Marcus Scholz

23. Februar 2019

Erlaubt mir einen kurzen Rückblick: Um 13 Uhr kommt heute die Meldung per Whattsapp, „1:0 in der zweiten Minute!“ - gemeint ist Niendorfs U19, die in der Bundesliga Nord/Nordost mit 1:0 gegen den haushohen Favoriten FC St. Pauli in Führung geht. Und keine fünf Minuten später schon das nächste Highlight aus Köln, wo Dennis Diekmeier im Trikot des SV Sandhausen seine beste Aktion für den HSV seit langem hat. Mit einem schönen Flankenlauf bereitet er das 1:0 für den SV Sandhausen vor, während sich der FC St. Pauli gegen den FC Ingolstadt sehr schwer tat und noch nicht gefährlich vors Tor kam - 0:0. Es lief also alles wie ich es erhofft hatte in die richtige Richtung - bis dann doch alles anders kam.

Wir verloren in der U19-Bundesliga gegen (zweifellos sehr starke!) Paulianer trotz zweimaliger Führung unglücklich knapp mit 2:3, und in der Zweiten Liga schlug die Stunde der alten Torjäger. Alex Meier und Anthony Modeste trafen für ihre Klubs und führten den FC St. Pauli (1:0 gegen Ingolstadt) sowie den 1. FC Köln (3:1 gegen Sandhausen) zu Siegen, während Holstein Kiel in Bochum auftrumpfte. Also tatsächlich mal alles so, wie ich es mir nicht erhofft hatte.

Dass ich parallel noch einen hoch fiebernden Zwerg neben mir sitzen/liegen habe, dem ich nichts abschlagen kann (und will), so aber nur sehr eingeschränkt zum Schreiben komme - es passt irgendwie. Dennoch will ich Euch heute und hier nicht ohne  ein letztes Update vor dem zweifellos sehr wichtigen Spiel in Regensburg verharren lassen.  Wie wichtig das ist, das haben nicht allein die bisherigen Ergebnisse des 23. Zweitligaspieltages gezeigt, sondern auch Hannes Wolf gestern schon auf der Pressekonferenz klar formuliert: „Die Bewertung des Starts in das Spieljahr 2019 hängt auch von diesem Spiel ab. Mit einem Sieg, wäre es ein guter Start, dann hätten wir zehn Punkte aus fünf Spielen geholt und haben dazu das Viertelfinale im Pokal erreicht.“

Und auf dem Weg zum erhofften Auswärtssieg muss der HSV-Coach auf Gideon Jung verzichten, der auch heute nur separat trainieren konnte. Pollersbeck, Lacroix, van Drongelen, Bates, Santos, Narey, Holtby, Lasogga, Ito, Mickel, Arp, Janjicic, Jatta, Hwang, Sakai  und Mangala traten heute um 15.15 Uhr die Reise nach Regensburg an.

Nimmt man das Abschlusstraining als Bewertungsgrundlage für die Startelf morgen nimmt, dann scheint Wolf auf den Außenbahnen auf Hee-chan Hwang und Bakery Jatta setzen zu wollen. Womit sich Geschichte wiederholen könnte, denn schon im Hinspiel saß Narey überraschend zunächst nur auf der Bank, wurde dann aber noch in der ersten Halbzeit eingewechselt, als der HSV deutlich zurücklag.

Sportlich überrascht mich dieser offensichtliche Gedanke des Trainers sehr. Denn zum einen hat Narey zuletzt gute Leistungen gezeigt und könnte mit seinem temporeichen, geraden Weg zum Tor in Regensburg ein wichtiger Faktor sein. Bislang spielte Narey in allen 22 Partien, davon 19-mal in der Startelf und wurde dreimal eingewechselt - davon zweimal noch vor der Halbzeit, weil der Trainer seine Entscheidung korrigieren musste.

Auch deshalb würde es mich sehr wundern, wenn Wolf Narey draußen lässt. Zumal Hwang bis heute nicht angekommen zu sein scheint. Der Südkoreaner liefert immer wieder den Beweis, über alle Zutaten zu verfügen, die er als Leistungsträger beim HSV braucht - aber er bekommt sie nicht kanalisiert auf den Platz gebracht. Bislang wirkt es auf mich noch immer so, als sei weder das HSV-Spiel auf Hwang, noch Hwang auf das HSV-Spiel eingestellt. Der Angreifer versucht dabei immer sehr viel, er ist extrem fleißig und arbeitet viel - aber das wirkt eben oft auch hektisch und ist zumeist sehr ineffektiv.

Von daher wäre es für mich eine sportlich mehr als diskutable Entscheidung, einen voll integrierten Narey trotz guter Leistungen zuletzt für Hwang auf die Bank zu setzen, nur um dem Spielpraxis zu geben. Sollte es dabei um den Leihvertrag gehen, der dem HSV bei 18 Einsätzen von Hwang eine Million Euro Leihgebühr spart, wäre es fatal. Aber das traue ich Hannes Wolf absolut nicht zu.

Natürlich kann man sagen: Irgendwann muss bei Hwang ja der Konten platzen. Und das stimmt wahrscheinlich auch. Wenn der platzt kann Hwang hier ein ganz wichtiger Faktor im Aufstiegsrennen werden. Aber bei nunmehr 15 Einsätzen hatte Hwang durchaus die Möglichkeiten, sich zu beweisen und zu zeigen, dass er eine vollwertige Verstärkung ist. Ansprüche daraus kann er indes leistungsbedingt nicht ableiten - im Gegensatz zu Narey. Deshalb wird Narey wird der Faktor Integration hier nicht sonderlich interessieren, wenn er dafür auf die Bank muss. Zurecht nicht, wie ich finde.

Ansonsten dürfte es morgen aufstellungstechnisch keine Überraschungen geben. Das bedeutet, wahrscheinlich beginnt der HSV morgen so: Pollersbeck - Sakai, Bates, van Drongelen, Santos - Mangala - Hwang, Özcan, Holtby, Jatta - Lasogga.

Und wohlgemerkt: Das ist nicht meine Wunschaufstellung, sondern die, von der ich glaube, dass Wolf sie wählen wird. In meiner Startaufstellung würde Narey beginnen und Hwang zunächst draußen bleiben. Ich würde den Südkoreaner bringen, wenn der HSV eine zweite Spitze braucht oder einer der beiden Außen nicht performt oder müde wird. Dass Hwang mit seiner Quirligkeit und seinem Tempodribbling gerade dann belebend sein kann, wenn der Gegner etwas müder wird, das steht für mich außer Frage. Aber ich würde für ihn, zumal er nach der Saison aller Voraussicht nach nicht beim HSV bleiben wird, keinem Spieler vor den Kopf stoßen, der hier eingeplant ist, wenn dieser gerade gut drauf ist.

Dass der Gegner sich durchaus etwas erhofft, könnt Ihr hier hören: In der Pressekonferenz von Jahn Regensburg:

So, das soll es schon für heute gewesen sein. In aller Kürze heute, mein Zwerg ruft. Und für den setze ich - bei allem Respekt - dann auch  Wolf, Narey, den HSV an sich und alles andere auf die Reservebank. Zumindest bis morgen! Denn da melde ich mich dann natürlich wieder nach dem Spiel in Regensburg bei Euch. Und ich hoffe, mit einem Sieg. Nur ne Idee: Narey macht das 1:0, Jatta das 2:1 - und Hwang vollendet als Joker einen Konter in den Schlussminuten zur 3:1-Entscheidung. Dann wären sicher alle sehr zufrieden. Oder?

In diesem Sinne, bis morgen! Scholle

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