Marcus Scholz

14. Juni 2018

So sehr war es sein Wunschverein. Eintracht Frankfurt, die alte Heimat hatte gerufen. Und Nicolai Müller freute sich bei seiner Präsentation über die Rückkehr an die Stätte, wo er große Teile seiner Fußballjugend verbracht hatte. Aber anstatt seine komplette Aufmerksamkeit der neuen Aufgabe widmen zu können, schwelte da noch etwas im Hinterkopf: Enttäuschung. Enttäuschung darüber, dass er in Hamburg nicht zum Bleiben überzeugt wurde. Genau genommen sagte er meinen Kollegen der BILD:

„Bis weit nach der Saison ist kein einziger Verantwortlicher aus dem Klub auf mich zugekommen. Ich habe mir mit meiner Zukunftsentscheidung lange Zeit gelassen, weil ich Hamburg nicht unter Druck setzen wollte. Aber offenbar hat keinem etwas daran gelegen, dass ich bleibe. Plötzlich hatte ich sogar das Image eines Söldners, der den Klub verlässt, nur weil er absteigt. Der Trainer hat nie ein Wort mit mir geredet, er hat mich kein einziges Mal auf meine Zukunft angesprochen.“

Und die Frage ist: Warum auch? Nachdem Müller eine komplette Saison über verletzt war und trotzdem von Trainer Christian Titz eingesetzt wurde und somit anderen, topfitten Spielern vorgezogen wurde. Nach dem letzten Spiel gab es ein Vier-Augen-Gespräch mit Müller, in dem der Trainer auch seine sportliche Perspektive abklärte. Zunächst ohne Ergebnis, ehe mit der Verpflichtung Ralf Beckers ein weiterer Befürworter Müllers zum HSV kam. Aber offenbar zu spät. Denn  Müller verkündete zu dem Zeitpunkt seinen Wechsel nach Frankfurt.

Ende der Geschichte. Beide Seiten gehen friedlich auseinander und wünschen sich gegenseitig alles Gute. Sollte man zumindest meinen.

Aber es kam anders. Müller meckerte. Und das ist schade, zumal man Müller auch im Winter ein Angebot gemacht hatte, das (offenbar mit Weitsicht) vom Aufsichtsrat gestoppt bzw. nicht abgenickt wurde. Und nachdem Müller vor seiner Verletzung eine Vertragsverlängerung beim HSV abgelehnt hatte und selbige im Winter am Aufsichtsrat scheiterte, hat der HSV den Kontakt zu Müllers Berater gesucht – aber eben ohne Erfolg.  Bedenkt man zudem, dass Müller selbst vor der abgelaufenen Saison nicht verlängern wollte, weil er schon damals eine lukrative Anfrage vom FC Schalke vorliegen hatte, die er nicht einfach so verspielen wollte – wirken seine beleidigten Kommentare ziemlich substanzlos. Aber ok. Jetzt ist es so.

Intern hat sich der HSV eh auf einen gemeinsamen Weg festgelegt. Und der hat Konsequenzen. Klaus Michael Kühne beispielsweise, der sich zuletzt intensiv mit Trainer Titz austauschte, könnte dabei eine Rolle einnehmen, die viele nach der Ansage von Klubboss Bernd Hoffmann nicht mehr erwartet hätten. Denn offenbar ist Kühne auch ohne Anteilskauf bereit, bei Transfers zu helfen. Und das ohne Volker Struth, von dem sich laut meinen Kollegen der HSV losgesagt hat. Ich hatte heute im Laufe des Tages zudem gesagt bekommen, dass auch Kühne nicht mehr auf die Hilfe des mächtigen Beraters setzen will.

Ob und inwieweit Kühnes Hilfe am Ende benötigt wird, wird sich eh erst zeigen, wenn der HSV weiß, welche Spieler noch abgegeben werden können und was sie einbringen. Aktuell jedenfalls passiert transfertechnisch erst einmal nichts – bis der eine oder andere Spieler abgegeben wird.

Mein Tag heute war leider terminlich ziemlich verrissen. Zum Schreiben gekommen bin ich tatsächlich erst um 19.45 Uhr, daher die ungewohnt späte Meldung. Viel über die WM werde ich glücklicherweise nicht schreiben müssen. Dafür war das 5:0 der Russen auch zu unspektakulär. Wobei: Ich hoffe sehr, das ändert sich spätestens morgen Abend mit dem Spie der Portugiesen gegen Spanien.

 

In diesem Sinne, bis morgen!

Scholle

 

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