Marcus Scholz

8. September 2018

Morgen geht es um mehr als nur die drei Punkte gegen den TSV Havelse. Wenn die U21 des HSV morgen um 14 Uhr in der Regionalliga auf der Wolfgang- Meyer-Sportanlage den Platz betritt, spielt bei den HSV-Verantwortlichen auch die Frage mit, ob die aktuelle Besetzung die richtige ist. Und es schwingt wieder jene verhängnisvolle Politik mit, die den HSV in den letzten zehn, 15 Jahren die Erstklassigkeit gekostet hat. Denn bei der Frage, ob der junge Trainer Steffen Weiß nach bislang zwei Siegen und sechs Niederlagen der richtige Trainer für die U21 ist. Es ist eben genau das, was es in einem gut funktionierenden Verein nicht gibt: Ein so genanntes Endspiel.

Denn intern geht es bei der Frage nach Weiß sehr kontrovers zu. Vor allem geht es um mehr als die Personalie des U21-Trainers an sich: Es werden von verschiedenen Seiten Verschwörungstheorien gestrickt. Immer im Mittelpunkt dabei sind Sportvorstand Ralf Becker und Nachwuchschef Bernhard Peters. Dabei zehrt alles noch von dem viel zitierten Kräftemessen im Sommer. Peters wollte Vorstand Sport werden, Becker wurde es. Und Letztgenannter schickte Peters aus den Büroräumen der Geschäftsstelle zurück in den Campus, machte ihn wieder zum Nachwuchsleiter und beschränkte seinen Wirkungskreis auf die Rolle des Trainer-Trainers. Und genau dieses Amt muss Peters nun verantwortlich ausfüllen. Denn die Frage nach Weiß wurde gestellt – und von Peters beantwortet: Weiß darf bleiben.

Eine mutige Entscheidung. Denn sollte Weiß scheitern, wäre auch Peters gescheitert. So heißt es zumindest. Bei Vorstandsboss Bernd Hoffmann und Becker hat Peters bekanntermaßen eh nicht den besten Stand. Und durch die Niederlagenserie in der U21 hat sich Peters’ Ausgangsposition sicher nicht verbessert. Und ich hoffe für den HSV, dass er im Sinne der U21 schnell eine klare Linie fährt. Eine, die Peters UND Becker vertreten. Ich glaube ob der Sturköpfigkeit der Protagonisten zwar leider nicht an ein Happyend, aber diese Situation könnten Becker und Peters tatsächlich in beide Extreme führen: Zum schnellen Ende der Zusammenarbeit – oder eben zu einem gemeinsamen Neuanfang.

Entscheidend dabei ist für mich nur, dass es zu einer schnellen, klar kommunizierten Entscheidung kommt, die auch mit den seit Monaten wabernden Gerüchten aufräumt, dass es nur eines kleine Funken bedürfte, um den Streit zwischen Becker und Peters zur Explosion zu führen. Viel zu viel konzentriert sich auf dieses Verhältnis.

In der Mannschaft spielen einige Jungs, die ich schon seit einigen Jahren aus dem Amateurbereich und vom HSV kenne. Und ich schätze sie wirklich, denn es sind richtig gute, ehrliche und vor allem noch sehr loyale Typen. Sie sind noch komplett unverdorben. Sie sind weit weg von Vereinspolitik und Vereinsinterna interessieren sie nicht, weil sie noch große, ehrgeizige Ziele haben, die wirklich alles überlagern. Aber in der letzten Woche war die einzige Frage an mich: Was passiert mit dem Trainer und Peters? Sie sind unglücklich über die Unruhe im Umfeld und wissen, dass es morgen um mehr als nur drei Punkte geht. Kurzum: Es geht mal wieder nicht ums Wesentliche. Und das sollte man beim HSV nicht (mehr) zulassen. Deshalb: Klare Kante, bitte!

Achja, bevor ich dieses Thema hier halbfertig zurücklasse, gleich noch eine Bitte an die Verantwortlichen: auch sportlich muss klare Kante her. Denn so lobenswert es ist, wenn ein Christoph Moritz freiwillig in die U21 geht, um zu helfen, so klar muss sein, dass nach Leistung aufgestellt wird. Und die stimmte auch bei den Profileihgaben zuletzt nicht.

Im Gegenteil: Durch ihre Abstellungen wurde viel durcheinandergewirbelt. Das allein ist noch nicht schlimm, sondern fast normal. Wenn die Leihgaben von oben am Ende aber unten nicht funktionieren, führt das zu dem, was der HSV aktuell in der U21 vorfindet: Eine individuell und spielerisch an sich gute Mannschaft, die kein klares System spielt, keine Automatismen hat. Kurzum: die Mannschaft ist verunsichert. Wenn sich jetzt noch ein Gezerre auf Führungsebene dazugesellt und der Fokus vom Sportlichen allein abrückt – dann wird’s gefährlich.

Es geht hierbei ehrlich gesagt auch um mehr als um den Trainer Steffen Weiß. Es geht hier um den Nachwuchsleiter und den Sportvorstand, somit um die Funktionsfähigkeit des gesamten Nachwuchses. Und wer, wenn nicht der HSV, braucht angesichts seiner finanziellen Situation den Nachwuchs dringender? Daher noch einmal, meine Bitte an Herrn Becker: Treffen sie eine klare Entscheidung. Jetzt. Und dafür darf ein einziger Spielausgang gegen Havelse maximal eine untergeordnete Rolle spielen. Denn diese Entscheidung muss grundsätzlich sein und nachhaltig für Ruhe sorgen.

In diesem Sinne, morgen Daumen drücken für die U21 gegen Havelse. Da sind „von oben“ übrigens Momo Kwarteng, Bakery Jatta, Jonas David und Stephan Ambrosius dabei. Hoffentlich als Verstärkung. Ich melde mich dann am Abend wieder bei Euch. Bis dahin!

Scholle     

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