Natürlich hatte er in den 31 Spielen in der vergangenen Saison eigentlich nicht einmal überzeugt, aber Pfiffe und Kritik hatte die gesamte HSV-Mannschaft inklusive Trainer und Verantwortliche verdient. Sie alle hatten Schuld am Komplett-Versagen, nicht ausschließlich Sakai.

Das bleibt von Sakai beim HSV

Nein, verdient hat der Japaner dieses Ende in Hamburg wirklich nicht. Von ihm hat man nie von einem Fehlverhalten in der Kabine gelesen, nach Spielen war es oft Sakai, der sich viel Zeit für die Journalisten nahm, um Dinge aus seiner Sicht zu erklären. Nicht umsonst machte ihn Bruno Labbadia einst zum HSV-Kapitän und sagte: „Sein unbändiger Willen, sein tadelloses Verhalten, seine Einstellung - all diese Tugenden brauchen wir.“ Und Sakai lebte sie vor. Er gab immer sein Bestes. Was man ihm natürlich vorhalten muss: Das Beste war oft nicht gut genug für die Ansprüche des Vereins und seine eigenen Ansprüche. Was bleibt sind 124 Spiele im Trikot des HSV mit voller Leidenschaft, Hingabe und Professionalität. Denn der Abschied von Sakai aus Hamburg rückt immer näher.

In der MOPO bestätigte Ex-HSV-Trainer Thorsten Fink, aktuell Trainer von Vissel Kobe: „Wir beschäftigen uns mit Sakai.“ Jetzt müsse nur noch geschaut werden, wie man sich finanziell einigen könne. Heißt im Klartext: Eine Ablöse wird der HSV für Sakai nicht bekommen, die war bei den Bossen aber auch nicht eingeplant. Gegen Anderlecht saß Sakai 90 Minuten auf der Bank, auch in den wichtigen Testspielen zuvor kam er nicht zum Einsatz - das sind deutliche Zeichen, auch auf dem Markt. Es ist höchstwahrscheinlich, dass der Deal in den nächsten Tagen zum Abschluss kommt - ein unrühmliches Ende der HSV-Zeit von Gotoku Sakai.

Letschert zum Medizincheck in Hamburg - spätestens Donnerstag im Training

Derweil steht der zehnte Sommer-Neuzugang kurz vor der Finalisierung: Timo Letschert (26) wird vom italenischen Erstligisten Sassuolo an die Elbe wechseln. Am Dienstag absolvierte er laut „BILD“ bereits den Medizincheck, soll seinen Vertrag unterschreiben und im Optimalfall schon am Mittwoch, spätestens aber am Donnerstag ins Mannschaftstraining einsteigen. Damit wäre er auch eine Alternative für den Kader für das Spiel am Sonntag gegen Darmstadt 98.

P.S.

Acht Tage alleinige Urlaubsvertretung von Scholle enden mit diesem Blog für mich. Ab morgen ist er wieder für euch am Ball. Ich bedanke mich für eure Aufmerksamkeit am Morgen beim Morning-Call, am Mittag auf Social Media beim Training und am Abend beim Lesen des Blogs. Ich bedanke mich ebenfalls beim gesamten Team der Rautenperle, die mir die Chance und Möglichkeit gegeben haben, mich hier einzufinden und auszutoben - da ist eine echt klasse Mannschaft am Werk. Es war mir eine große Freude und Ehre.

Der eine oder andere mag nicht einverstanden sein mit meiner Berichterstattung - das muss er aber auch nicht. An sachlicher, konstruktiver Diskussion bin ich immer interessiert und gerne auch bereit. Kommentare, die unter die Gürtellinie gehen, schenke ich dagegen keine Beachtung - so viel sei gesagt.

Vielleicht liest, sieht und hört man sich in Zukunft ja häufiger - time will tell....

In diesem Sinne: Glück Auf, ach nein, Hummel Hummel - Mors Mors! ;-)

Christian

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