Marcus Scholz

28. Januar 2020

Spät, aber vielleicht noch nicht zu spät, haben sich die HSV-Verantwortlichen noch einmal ihrer schwierigen Personalien angenommen. Kyriakos Papadopoulos soll - ob mit oder ohne neuen Verein - mit goldenem Handschlag seinen Vertrag auflösen, scheitert aber bislang bei der Suche nach einem neuen Klub. In Schanghai blitzte der Grieche ab, in Russland soll es Interessenten geben. Soll es. Bekannt bzw. offiziell ist noch nichts. Und auch bei Bobby Wood, dem zweiten Spieler mit Millionenvertrag und ohne Einsatzchancen, ist es kaum anders. Der US-Amerikaner hatte am vergangenen Wochenende noch einmal einen Termin bei Sportvorstand Jonas Boldt, der ihm erneut deutlich machte, dass sich auch nach der Wintervorbereitung seine Einsatzchancen nicht verbessert hätten. Im Gegenteil: Durch den Transfer von Joel Pohjanpalo, der bis Saisonende von Bayer Leverkusen ausgeliehen wurde, haben sich die Chancen auf Spielminuten sogar noch einmal verschlechtert. Problem bei Wood: Auch hier gibt es noch keinen Abnehmer.

Besser sieht es nur bei einem Spieler aus, den der Trainer am liebsten behalten würde. Allein die Vernunft scheint hier obsiegt zu haben. „Wenn sich die Möglichkeit ergibt, dann würden wir noch ein Ausleih-Geschäft bis Sommer eingehen“, sagte der HSV-Trainer heute über die Perspektive für Jonas David. Der junge Innenverteidiger steht derzeit beim HSV trotz guter Trainingsleistungen hinter den erfahrenen Timo Letschert, Rick van Drongelen und - seit der Winterpause - auch Ewerton nur noch auf Rang vier in der Rangliste der Innenverteidiger. Hecking: „Wenn ein Verein kommt, wo die Wahrscheinlichkeit groß ist, dass er spielen kann, dann kann es noch gut sein, dass er wechselt.“ Dann allerdings nur auf Leihbasis und ohne die Kaufoption für den aufnehmenden Klub im Sommer.

Jonas David soll spielen - und wird wohl verliehen

Schon in der Hinrunde hatten di HSV-Offiziellen und Davids Berater Dr. Dieter Gudel (FTC) Gespräche darüber geführt, wie der junge U20-Nationalspieler am besten aufgebaut werden kann. Zumal sich im Sommer bereits Interessenten für den 20-Jährigen gemeldet hatten - und abblitzten. Denn Hecking hatte in der Zwischenzeit - wenn auch sehr zufällig - Gefallen an David gefunden. Wie ich in einem Blog schon geschrieben hatte, galt Davids Abgang im Sommer als sehr wahrscheinlich. Mit Jonas Boldt hatten David und Co. schon einen Rahmen abgesteckt, der ihn ablösefrei hätte wechseln lassen. Dann aber kam Hecking, der David zufällig an der Seite von Vagnoman nach den Leistungstests in der Campus-Mensa entdeckte und sich nach ihm erkundigte. Da man damals schon zu der Erkenntnis gekommen war, dass der Mannschaft noch ein wenig Höhe im Team fehlte, wurde der mit 190 Zentimetern hoch gewachsene David mit ins Profitraining genommen - wo er Hecking und Co. zu überzeugen wusste. Bis zuletzt so sehr, dass Hecking sich nicht wirklich von David trennen wollte - und es wohl noch immer nicht will.

Allein, es ist letztlich der einzig vernünftige Weg. Und so lässt Hecking seinen Reservisten nur doch ziehen. Fraglich ist nur, ob David jetzt noch etwas adäquates findet. Denn wer sucht auf der Innenverteidigerposition schon nach einem vergleichsweise unerfahrenen Jungen Mann, der es in dieser Saison auf gerade einmal eine Zweitligaminute, acht Regionalligaspiele und vier U-20-DFB-Einsätze bringt? Richtig: kein Zweitligiist. Daher wird vor allem in der Dritten Liga gesucht. Und neben dem Zugeständnis, David zu verleihen, hat Hecking zur Bedingung gemacht, dass David bei seinem neuen Klub Spielzeit garantiert bekommt. Und das wiederum könnte schwierig werden.

Letschert und van Drongelen? Oder spielt Ewerton?

„Kittel und Ewerton - trofft sie Heckings Zorn?“ hatten die Kollegen der BILD heute getitelt und dabei auf die mögliche Startelf angesprochen, die sich im gestrigen Training abgezeichnet hatte. Und zumindest bei dem Brasilianer scheinen einige Punkte zusammenzukommen, die dafür sprechen, ihn auch jetzt wieder nicht spielen zu lassen. Trotz einer kompletten Vorbereitung und Heckings lobender Worte: „Ewerton ist deutlich, deutlich weiter als in der Vorrunde. Bis auf Lübeck war ich in den Spielen mit ihm damit einverstanden. Körperlich ist er verletzungsfrei und in einem deutlich besseren Zustand und hat bim Spiel in Basel seine Qualitäten gezeigt“, so der HSV-Trainer zufrieden.

Weniger zufrieden dürfte der Trainer damit gewesen sein, dass Ewerton zuletzt zu spät zum Training erschienen war. Man merkt Hecking an, dass er Ewerton unbedingt fest einplanen können will - aber noch ist das Bild, das der Brasilianer abgibt, nicht komplett rund, was wiederum Rick van Drongelen und Timo Letschert erkannt haben. Zumindest demonstrieren sie dem Trainer in der und um die Trainingseinheit herum bei jeder Gelegenheit, wie gut sie sich verstehen. Und Hecking hat es registriert.

Hecking scheint seine Startelf gefunden zu haben

Nicht wechseln wird Julian Pollersbeck. Allerdings nicht, weil man intern umdenkt und ihm plötzlich sogar den Sprung zur Nummer eins zutraut, sondern weil man in der Kürze der Zeit keinen adäquaten Ersatz finden würde und Hecking einem möglichen  Wechsel einen Riegel vorgeschoben hat - sofern das nötig war. Denn angesichts der Verletzung Pollersbecks, die ihn noch zwei, drei Wochen zwangspausierend lässt, ist Pollersbeck aktuell eh schwer vermittelbar. Bis dahin wird eh Tom Mickel hinter dem weiter gesetzten Daniel Heuer Fernandes auf der Bank Platz nehmen. Mit Jordan Beyer als Rechts- und Tim Leibold als Linksverteidiger. In der Innenverteidigung scheint Timo Letschert gesetzt zu sein, während sich van Drongelen und Ewerton um den zweiten IV-Posten streiten. Auf der Sechs hat Adrian Fein deutlich die Nase vor vor Gideon Jung, während Louis Schaub und Jeremy Dudziak auf mich bislang den stabilsten Eindruck im zentralen Mittelfeld machen.

Auf den Außenbahnen scheinen Khaled Narey und Bakery Jatta aktuell Heckings erste Wahl zu sein - wobei heute auch Martin Harnik wieder einen richtig guten Eindruck hinterließ und Sonny Kittel auch noch da ist. Die beiden Letztgenannten müssen für das Nürnberg-Spiel wohl auf einen Joker-Einsatz hoffen. Ebenso wie der letzte Zugang Joel Pohjanpalo, der im Training nicht nur durch seine kurzen Hosen (als einziger!) auffiel, sondern auch mit seinem rustikalen Drang zum Tor. Auf jeden Fall demonstrierte der Finne, dass der auch als Typ Brechstange eine echte Alternative im Sturmzentrum ist, das aller Voraussicht nach zunächst Lukas Hinterseer gegen Nürnberg bekleiden wird. Nicht, weil der Österreicher in der Vorbereitung so überzeigend wirkte - denn das tat er nicht. Aber während Pohjanpalo gerade erst in Hamburg angekommen ist, fehlte Harnik zuletzt fast zwei Wochen. Und mit Wood brauchen wir an dieser Stelle gar nicht erst anzufangen. Was Trainer Dieter Hecking über den personellen Stand und den kommenden Gegner 1. FC Nürnberg sagt, könnt Ihr hier hören:

In diesem Sinne, bis morgen! da wird unter Ausschluss der Öffentlichkeit geheim trainiert und wir (Christian und ich) werden Euch hier wieder die wichtigsten Fakten und Neuigkeiten vor dem Spiel gegen den 1. FC Nürnberg vorstellen.

Bis dahin,

Scholle

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