Marcus Scholz

9. Juni 2018

Und täglich grüßt das Murmeltier. In diesem Fall Klaus Michael Kühne mit einem Interview, indem er auf der einen Seite vom neuen HSV-Konstrukt mit Trainer Christian Titz im Mittelpunkt schwärmt und seine Hilfe anbietet. Auf der anderen Seite wird dabei ein Thema aufgemacht, das im Winter bei den Wahlen zum e.V.-Präsidenten schon für viel Wirbel gesorgt hatte: Senn seine Hilfe werde es nur noch geben, wenn der HSV einem Anteilsverkauf über die 24,9 Prozent hinaus zustimmt. „Bisher ist es mir nicht gelungen, die zuständigen HSV-Gremien davon zu überzeugen, dass mir eine höhere Beteiligungsquote an der HSV Fußball AG eingeräumt wird, wofür eine Satzungsänderung erforderlich ist. Wenn diese Voraussetzung erfüllt wird, werde ich weiter helfen“, sagt Klaus Michael Kühne meinen Kollegen der Mopo. Sollte das passieren, wäre Kühne, der aktuell 20,57 Prozent hält, bei mehr als 30 Prozent der gesamten AG-Anteile. Er allein. Hinzu kommen noch die Eigner Familie Burmeister (1,35%), Helmut Bohnhorst (1,44%) sowie die Erben von Alexander Margaritoff (0,67%).

Das Schlimmste an diesem im Winter vor versammelter Mitgliedschaft ausgeschlossenen Szenario wäre, dass der HSV e.V. plötzlich nicht mehr in  der Lage wäre, Satzungsänderungen und andere weitreichende Entscheidungen de AG per Dreiviertel-Mehrheitsbeschluss abzuwenden bzw. zu bestimmen. Kurz gesagt: Der HSV e.V. wäre nicht mehr Herr seines eigenen Glückes in der AG, sondern immer auf den Zuspruch Kühnes angewiesen. Der GAU, den die HSV-Plus-Gegner im Jahr 2014 an die Wand gemalt hatten und dafür fast schon ausgelacht wurden. Damals schon habe ich gesagt, dass ihre Kritik wirke, als ob man einfach nur Angst schüren wolle, solange man kein funktionales Konzept als Gegenvorschlag aufbieten könne, wie dieser HSV zu retten ist. Und das sehe ich heute noch immer so.

Umso besser, dass mit Bernd Hoffmann aktuell ein unbestritten starker Entscheider an erster Stelle im AG-Vorstand und auf dem e.V.-Posten sitzt, der genau dieses Szenario im Winter ausgeschlossen hatte. Unter ihm als Präsidenten sei eine solche Entwicklung undenkbar, sagte er damals. Und auch die letzten Wochen, in denen sich der HSV ganz bewusst so aufstellte, dass er keine Hilfe von Kühne einplante, lassen hoffen, dass dieses Versprechen nicht gebrochen wird. Obgleich Kühne mit dem Geld wedelt und sagt: „Zurzeit braucht Titz noch vier neue Spieler mit besonderem Entwicklungspotenzial. Offensichtlich hat er einiges auf dem Zettel, aber es fehlt das Geld.“ Kühne betont, er hoffe, „dass man mir die Möglichkeit gibt, meine Beteiligung an der HSV Fußball AG um bis zu 10 Prozent aufzustocken“.

Und ich sage: Hoffentlich nicht.

Denn dann wäre verkauft, was nie verkauft werden darf. Neben der Glaubwürdigkeit aller jetzt im Amt befindlichen Verantwortungsträger vor allem auch die Möglichkeit, die Geschicke des HSV zu bestimmen. Dann wäre der HSV genau das, was er nie sein darf: Fremdbestimmt. Denn egal wie sehr Kühnes Herz auch am HSV hängen mag und egal wie oft und wie entscheidend er in den letzten Jahren auch geholfen hat, der HSV muss sich seine Eigenbestimmungsmöglichkeit mit allen Mitteln erhalten. Selbst wenn dafür ein weiterer Gang zur Bodenseebank nötig würde...

Aber wie schon gesagt, angesichts des von Hoffmann, Becker, Titz und des Aufsichtsrates eingeschlagenen Weges scheinen alle Beteiligten das genau so zu sehen. Auf ihnen lastet der Druck, den HSV konkurrenzfähig aufzustellen, ohne noch mal in die Notlage zu kommen, auf Kühnes Millionen angewiesen zu sein. Mehr noch: Sie müssen zusehen, sich endgültig autark zu machen. Denn das, was Kühne in dem Interview angesprochen hat, ist zwar im Konjunktiv gehalten, darf, nein: ES MUSS als Damoklesschwert über der Selbständigkeit des HSV verstanden werden. Denn wer Kühne in den letzten Jahren erlebt hat, der weiß, dass er solche Dinge nicht zum Spaß formuliert. Er schiebt gern Diskussionen mit derartigen Vorstößen selbst an, wenn sie bis dahin als Tabuthema gelten.

Daher: Wehret den Anfängen, liebe HSV-Entscheidungsträger. Diese Uhr kann man nicht einfach umstellen – diese Uhr wäre nie wieder zurückzudrehen. Verkaufte Anteile sind weg.

In  diesem Sinne, bis morgen!

Scholle

P.S.: Zur Pokalauslosung werdet Ihr eh schon überall alles gelesen haben. Unspektakulärer Gegner, der TuS Erndtebrück. Aber eben auch einer, den man nicht unterschätzen darf. Womit ich gern einen Fünfer ins Phrasenschwein einzahle...

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