Marcus Scholz

20. September 2018

Bernd Hoffmann war auf die Fragen gut vorbereitet.  Viele kannte er noch von seiner ersten Amtszeit. Und diesmal brachte der Vorstandsvorsitzende der HSV Fußball AG  zudem noch die Gelassenheit eines frisch unterschriebenen Dreijahresvertrages im Rücken mit. Ergo: Er geriet selbst unter dem heißen Scheinwerferlicht der Mixed-Zone im Volksparkstadion bei den Fragen der knapp 15 Kollegen nicht ins Schwitzen. Im Gegenteil: Der ehemalige Interims- und seit gestern neue Vorstandsvorsitzende bis 2021 freute sich über das Interesse an seiner Person und gab sich optimistisch. Sieben Jahre habe er Zeit gehabt seit seiner ersten Amtszeit als Vorstandsboss. Und er habe viel über seine Fehler nachdenken können, so Hoffmann. Aber es sei jetzt an der Zeit, den eingeschlagenen Weg konsequent weiterzugehen. Und schon deshalb freue er sich besonders darüber, dass ihm der Aufsichtsrat das Vertrauen ausgesprochen habe.

Es dürfte insgesamt eine Art Genugtuung sein, die Hoffmann derzeit empfindet. Zurecht. Denn 2011 war er nach einem jahrelangen internen Machtkampf unter großem Getöse vom Aufsichtsrat als Vorstandsvorsitzender des HSV (damals noch ohne ausgegliederte AG)  entlassen worden. Jetzt ist er zurück. Und das seit gestern noch stärker als vorher. Ein Vorgang, den seine Kritiker 2011 sicher ausgeschlossen hatten. Aber über das Präsidentenamt hin zum Interims-Vorstandsboss und mit vielen guten Entscheidungen seither hat Hoffmann das Unmögliche geschafft und ist zurück. Auch deshalb haftet Hoffmann das Attribut „Macher“ völlig zurecht an.

 

Und diesen Typus braucht der HSV, nachdem er in den letzten Jahren oftmals chaotisch geführt und zuletzt sogar führungslos wirkte. Jemanden, der als hart gilt und durchgreift. Jemanden, der sich nicht dem Druck Klaus Michael Kühnes beugt. Jemanden, der kluge personelle Entscheidungen trifft wie die des neuen Sportvorstandes Ralf Becker, der seinerseits Transfergeschick bewies. Zudem ist der HSV Tabellenführer und verbreitet eine Art Aufbruchstimmung unter Trainer Christian Titz mit der jüngsten Profimannschaft Deutschlands - alles gute Argumente für Hoffmann, der sich auf der Mitgliederversammlung die den Präsidentenwahlen noch massiven Vorwürfen einiger Mitglieder erwehren musste.

Es hieß, Hoffmann spalte den HSV. „Ich glaube, dass der Verein - anders als es gern kolportiert wird - nicht gespalten ist. Der Verein hat eine klare Idee, in welche Richtung er möchte. Natürlich gibt es durchaus immer wieder Mindermeinungen und einzelne, die sich artikulieren. Das ist auch völlig in Ordnung. Aber ich habe das Gefühl, dass der Klub insgesamt ein Interesse an solidem Wirtschaften, sportlichen Erfolg und Ruhe hat. Das ist die zentrale Ausrichtung. Und das lassen sich die Mitglieder insgesamt nicht mehr nehmen.“ Zudem räumte er den Vorwurf, es sei ihm eh immer nur um die Fußball AG gegangen: "Ich wollte vom ersten Tag an, das ist die Wahrheit, einen Einfluss beim HSV ausüben." Und dafür habe es nur den Weg über das Präsidium des HSV e.v. gegeben.

Kurzum: Hoffmann hat derzeit tatsächlich mehr als Grund genug, zufrieden zu lächeln, wenn er sein altes/neues Vorstandsbüro betritt. Er hat es allen seinen Kritikern gezeigt. Dass es in den nächsten Wochen und Monaten bei der Neubesetzung des Präsidentenpostens noch mal lauter wird - das weiß Hoffmann auch. Immerhin ist es der Beirat, der den oder die neuen Kandidaten und Kandidatinnen zur Wahl bei der nächsten Mitgliederversammlung zulässt - und der Beirat ist Hoffmann gegenüber nicht nur wohl gesonnen. Vorsichtig formuliert. Dennoch hat Hoffmann aktuell eine sehr gute Ausgangsposition, auch hier jemanden zu installieren, der neben seinen beiden Vizepräsidenten auch seinen Weg mitgehen will.

Aber auch hier ist Hoffmann seinerseits gelassen. Er weiß um seine Position und beantwortet souverän die Frage, ob er hier eine Wunschlösung für seine Nachfolge habe: „Das ist Sache des Beirates, diese Personalien neu zu besetzen. Thomas Schulz und Moritz Schaefer werden dabei bleiben und sich hoffe, dass dieses Team um jemanden ergänzt wird, der da gut reinpasst und den eingeschlagenen Weg weitergeht. Aber wie gesagt, das ist Sache zwischen Restpräsidium und Beirat. Ich will mich allgemein an Personaldiskussionen nicht beteiligen. Grundsätzlich nicht“, so Hoffmann heute, nachdem er gestern bereits Ehren- und Beiräte im Elysée-Hotel zusammengerufen hatte, um ihnen von seinem neuen Dreijahresvertrag zu erzählen und seinen Rücktritt offiziell bekanntzugeben. Im Zuge dieses Treffens hatte Hoffmann den Räten übrigens auch eine Personalie schon sehr nahegelegt: Katrin Sattelmair.

Der Name der Rechtsanwältin und Notarin wurde dementsprechend auch gestern Nacht schon gespielt. Und die Notarin scheint ihrerseits interessiert. Dreimal schon kandidierte die Hoffmann-Vertraute schon für den Aufsichtsrat und bringt sich auch sonst aktiv im HSV ein. Daher besteht hier eine sehr hohe Wahrscheinlichkeit, dass es zu einer Kandidatur kommt. Einzureichen ist diese persönlich von Sattelmair bis November. Dann wissen wir alle mehr.

 

So, das war es mit dem nunmehr zweiten Blog für heute, nachdem uns Tobias Escher hier schon seine taktischen Analysen mitgeteilt hatte. Ich melde mich dann morgen, wo nicht öffentlich trainiert wird, wieder bei Euch. Dann wieder mit dabei sein sollen übrigens Lewis Holtby und Tatsuya Ito, die auch am Sonntag gegen Jahn Regensburg schon wieder zum Kader gehören könnten.

 

Bis morgen, Euch allen einen schönen Abend! Scholle

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