Marcus Scholz

17. Juni 2019

Zwei Tage mit den unangenehmen Dingen der Vorbereitung beginnen - so hat es der Sommerfahrplan des neuen HSV-Trainers Dieter Hecking vorgesehen. Und dafür absolvierten die einen Spieler heute ihre Laktattests, während die anderen zu Belastungs-EKGs etc. ins Uniklinikum Eppendorf fuhren. Von einem augenärztlichen Check über ausführliche orthopädische und kardiologische Untersuchungen bis hin zu einem Zahnarztbesuch war alles dabei. „Es gibt klare Vorgaben der DFL, die einmal im Jahr bei jedem Spieler abgecheckt werden müssen“, erklärt HSV-Mannschaftsarzt und UKE Athleticum-Leiter Götz Welsch zu den obligatorischen Tests auf der Vereinshomepage. welsch weiter: „Zusätzlich dazu werden noch viele weitere Daten erfasst, um ein optimales und möglichst individuelles Bild eines jeden Spielers, seiner Leistungsfähigkeit und seiner Beschwerden und Schwachstellen zu bekommen.“

Dazu gehören unter anderem eine Ausdauerdiagnostik auf dem Laufband, der sogenannte Laktat-Test, isometrische Maximalkraftdiagnostik oder Sprungkraft-Tests. Mit den Ergebnissen werden die Rehatrainer und Athletiktrainer individuelle Trainingspläne für die Profis ausarbeiten können, um jeden einzelnen maximal fit zu bekommen bis zum Saisonauftakt.

Einer, der nach seiner schweren Verletzung hofft, schnell wieder Fuß zu fassen, ist David Kinsombi. Der Neuzugang von Holstein Kiel ist die Rückrunde mit einem Schienbeinbruch ausgefallen und soll jetzt langsam wieder rangeführt werden. Wenn alles glattläuft, soll er schon am Mittwoch um 10 Uhr bei der ersten öffentlichen Einheit auf dem Platz mitwirken können, während neben Douglas Santos - der Brasilianer erbat sich Urlaubsaufschub, weil seine Frau hochschwanger ist und er sie bei wichtigen Untersuchungen begleiten wolle, so die Vereinserklärung - zum Trainingsauftakt auch die Nationalspieler Rick van Drongelen, Vasilije Janjicic und Berkay Özcan fehlten. Allesamt haben nach ihren Länderspieleinsätzen jeweils drei Wochen Zeit zur Regeneration erhalten. Tatsuya Ito ist zudem noch mit der japanischen Nationalmannschaft als Gast-Team bei der Copa America im Einsatz und erhält im Anschluss drei Wochen Urlaub. David Bates ist nach seinem Innenbandriss noch im Aufbautraining.

Kommt nach Kinsombi und Kittel jetzt auch noch Bakalorz? 

Auch Sonny Kittel ist (zumindest heute) noch immer nicht offiziell verkündet worden - obgleich alle mit einem schnellen Vollzug des Transfers aus Ingolstadt nach Hamburg rechnen. Ob der Mittelfeldspieler am Mittwoch dabei ist, ist ebenso offen wie die Verpflichtung des neuen Cotrainer Tobias Schweinsteiger.

Aber, nur mal angenommen, der HSV bekommt nach Kinsombi jetzt noch Kittel und dazu auch noch Marvin Bakalorz von Hannover 96 dazu, es wäre für mich eine mehr als deutliche Steigerung zum Vorjahr. Okay, Orel Mangala zu ersetzen ist schwer. Aber ein gesunder Kinsombi und ein Bakalorz mit einem nicht minder technisch, lauf- und kampfstarken Sonny Kittel davor - das wäre so ganz nach meinen Vorstellungen. Der HSV hätte im Mittelfeldzentrum endlich auch die Qualitäten, die in der abgelaufenen Saison zum Aufstieg gefehlt haben. Fußballerisch und kämpferisch wäre alles da. Zudem wäre es eine harte Konkurrenz für Aaron Hunt, der um seinen Stammplatz fürchten muss. Zurecht, wie ich finde. Denn der HSV muss endlich zusehen, eine gesunde und längerfristig einzuplanende Achse zu finden. Junge Spieler wie Kinsombi, Kittel und eventuell eben auch noch Bakalorz, die langfristig beim HSV unterschreiben, sind ein erster Schritt dahin. Ein erster richtig guter Schritt wie ich finde.

 

Man wolle einmal alles auf links drehen, hatte Vorstandsboss Bernd Hoffmann angekündigt und Jonas Boldt hatte betont, das auch im sportlichen Bereich so umsetzen zu wollen. Dafür wurde einigen Spielern bereits mitgeteilt, dass sie sich einen neuen Verein suchen dürfen. Julian Pollersbeck zum Beispiel, was ich persönlich sehr schade fände. Aber neben den bekannten Spielern wie eben Pollersbeck wurde auch anderen Spielern nahegelegt, den Verein zu verlassen, bzw.: Es wurde gesagt, dass man ihnen keine Steine in den Weg legen würde, wenn sie einen neuen Klub finden. Und unter diesen Kandidaten ist mit Santos einer, der von sich aus weg will. Zudem mit Sakai und Ito zwei, die zuletzt mit Wechselabsichten kokettierten. Und es sind zwei Namen dabei, die mich aus unterschiedlichen Gründen ein wenig überraschen: Gideon Jung und Rick van Drongelen.

Sakai, Ito, Pollersbeck, Jung und van Drongelen dürfen gehen

Okay, Jung hatte in der Rückrunde einen extrem schweren Stand und wusste nach seiner langen Verletzungspause nicht zu überzeugen. Allerdings hatte er selbst bis zuletzt betont, beim HSV bleiben zu wollen. Jetzt dürfte er gehen. Und bei van Drongelen fehlt mir noch die Idee dahinter. Vor allem fehlt mir der Ersatz. Auf einen Kyriakos Papadopoulos setzen zu wollen als Fixpunkt halte ich für ein ganz schweres Unterfangen. Denn der Grieche, der Wien inzwischen so viele beim HSV schon schwerwiegende Knieverletzungen hinter sich hat, war in der abgelaufenen Saison keine Stütze. Im Gegenteil: Intern baute Trainer Hannes Wolf nach einer ehrlichen Aussprache mit dem Griechen nicht mehr auf Papadopoulos. Es hieß intern, es gäbe Motivationsprobleme bei dem Spieler.

Und viel mehr Abwehrspieler hat der HSV dann auch schon gar nicht mehr, nachdem Bates verletzt ist und Leo Lacroix nicht verpflichtet worden ist.   Wobei: Einen dann doch: Adrian Fein wechselt für ein Jahr auf Leihbasis vom FC Bayern München zum HSV. Der 20-Jährige Defensivspieler war zuletzt an den SSV Jahn Regensburg ausgeliehen. Dort bestritt der U20-Nationalspieler in der vergangenen Saison 21 Spiele und bereitete zwei Tore vor. Fein, der sowohl im defensiven Mittelfeld als auch in der Verteidigung eingesetzt werden kann, soll dem HSV im Defensivbereich Flexibilität verleihen.

Ein weiteres Talent geht - auf Leihbasis

Es war immer klar, dass der HSV viel auf Leihgeschäfte setzen müsse. Das hatte Ralf Becker schon vor seinem Amtsantritt im Mai 2018 gesagt. Auf sein Nachfolger Jonas Boldt hatte das vor einigen Wochen gesagt, als er das Amt von Becker übernahm. Und heute wurde der nächste Leihdeal fix gemacht - allerdings auch in die andere Richtung:  Mit Aaron Opoku verlässt ein Talent den HSV - ebenfalls auf Leihbasis. Im Regionalliga-Team kam der Offensivspieler beim HSV auf 17 Einsätze (zwei Tore, drei Vorlagen) und soll jetzt in der Dritten Liga Spielpraxis sammeln. Nach MOPO-Informationen soll Opoku zum FC Hansa Rostock wechseln.

Aber das war es mit Sicherheit noch lange nicht. In den nächsten Tagen werden weitere Transfers vollzogen. Wenn es nach dem HSV geht in beide Richtungen.

 

Bis morgen!

Scholle

 

 

 

 

Anbei noch ein netter Leserbrief von unserem User Frank Lebek, den ich Euch nicht vorenthalten möchte:

 

Sonny Kittel ab der nächsten Saison beim HSV. Eine klasse Verpflichtung !

 

Die letzten Jahre habe ich Sonny Kittel oft live bei Heimspielen vom FC Ingolstadt gesehen.   

Wenn er gesund ist, kann er mit seinem feinen Fuß echt alles mit dem Ball, als Zuschauer eine Freude, ihn spielen zu sehen.

Technik, Auge, Ballgefühl, direkte und indirekte Freistöße, Ball sichern, Tempo variieren, Flanken, Pässe, Tore und ein guter Vorbereiter. Das letzte kennt man ja aus der offiziellen Statistik. Er kann den Unterschied im Spiel machen, keine Frage. Aber: Auch als kein wirklicher Fußballexperte meine ich, er könnte noch mehr und dies stabiler leisten. Ich hoffe, Dieter Hecking und sein Trainerteam können dieses Potenzial nachhaltig heben. Denn was auch auffällt: Sonny Kittel taucht manchmal zu schnell ab, wenn die ersten Aktionen nicht so laufen, der Gegner ihn eng stellt, etc. Er beißt sich dann nicht richtig ins Spiel rein, seine Körperhaltung ist dann bestenfalls locker, seine Leistung so lala. Etwas Frust auf dem Platz kommt dann noch dazu. Hoffentlich passt zukünftig sein neues HSV Umfeld gut zu ihm und Dieter Hecking gelingt es, dass er auch mental in allen Spielsituationen seine Leistung bringen will und kann.

 

Mit freudiger Erwartung auf die neue Saison.

 

Nur der HSV !

 

Beste Grüße

 

Frank Lebek

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