Marcus Scholz

19. Januar 2020

Der Tag begann mit eher wenig positiven Nachrichten. Zuerst wurde bekannt, dass Martin Harniks Verletzung doch etwas schlimmer als erwartet ist. Der Angreifer hatte schon in Portugal nur individuell arbeiten können und war am Freitag mit uns zusammen aus Lagos nach Hamburg geflogen, um sich hier einer MRT-Untersuchung zu unterziehen. Die wiederum ergab jetzt, dass sich der 32-Jährige einen Muskelfaserriss in der Wade zugezogen hat und voraussichtlich die nächsten zwei Wochen noch ausfallen wird. Ergo: Das Nürnberg-Spiel am 30. Januar im Volksparkstadion wird Harnik nahezu sicher verpassen. Wenn es schlecht läuft auch noch das zweite Rückrundenspiel 2020 am 3. Februar in Bochum. Zudem vermeldete der HSV heute entgegen der ersten Ankündigung, dass das Testspiel beim FC Basel nicht live via HSV TV zu sehen sein wird. Grund dafür sei, dass sich die dafür verantwortliche Heimmannschaft mit keiner Produktionsfirma einigen konnte. Bitter. Vor allem für uns, da wir uns darauf verlassen hatten, dass das Spiel zu sehen sein wird. Wir hatten auf den kostspieligen Trip in die Schweiz verzichtet, weil wir mit einem Kollegen vor Ort verbunden sind und dazu die TV-Bilder haben - dachten wir. Aber es kam anders.

Wobei - von diesem Moment an wurde es besser. Angefangen mit der Nachricht, dass Lukas Hinterseer doch schnell genug wieder gesund geworden war, um gegen Basel im Kader zu stehen, begann der HSV gegen den Schweizer Champions-League-Teilnehmer stark. Gleich nach zwei Minuten hatte Narey die Führung auf dem Fuß, die er in der 9. Minute mit einem schnellen Gegenstoß und einer schönen Hackenablage auf Passgeber Louis Schaub einleitete. Der Österreicher sah im Anschluss daran den durchstartenden Dudziak, der den Traumpass Schaubs mit einem schönen Lupfer über den herauseilenden Schweizer Keeper zum 1:0 einnetzte. Ein Treffer ganz nach dem Geschmack Dieter Heckings. denn der Trainer hatte vor und während des Trainingslagers das schnelle Umschalten zum Kernthema dieser Wintervorbereitung erklärt. Und durfte hier den ersten Lerneffekt bei seiner Mannschaft erkennen.

HSV spielt starke erste Halbzeit - Dudziak trifft

Ebenfalls gut: Die Gastgeber aus Basel kamen zwar zu zwei Gelegenheiten, ansonsten aber stand die Defensive des HSV sehr gut. Timo Letschert und Ewerton scheinen hier das Rennen um die zwei Innenverteidigerpositionen gemacht zu haben. Und sie bestätigten diese Entscheidung in der ersten Hälfte zusammen mit Zugang Jordan Beyer als Rechtsverteidiger und Tim Leibold links hinten. Auf der Sechs scheint Adrian Fein langsam wieder zu alter Stärke zu finden und im Offensivbereich wurde deutlich, dass auch der zweite Neue, Louis Schaub, dem HSV helfen wird. Ebenso wie Narey, der durch Beyers Verpflichtung plötzlich wieder in die Offensive geschoben wird und über die rechte Offensivseite heute ein auffällig gutes Spiel lieferte. Es wirkte fast so, als habe ihn der Positionswechsel von einer last befreit. Zumindest untermauerte Narey eindrucksvoll, dass er in die Startelf will. Womit wir zum Thema des Tages kommen: Zur HSV-Offensive.

 

Denn hier wurde bekannt, dass der HSV ernst macht. Wie gestern im Blog geschrieben, scheint sich der HSV im Poker um den slowakischen Nachwuchsstürmer Robert Bozenik von der Konkurrenz abgesetzt zu haben. Rotterdam und Brentford hatten ihr Interesse bekundet, aber den Spieler und dessen Berater nicht überzeugen können. Anders der HSV, der die Gespräche schon seit Dezember geführt hat und jetzt noch mal nachlegte. Dem Vernehmen nach fordert Bozeniks Klub MSK Zilina noch immer fünf Millionen Euro Ablösesumme, während der HSV bis zu drei Millionen Euro zu zahlen bereit wäre. Gestern soll Sportvorstand Jonas Boldt, der heute seinen 38. Geburtstag feiert, das HSV-Angebot nachgebessert haben, um Bozenik so schnell wie möglich auch Hamburg zu holen. Nicht zuletzt, weil Bobby Wood (er wurde heute nicht mal eingewechselt) keine Alternative mehr darstellt, Harnik ausfällt und der HSV somit nur noch Hinterseer als echter Spitze hat.

2:0 - Kittel sorgt für verdienten Sieg in Basel

Letztgenannter war heute wie eingangs schon geschrieben wieder mit an Bord und kam auch mit Beginn der zweiten Hälfte ins Spiel. Narey rückte für Beyer nach hinten rechts, Bakery Jatta rückte für Hinterseer aus dem Sturmzentrum auf die rechte Offensivseite und hinten ersetzte van Drongelen den Brasilianer Ewerton in der Innenverteidigung. Später kam noch Jonas David für Letschert und im Mittelfeld wurde bunt durchgewechselt, was auch dazu führte, dass die Schweizer Gastgeber jetzt mehr Spielanteile hatten. Aber es führte auch zum 2:0 für den HSV. Nach seiner schönen Kombination über Kinsombi und Christoph Moritz kam Hinterseer an den Ball. Dessen Ablage wurde auf Kittel abgefälscht, und der hatte aus zehn Metern keine Probleme, in der 71. Minute das 2:0 und damit den Endstand zu besorgen. Ein verdienter Sieg, da waren sich alle Beteiligten im Anschluss einig. Hecking: „Das sah gut aus. Es war ein Spielrhythmus zu erkennen, ein gutes Abwehrverhalten. Das war zum Abschluss noch mal gut. Heute haben wir es in Ballbesitzphasen deutlich besser gespielt als gegen Seoul.“

 

Was mich im Gegensatz zum 1:1 gegen den FC Seoul positiv stimmt: Der HSV präsentierte sich heute im Zentrum und in der Defensive stark. Hinten die Innenverteidiger, im Mittelfeld endlich ich wieder Fein sowie die Kreativen Dudziak und Schaub. Später kamen Kinsombi und Jung, die es ebenfalls gut lösten, während der improvisierte Dreierangriff in der ersten Hälfte (v.l. nach rechts mit Kittel, Jatta und Narey) funktionierte. Ergo: Ein gelungener Abschluss des Trainingslagers, der berechtigt darauf hoffen lässt, dass Beyer (in beiden Spielen gut) und Schaub, der heute endlich aufdrehte, als Verstärkungen zu sehen sind. Und sollte man sich jetzt im Sturmzentrum noch einmal verstärken können, wären die wichtigsten personellen Baustellen sehr gut gelöst. Fakt ist, dass der HSV in Sachen Tempo in der Innenverteidigung sowie in Sachen Defensiv-Kopfball noch erkennbare Schwächen hat. Allerdings sollte man mit Schaub, mit einem zurückkehrenden Hunt sowie Kittel, mit Kinsombi, einem wieder erstarkten Fein und vor allem mit dem für mich auffälligsten HSVer aktuell, Jeremy Dudziak, in der Lage sein, auch tief stehende Gegner zu knacken. Zumal wenn man sich im Sturmzentrum noch einmal verstärken kann.

Weniger Ballbesitz - Hecking stellt seinen Plan um

Auch Trainer Hecking zeigte sich insgesamt zufrieden mit der Trainingswoche in Portugal und dem heutigen Abschlusstest in Basel: Das ist jetzt der Abschluss einer sehr intensiven Woche gewesen. Ich denke, wir haben die Zeit in Portugal wirklich sehr gut genutzt und gewisse Dinge wieder aufzuarbeiten. Wir sind ingesamt kompakter geworden, die Mannschaft hat es verstanden. Und das war wichtig für mich zu sehen.“ Zudem habe man beide Neuzugänge schnell integrieren können und das habe man heute auch gesehen.Auch beim wunderschön herausgespielten 1:0 von Dudziak. Hecking: „Es war ein toller Spielzug von uns. Gute Abläufe, gut den Konter ausgespielt. Wenn man den Raum hat, kann man das so spielen. Das müssen wir uns erst einmal erarbeiten. Wenn wir es gut machen, werden wir uns solche Aktionen kreieren können.“

 

Um dahin zu kommen werde man in Zukunft auch das bisherige dominante Spiel ein wenig dosieren. „Wir werden den Gegnern viel mehr den Ball lassen“, kündigte Hecking heute an, „weil es wenige Mannschaften gibt, die mit dem Ball etwas anfangen können. Und warum sollen wir immer die Wilden spielen, die vorne draufgehen und dann selbst unter Druck geraten, weil ein Konter reicht? Ich denke schon, dass unser Plan für die Rückrunde ein anderer wird als der für die Hinrunde.“ Schon im letzten Spiel 2019 in Darmstadt habe man das Spiel dahingehend umgestellt - allerdings ohne sich dafür zu belohnen. Das soll durch Heckings Planänderung jetzt anders werden.

In diesem Sinne, bis morgen! Da melde ich mich schon um 7.30 Uhr wieder pünktlich mit dem MorningCall bei Euch. Bis dahin Euch allen noch einen schönen Sonntag!

Scholle

Statistik:

HSV: Heuer Fernandes - Beyer (46. Hinterseer), Ewerton (46. van Drongelen), Letschert (63. David), Leibold (87. Sousa) - Fein (63. Jung) - Schaub (63. Kinsombi), Dudziak (63. Moritz) - Narey, Jatta, Kittel (78. Amaechi)

Tore: 1:0 Dudziak (9.), 2:0 Kittel (71.)

Zuschauer: 6.489

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