Marcus Scholz

14. Februar 2019

Geht man nur nach dem Training, sieht s so aus, als würde der HSV wie in der zweiten Halbzeit nach Santos’ Auswechslung beginnen.  Also auch mit Josh Vagnoman als Linksverteidiger. „Es gibt mehrere Optionen“, sagt Hannes Wolf,  „zum Beispiel auch Khaled Narey, der das oft gespielt hat. Auch das könnte eine Option sein, da er es schon sehr viel gespielt hat.“ Josha  Vagnoman ist ein ernsthafter Kandidat, obgleich es seine Bundesligapremiere als Linksverteidiger von Beginn an wäre. Das erste und bislang (logischerweise) letzte Mal als Linksverteidiger spielte er nach seiner Einwechslung am Montag gegen Dresden. „Josha Vagnoman hat es nach seiner Einwechslung auch gut gemacht“, lobt Wolf und hält den Konkurrenzdruck hoch, „er hinterlässt auch im Training einen stabilen Eindruck. Er interpretiert es anders als Gideon - aber er hat Power, kann verteidigen und hat die Körperlichkeit. Natürlich kann er spielen. Aber auch Josh müsste sich bis an die Decke strecken, damit wir da erfolgreich sein können.“

Nich spielen können Jairo Samperio, Kyriakos Papadopoulos und Aaron Hunt, der gesperrte Gotoku Sakai und natürlich der frisch verletzte Douglas Santos ausfallen wird. „Ansonsten stehen alle Spieler zur Verfügung“, freut sich Wolf, dem auch Hee-chan Hwang überraschend früh wieder zu Verfügung steht. Gestern trainierte der Südkoreaner schon mit der Mannschaft, heute auch. „Er hat wieder voll mittrainiert. Es wurde das komplette Okay gegeben. Ein Kandidat für die Startelf ist er“, so Wolf sichtbar erfreut über die Alternative. Zugleich schränkte er aber auch ein: „90 Minuten wird er nicht durchspielen können. Er ist eine sehr gute Option, ob von Anfang an oder im Verlauf des Spiels.“ Gut möglich ist, dass Wolf mit Hwang auf Rechtsaußen und dafür mit Khaled Narey als Außenverteidiger beginnt.

Sicher wieder helfen soll Pierre-Michel Lasogga in der Spitze. Nachdem er gegen Dresden ohne eigenen Torerfolg blieb, legte sich Wolf heute darauf fest und nahm Lasogga präventiv in Schutz: „Dresden war für ihn ein sehr schweres Spiel, weil er im Prinzip ganz allein gegen drei Innenverteidiger antreten musste. Die Räume waren da woanders. Dennoch hatte er seine Chancen, da hat nur ein Quäntchen gefehlt. Sein Wert für die Mannschaft aber ist groß, nicht nur wegen seiner Tore, sondern auch bei defensiven Standards. Gefühlt gab es kein Gegentor mit ihm im Team.“

Zumal Wolf betonte, dass Heidenheim insbesondere auch über Standards gefährlich sei. Und auch heute warnte Wolf wieder vor einem starken Gegner. Er betonte erneut, dass Heidenheim das vielleicht schwerste Los derzeit in der Zweiten Liga sei. Die Rückrundentabelle - Heidenheim liegt mit zehn Punkten aus vier Spielen vorn - bestätigt Wolf. „Heidenheim ist eine sehr kompakte, sehr körperliche Mannschaft, die nach vorne sehr viel Geschwindigkeit hat. Heidenheim hat nicht nur in der Liga gut gepunktet, sondern im Pokal auch Bayer Leverkusen ausgeschaltet. Wir sind uns bewusst, dass es eine der schwersten Aufgaben ist. Da müssen wir auf allen Ebenden und die ganze Zeit auf hohem Niveau sein. Wir wollen permanent nach vorn spielen, Tore machen - da müssen wir extrem fleißig sein und eine gute Härte haben. Das ist auch unser Anspruch.“

Wolf äußerte sich heute auch zum Thema Pyrotechnik, das der neue Chef-Fanbeauftragte des HSV, Cornelius Göbel, angeschoben und das Vorstandsboss Bernd Hoffmann heute via Hamburger Abendblatt zur Diskussion gestellt hat. Besser gesagt: Hoffmann hat den bereits im Dezember aufgenommenen Dialog mit den Fans noch einmal als wichtig bezeichnet. Ein Thema, das inhaltlich sehr kontrovers diskutiert wird. Fakt ist aber: Das Zünden von Pyrotechnik ist illegal und muss aktuell sanktioniert werden. Fakt bist aber auch, dass sich dadurch keine Besserung einstellt. Eher das Gegenteil ist der Fall - zuletzt gesehen gegen Dynamo Dresden, als die Gästefans nach fünf Minuten die komplette Ecke Südwest im Stadion mit Pyros überzogen. Dennoch, im Gegensatz zu vielen anderen sehe ich legalisiertes, kontrolliertes Abbrennen von Pyro (egal ob das alte oder das neuartige) durchaus als Lösungsweg an, den man versuchen sollte. Obgleich ich befürchte, dass es immer wieder Fans geben wird, die auch diese Regeln brechen - weil ihnen anders schlicht der Reiz fehlt. Dennoch, den Versuch ist es allemal wert - von daher kann ich diesen Weg, den der HSV dank Göbel inzwischen geht, nur gutheißen.

Ebenfalls positiv ist, dass der HSV im Trainerstab auf Konstanz setzt. gestern wurde mit den Container Andre Kilian (ein weiteres Jahr) und Maik Goebbels (drei weitere Jahre) vorzeitig verlängert. Sehr zur Freude von Cheftrainer Hannes Wolf: „Es hat vom ersten Tag an wirklich gepasst. Der Verein hat hier ein sehr gutes Händchen bewiesen. Das war sehr gut analysiert, dass das funktionieren kann. Ich bin froh, dass es so weitergeht. Das ist auch ein eindeutiges Signal, dass ich den Weg mit ihnen zusammen weitergehen will.“ Ebenso vom HSV, der über Sportvorstand Ralf Becker seinem Cheftrainer auf der Mitgliederversammlung schon eine Jobgarantie („Ich bin mir ganz sicher, das Hannes Wolf in zwölf Monaten noch der Trainer ist. Das kann jeder so aufschreiben. Daran werde ich mich messen lassen. Hannes Wolf ist genau der richtige Trainer für den HSV“) ausgestellt hatte. Und einen Grund, an der Nachhaltigkeit von Beckers Aussagen zu zweifeln, gibt es bislang nicht.

Im Gegenteil: Heute nun wurde bekannt, dass der HSV seinen Weg über günstige, talentierte Spieler zu kommen - so fortsetzt, wie Becker ihn im Sommer begonnen hat. Und ehrlich gesagt - auch das finde ich sehr gut. Nach Sturm-Juwel Ware Pakia (17, kommt vom BVB) wurde heute die Verpflichtung von Jan Gyamerah (23) bekanntgegeben. Der 23-jährige Defensiv-Allrounder kommt ablösefrei vom VfL Bochum. Die Pressemitteilung im Wortlaut:

HSV VERPFLICHTET JAN GYAMERAH

DER 23-JÄHRIGE AUSSENVERTEIDIGER WECHSELT ZUR KOMMENDEN SAISON ZU DEN ROTHOSEN UND UNTERSCHREIBT EINEN DREI-JAHRES-VERTRAG.

Der HSV arbeitet weiter am Spielerkader für die kommenden Jahre. Zur nächsten Saison wechselt Jan Gyamerah ablösefrei zu den Rothosen. Der 23-jährige Außenverteidiger unterschreibt einen ligaunabhängigen Drei-Jahres-Vertrag. Aktuell spielt Gyamerah für den Ligakonkurrenten VfL Bochum, für den er in der laufenden Saison bislang 21-mal zum Einsatz kam. „Jan ist ein Spieler, der absolut in unser Anforderungsprofil passt.

 Er ist ein junger Spieler, der vom Alter her zu uns passt und sich weiterentwickeln möchte. Wir sind überzeugt davon, dass er uns bei unserem Weg helfen wird“, freut sich Ralf Becker über den Zugang, möchte das Augenmerk für beide Seiten aber gleich wieder auf die aktuelle Saison richten. „Der volle Fokus gilt sowohl für ihn in Bochum als auch für uns in Hamburg auf die kommenden Aufgaben in der 2. Liga“, so der HSV-Sportvorstand. Alles Weitere komme dann im Sommer.

Nach seinen ersten Vereinsstationen beim FC Stadthagen und Arminia Bielefeld wechselte Gyamerah 2011 im Alter von 15 Jahren in die Jugend des VfL Bochum und durchlief fortan die Jugendmannschaften des Clubs. Am 20. Dezember 2013 debütierte er in der Profimannschaft im Zweitligaduell gegen Dynamo Dresden und wurde bislang 70-mal in der 2. Liga und zweimal im DFB-Pokal eingesetzt. Zweimal spielte er zudem für die U17- und viermal für die U19-Nationalmannschaft Deutschlands. Seine Stammposition ist die rechte Außenverteidigerposition, der in Berlin geborene Deutsch-Ghanaer kam in dieser Saison aber auch schon in der Innenverteidigung und im Mittelfeld zum Einsatz.

Da ich Euch aus (fehlender) eigener Beobachtung nicht mehr über den Neuen erzählen kann, habe ich heute meinen Freund und aktuellen VfL-Bochum-Reporter Christian Alexander Hoch angerufen und ihn gebeten, seine jahrelange Beobachtung  aufzuschreiben. Hier sein Werk:

Das ist HSV-Neuzugang Jan Gyamerah 

Der Hamburger SV hat Rechtsverteidiger Jan Gyamerah (23) für drei Jahre unter Vertrag genommen. Der gebürtige Berliner kommt von Ligakonkurrent VfL Bochum, bei dem er seit viele Jugendstationen durchlaufen hat. Rautenperle stellt den Neuzugang vor: Das ist Jan Gyamerah. 

Christian Alexander Hoch

 Am 18. Juni 1995 wird der Deutsch-Ghanaer in Berlin geboren. Im Alter von 16 Jahren wechselt er aus der Jugend von Arminia Bielefeld zum VfL Bochum. In den folgenden acht Jahren entwickelte sich das Verteidiger-Talent zum absoluten Leistungsträger in der Bochumer Defensive. In dieser Spielzeit kam der gebürtige Berliner in sämtlichen 20 Ligaspielen zum Einsatz, 16 Partien bestritt er von Beginn an. Der Verlust des Verteidigers schmerzt den VfL Bochum nicht nur aus sportlicher, sondern auch aus finanzieller Sicht. Denn für den 23-Jährigen kassiert der VfL keine Ablösesumme. Aus Sicht des HSV ist die Verpflichtung ein Transfer mit Weitsicht, für den Sportvorstand Ralf Becker zurecht von den Fans gelobt wird.

Der VfL wollte Gyamerah um jeden Preis behalten, ging für das Eigengewächs bis an die Schmerzensgrenze. Schon im vergangenen Sommer hatte es ein Angebot aus der Bundesliga für Gyamerah gegeben. Bochum hatte gehofft, sein Talent noch umstimmen zu können und wollte die sportlichen Ambitionen nicht verringern. Geschäftsführer Sport Sebastian Schindzielorz: „Die negativen Aspekte hätten überwogen und wir hätten ein großes Problem in der Kommunikation nach außen gehabt. Frei nach dem Motto: Wir verscherbeln unsere besten Spieler, bekommen keinen adäquaten Ersatz und sind sportlich überhaupt nicht ambitioniert.“ Die VfL-Verantwortlichen schätzen an Gyamerah das enorme Tempo auf der Position des rechten Verteidigers, die Gegner fürchten seine Vorstöße. Seine gute Physis bringt er gleichzeitig auch in die defensiven Zweikämpfe ein - eine gesunde Balance. Dazu bringt Gyamerah ein enormes Entwicklungspotenzial mit. Der Wechsel aus der Komfortzone „Bochum“ ist der nächste logische Schritt für ihn, er wird weiter reifen und noch besser werden.

Auch seine Verletzungsanfälligkeit scheint der HSV-Neuzugang überwunden zu haben. 2016 verlängerte der VfL den Vertrag mit Gyamerah, obwohl der bis dato lediglich auf zwei Kurzeinsätze in der Zweiten Liga gekommen ist. Zuvor setzten ihn schwere Verletzungen außer Gefecht. Von März 2014 bis Juli 2015 konnte er beispielsweise wegen Adduktorenproblemen nicht spielen. Er fehlte insgesamt 512 Tage, verpasste insgesamt 60 Spiele. Zu diesem Zeitpunkt hing seine Karriere am seidenen Faden. Gyamerah selbst über die schwere Zeit: „Es war nicht immer einfach, ich habe aber immer an mich geglaubt und nie aufgegeben. Mein Umfeld und meine Familie haben mir dabei sehr geholfen, aber du brauchst immer das Vertrauen in dich selbst, damit du es schaffst, da herauszukommen. Das hatte ich zu jeder Zeit, ich habe nie an Aufgeben gedacht.“ Und Gyamerah schaffte den Durchbruch, wurde unverzichtbar in Bochum. Vielleicht dann auch ab Sommer in Hamburg - beim HSV.  

 

In diesem Sinne, bis morgen! Da wird unter Ausschluss der Öffentlichkeit trainiert, ehe es nach Heidenheim geht. Ich melde mich morgen früh wieder mit dem MorningCall um 7.30 Uhr und dann natürlich auch am Abend wieder bei Euch.

Bis dahin!

Scholle

 

 

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