Marcus Scholz

25. Juni 2019

Stürmer waren und sind für mich immer wieder schwer erklärbare Phänomene. Denn während ich als Mittelfeldspieler und später auch in der Defensive immer sehr fleißig sein musste und auch über die Kilometerzahl bewerte wurde, waren die Angreifer nicht selten die bewegungsärmsten Akteure auf dem Platz - und dennoch die Gefeierten. Denn natürlich wurden sie gefeiert, da sie es zumeist waren, die für die entscheidenden Tore gesorgt hatten. „Das kann doch jeder“, dachte ich mir - und sollte mich irren. Denn der Job des Knipsers ist tatsächlich etwas, was man nicht lernen kann. Das hat man - oder eben nicht. „Schwer zu sagen“, so die Antwort vom neuen HSV-Angreifer Lukas Hinterseer auf die Frage, was denn seine besonderen Stärken seien. Das sollten lieber andere beurteilen, so der Österreicher, der beim VfL Bochum 18 Treffer in der abgelaufenen Saison erzielt hatte und in Hamburg als direkter Nachfolger, nein: als Verstärkung gegenüber Pierre Michel Lasogga geholt wurde.

 

Fleißiger auf dem Platz ist Hinterseer gegenüber Lasogga allemal. Das beweisen die durchschnittlichen Laufleistungen. Lasogga lief im Schnitt 7,2 Kilometer pro Spiel - Hinterseer indes 10,44 Kilometer. Der Österreicher bringt es auf 40 Ballkontakte pro Spiel, während Lasogga durchschnittlich 23-mal am Ball war. Effektiver mit dem Ball ist der HSV-Zugang - auch was Tore betrifft. Und er ist schneller. Ergo: Der HSV hat sich tatsächlich verstärkt. Und auch Hinterseer sieht das Ganze als Verbesserung gegenüber seinen bisherigen Stationen Ingolstadt und Bochum an. „Es ist hier zweifellos alles etwas größer und der HSV sicher eine Mannschaft, bei der du als Gegner noch einmal ein paar Prozentpunkte mehr abrufen kannst, weil jeder den HSV schlagen will“, erinnert sich Hinterseer.

Hinterseer will mit dem HSV wieder in die Erste Liga

Sportlich erhofft sich der 28-Jährige mit Hamburg den Schritt, den der HSV in der abgelaufenen Saison fahrlässig verpasst hat. Aber Hinterseer war gut vorbereitet, als er sich heute unseren Fragen stellte. „Es hat viele Veränderungen im Club gegeben. Es gibt ein neues Trainerteam und viele neue Spieler. Daher müssen wir jetzt erstmal zueinander finden und eine richtige Mannschaft werden. Im letzten Jahr hat man hier gesehen, wie schwer die Zweite Liga ist. In jedem Spiel muss man ans Maximum gehen. Ich habe mit dem VfL Bochum selbst gespürt, dass man gegen den HSV nochmal zwei Prozentpunkte zusätzlich draufpacken kann, weil man ihn unbedingt schlagen will.“ Und ohne dem HSV die Favoritenrolle absprechen zu wollen, erweist sich Hinterseer diplomatisch: „Klar gibt es Favoriten, aber in der vergangenen Saison hatte auch keiner den SC Paderborn auf der Rechnung. Von daher müssen wir gewappnet sein.“

Stimmt. Und deshalb sucht der HSV weiter nach Verstärkungen - und nach Abnehmer für seine vermeintlich teurer zu verkaufenden Spieler. Douglas Santos und Rick van Drongelen stehen weiter im Schaufenster. Auch wenn das vom HSV so natürlich niemand sagt. Aber da man heute den Transfer von Nürnbergs Ewerton perfekt machte - zumindest war das der Stand um 18.45 Uhr - stehen auf der Seite Ausgaben knapp 7,8 Millionen Euro, während auf Seite der Einnahmen neun Millionen Euro verbucht sind. Da schon unter Jonas Boldts Vorgänger Ralf Becker klar war, dass der HSV in dieser Saison ein Einnahmeplus erwirtschaften muss (von einem zweistelligen Millionenbetrag war die Rede), müssen zunächst einmal Einnahmen generiert werden, ehe weitere Ausgaben drin sind.

Es müssen Einnahmen generiert werden, bevor weiter eingekauft werden kann

Inklusive Ewerton hat der HSV aktuell acht Neue  verpflichtet. Man hat Spieler  mit einem Altersschnitt von 25 Jahren verpflichtet, und Spieler mit einem Altersschnitt von 22 Jahren abgegeben. Heute holte man den 30 Jahre alten brasilianischen Innenverteidiger Ewerton, von dem Trainer Dieter Hecking so gern schwärmt. Zudem soll noch ein weiterer Innenverteidiger kommen. Angesichts der Tatsache, dass Papadopoulos gestern beim Lauftraining dramatisch abfiel und heute schon wieder bei der zweiten Einheit (übrigens ebenso wie Samperio, Kittel, Hinterseer und Özcan) pausieren musste, könnte dieser Gedanke durchaus Sinn machen. Aber das Thema hatten wir gestern schon.

Kommen wir noch mal kurz zurück zu Lukas Hinterseer, der heute natürlich auch auf seinen berühmten Onkel, den ehemaligen Ski und heutigen Schlagerstar Hansi Hinterseer angesprochen wurde. Zum 1000. Mal sicherlich, wie seine sehr bemüht nette Antwort verriet. Er habe schlichtweg keinen Kontakt zu seinem Onkel, so der Angreifer, der in Bochum als „Teamplayer“ ein hohes Ansehen genoss und innerhalb der Mannschaft als sehr positiver Typ beliebt war. „Wir haben uns sehr bemüht, müssen letztlich aber die Entscheidung akzeptieren“, hatten Bochums Sportchef Sebastian Schindzielorz gesagt und dabei mit netten Worten über seinen Angreifer nicht gegeizt. „Man ist finanziell bis zum Äußersten gegangen, hat sich wirklich gestreckt bis nichts mehr ging“, sagte unser Blogfreund Christian Hoch, der als VfL-Bochum-Reporter näheren Hinterseer dran war als alle anderen. Deshalb hatte ich auch mit Christian im Podcast über Hinterseer gesprochen habe. Hört noch mal rein - es lohnt sich!

Pollersbeck wieder bei RB Salzburg auf dem Zettel? 

Lohnen könnte sich auch ein Wechsel - für Julian Pollersbeck. Wie vor zwei Wochen schon geschrieben, soll RB Salzburg an dem HSV-Keeper interessiert sein. Der Champions-League-Teilnehmer hatte sich nach der Verletzung von Stammkeeper Alexander Walke neben Julian Pollersbeck auch bei Gregor Kobel gemeldet, der in der Vorsaison von 1899 Hoffenheim an den FC Augsburg verliehen war. Kobel wechselte inzwischen zum VfB Stuttgart. Darauf angesprochen antwortet Pollersbeck derzeit nicht. Er hat genug mit seiner Gesundheit zu tun. Nachdem ihm Rückenprobleme zu schaffen machten, absolvierte der HSV-Keeper heute Vormittag nur das Aufwärmprogramm, um am Nachmittag eine Stunde vor dem offiziellen Beginn der zweiten Einheit mit Torwarttrainer Kai Rabe auf den Platz zu gehen. Allerdings beendete Pollersbeck seine Einheit auch früher als der Rest. „Es ist gerade nicht ganz einfach“, so Pollersbeck - wobei er damit seinen körperlichen Zustand meinte. Eine Schleimbeutelentzündung an der Hüfte macht das Hinschmeißen bei Torschüssen - diese standen am Nachmittag auf dem Plan,- schmerzhaft.

Auch deshalb wird Pollersbeck morgen beim ersten Testspiel auf Hamburger Boden gegen den Meiendorfer SV (Anpfiff ist um 19 Uhr in der Flens-Arena, Meiendorfer Straße 196). Ebenso wie Ewerton und Özcan wird der Torhüter nicht dabei sein, dafür sollen alle anderen dabei sein und jeweils eine Halbzeit spielen. Auch Jairo Samperio wird also wieder vol integriert, obgleich er im Training noch ein wenig hasenfüßig wirkt - nach seiner schweren Verletzung und der knapp einjährigen Verletzungspause durchaus nachvollziehbar. „Es sind alle einsetzbar - und es sollen dann auch alle spielen“, so Hecking heute.

Mittwoch Test in Meiendorf - mit allen gesunden Spielern

In diesem Sinne, morgen wird um 11 Uhr vormittags noch einmal trainiert, ehe es am Abend den ersten Test gibt. Ich melde mich morgen früh zum MorningCall und natürlich dann auch im Anschluss an das Spiel am Abend bei Euch. Bis dahin!

Scholle

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