Lars Pegelow

6. Dezember 2018

 

Mal eben durchzählen, was machen die Sorgenkinder? Hunt ist dabei, das sieht problemlos aus. Gideon Jung ebenfalls, zumindest teilweise. Bates oder Lacroix? Das werden wir beim Anpfiff der Partie gegen den SC Paderborn auf dem Rasen sehen. Also alle fit? Nicht ganz: Torwart Julian Pollersbeck fehlte heute beim Abschlusstraining  vor dem letzten Heimspiel in diesem Kalenderjahr. Trainer Hannes Wolf klärte heute Mittag bei der Pressekonferenz auf: „Julian hat gestern ein paar Rückenprobleme entwickelt, so dass wir ihn nicht trainieren lassen wollten. Es war eine Vorsichtsmaßnahme. Ich gehe davon aus, dass er morgen (Freitag) früh das kleine Training wieder mitmacht, so dass er dann auch spielen kann. Aber das entscheiden wir Freitag früh.“ Ohne Pollersbeck standen Tom Mickel und Morten Behrens auf dem Trainingsrasen. Im Hinterkopf muss sich Tom Mickel also mit seinem Startelf-Einsatz beschäftigen – noch allerdings rechnen die Verantwortlichen mit Pollersbeck.

 

Das war es auch schon mit den harten personellen Fakten des Tages. Die Torhüter-Position ist immer speziell, und allein deswegen wäre es ein potentieller Unruhe-Faktor im Team, wenn Hannes Wolf umstellen müsste – wobei Ersatzmann Mickel seine Qualitäten bereits unter Beweis gestellt hat und das Vertrauen der Mitspieler genießt.

 

Das Spiel des HSV gegen den SC Paderborn ist das letzte Hamburger Heimspiel des Jahres 2018. Mit dieser Partie geht ein Fußball-Jahr im Volksparkstadion zu Ende, das im Mai den negativsten Tiefpunkt hatte, den man sich vorstellen könnte. Viel ist seither geschehen, und dennoch eignet sich der Jahresabschluss ja auch immer zu einer Rückschau und um noch einmal einen Akzent zu setzen. „Auf jeden Fall ist das letzte Spiel des Jahres immer etwas besonders“, bekräftigt Mittelfeldspieler Lewis Holtby. „Wir wollen das Jahr zu Hause natürlich mit drei Punkten beenden. Natürlich wollen wir auch die anderen beiden Auswärtsspiele für uns entscheiden. 40 Punkte – das wäre schon ein Leckerbissen nach diesem Jahr.“ Nach dem Frust über die 2. Liga ist der HSV inzwischen im Aufstiegsmodus für 2019.

 

Ähnlich sieht es Stürmer Fiete Arp. „Wenn man darüber nachdenkt, was wir in diesem Jahr erlebt haben…“ Arp schüttelt gedankenverloren den Kopf. „Da spricht alles für einen positiv verrückten Abschluss. Es freut mich, dass wir noch ein positives Gefühl hervorrufen konnten im Laufe des Jahres. Es wird gegen Paderborn noch einmal ein Fest hier, wobei Paderborn keine Schießbude ist. Ich hoffe, wir können unsere Form halten, damit wir noch ein schönes Spiel bieten können.“

 

48.000 Karten hat der HSV für die Partie gegen den ehemaligen Bundesligisten verkauft. Das ist erneut eine stattliche Zahl, wahrscheinlich wird die Zahl im Laufe des Abends an die 50.000 herankommen. Knapp 2000 Fans aus Paderborn sind darunter. Das Interesse am Tabellenführer der 2. Liga ist also ungebrochen. Im übrigen kann der HSV ja durch einen Erfolg gegen den SCP die vorzeitige Herbstmeisterschaft in der Liga feiern. Voraussetzung ist, dass der 1. FC Köln zeitgleich bei Jahn Regensburg verliert – diese beiden Partien sind jedenfalls die Freitagsspiele dieses 16. Spieltags.

 

Ein wenig würde sich darüber wohl auch der Trainer des SC Paderborn freuen. Steffen Baumgart (46) hat heute nämlich verraten, dass er als Kind großer HSV-Anhänger war. „Der HSV ist der Verein aus meiner Kindheit“, erzählte Baumgart. „Man hatte immer einen Verein im Osten, einen im Westen“, so Baumgart. Sein Verein im Osten muss Hansa Rostock gewesen sein. Für die Ostsee-Städter kickte Baumgart insgesamt sieben Jahre, dazu kamen weitere Stationen in Wolfsburg, Cottbus oder auch Magdeburg. Aber die Jugend als Fan – die gehörte dem HSV. „Seit 1980 fiebere ich ein bisschen mit“, so Baumgart. „Dem Verein habe ich mich immer sehr nahe gefühlt." Damals war es die große Zeit des HSV. In diesem Jahr wurde das Team von Trainer Branko Zebec Vizemeister in der Bundesliga und verlor erst im Endspiel des Europapokals der Landesmeister gegen Nottingham Forest mit 0:1. Der acht Jahre alte Steffen fieberte daheim in Rostock mit.

 

Zwar ist Steffen Baumgart nach eigener Angabe heute kein Fan mehr, der mitfiebert, seine grundsätzliche Sympathie für den ehemaligen Bundesliga-Dino hat Baumgart aber noch nicht abgegeben. „Der HSV ist ein gefühlter Bundesligist – immer noch“, so der Trainer des SC Paderborn. „Wir freuen  uns auf das Spiel. Es wird ein besonderes Spiel. Wir treffen auf eine Mannschaft, die nach dem Trainerwechsel sehr stabil agiert hat. Vier Siege, ein Unentschieden mit Hannes Wolf – das spricht für sich“, weiß Baumgart. Dennoch glaube er fest daran, dass sein Team im Volksparkstadion auch etwas reißen könne. Paderborn hat – nach dem 1. FC Köln – die zweiterfolgreichste Offensive der Liga. Das ist die eine Seite. Aber, so Baumgart: „Auf uns kommt auch Druck zu, gerade was die spielerische Qualität des HSV angeht.“

 

Und damit zurück zum HSV, der nur eines seiner letzten fünf Heimspiele für sich entscheiden konnte. Was ihn denn so sicher mache, dass es gegen Paderborn klappen wird, wurde Hannes Wolf heute gefragt. „Ich bin überhaupt nicht sicher“, antwortete Wolf. Er will die Spannung im Team offenkundig hoch halten, das kleinste Abfallen der Konzentration verhindern. Phasenweise ist gerade dies in den einzelnen Spielen immer das Problem gewesen des HSV – selbst in den zurückliegenden erfolgreichen Wochen mit 13 Punkten aus fünf Partien unter dem neuen Trainer. „Ich habe im Training allerdings beobachtet, dass die Mannschaft sehr wohl voll bei der Sache ist.“ Diese Konzentration wurde nach Einschätzung des Coaches auch durch viele Verpflichtungen abseits des Trainingsplatzes nicht gefährdet. Am vergangenen Sonntag saß die Mannschaft einige Stunden bei der XXL-Autogrammstunde mit Kinderen der Fußballschule zusammen. Am Dienstag stieg die große Hamburger-Weg-Weihnachtsaktion, an der ebenfalls die gesamte Mannschaft teilgenommen hat. Und am Sonnabend, am Tag nach der Partie gegen den SC Paderborn, fahren die Spieler und Verantwortliche zu den Fanclub-Besuchen, die im Oktober wegen des Nachholspiels bei Dynamo Dresden verschoben werden mussten. „Das gehört dazu, solange es keine Überhand nimmt“, sagt Hannes Wolf ganz klar. „Und im Moment habe ich nicht das Gefühl, dass unser Trainings- und Spielalltag darunter leidet.“ Andere Profivereine absolvierten solche Termine ebenso selbstverständlich.

 

So könnte der HSV spielen:

Pollersbeck – Sakai, Bates, van Drongelen, Douglas Santos – Mangala, Holtby – Narey, Hunt, Jatta – Hwang

 

Themenwechsel zum Abschluss. Die Polizei Hamburg hat heute die „Tataufklärung nach schwerem Raub im Anschluss der Bundesliga-Begegnung HSV – FC St. Pauli“ bekannt gegeben. Hier die Meldung im Wortlaut, jeder kann sich seinen Teil zu diesem feigen Vorgang denken:

„Hamburg – Tatzeit: 30.09.2018, 17.20 Uhr. Tatort: Hamburg-Bahrenfeld, Am Diebsteich.

Durch umfangreiche Ermittlungen des Landeskriminalamtes 124 in Zusammenarbeit mit den szenekundigen Beamten (SP 22) konnten vier Tatverdächtige identifiziert werden, die im Anschluss der Bundesliga-Begegnung HSV-St. Pauli einen 45-Jährigen ausgeraubt hatten.

Nach bisherigen Erkenntnissen befand sich ein 45-Jähriger St.-Pauli-Anhänger im Anschluss der Bundesliga-Begegnung HSV-St. Pauli auf dem Heimweg. Auf dem S-Bahnhof Diebsteich befand sich eine ca. 15-Köpfige Gruppe von HSV-Anhängern, die auf den 45-Jährigen aufmerksam wurde. Vier Personen aus der Gruppe folgten dem St. Pauli-Anhänger und versperrten ihm den weiteren Heimweg.

Die vier Tatverdächtigen forderten den 45-Jährigen Geschädigten auf, sein weißes T-Shirt mit einem St. Pauli-Aufdruck auszuziehen. Als er sich weigerte, wurde er geschlagen und ihm wurde das T-Shirt gewaltsam vom Leib gerissen. Die Täter begaben sich anschließend wieder zum Bahnhof.

Der Geschädigte, der bei der Tat unverletzt blieb, hatte den Sachverhalt bei Einsatzkräften (LBP 42) am Bahnhof Holstenstraße angezeigt. Die anschließende Fahndung führte nicht mehr zum Ergreifen der Täter.

Die Ermittlungen führten jetzt zu vier deutschen Tatverdächtigen (18, 21, 21, 26), die alle Anhänger einer HSV-Ultra-Gruppierung sind. Am 05.12. 2018 wurden bei allen Durchsuchungsbeschlüsse vollstreckt, die in drei Fällen zum Auffinden diverser Beweismittel führten.

Die vier HSV-Anhänger wurden nach erkennungsdienstlichen Maßnahmen entlassen, da keine Haftgründe vorlagen.“

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