Marcus Scholz

16. November 2018

Wie gestern angekündigt, kommt der Blog heute in einem anderen Format, als Podcast. Klickt einfach drauf, dann könnt Ihr Euch anhören, was heute so über den HSV berichtet wird - und wie ich das eine oder andere Thema einsortiere. Unter anderem gibt es schon jetzt Äußerungen von Verantwortungsträgern vor der Wahl, die dieser eine unnötige Schärfe beifügen. Kurz gesagt: Sie sind einfach unpassend. Aber hört selbst:

 

 

Drei Tage am Stück frei - das passiert Profifußballern nicht oft. Abgesehen von den kurzen Phasen zwischen den Saisons eigentlich sogar fast nie. Und auch diesmal sind es beim HSV nur die Spieler, die nicht zu Länderspielen unterwegs sind, die dieses Privileg genießen dürfen. Seine Spieler sollen einmal runterfahren, sich erholen und am Montag in voller Frische das nächste Projekt annehmen, das da heißt: Union Berlin am Montag den 26. November im Volksparkstadion. Und allen denjenigen, die hier vor wenigen Wochen noch die Unfähigkeit des Trainerteams unter anderem daran festgemacht haben, dass die Spieler drei Tage am Stück frei bekommen hatten, sei gesagt: Es ist sinnvoll.

Dass es diesmal ruhiger bleibt als beim Vorgänger von Hannes Wolf, das liegt an der allgemein vorherrschenden guten Stimmung. Gewinnt der HSV, darf er Dinge machen, die man ihm vorwirft, wenn es eben nicht so glatt läuft. Ein durchaus übliches Phänomen, das der HSV sicher nicht exklusiv hat, das aber auch zeigt, wie gefährdet dieser HSV noch immer ist. Denn in solchen Phasen werden oft Entscheidungen getroffen, die auch bis in die schlechteren bis schlechten Phasen danach noch Gültigkeit besitzen. Und dann regen sich wieder alle auf. Soll heißen: Läuft es so gut wie aktuell, neigt der HSV-Anhänger dazu, Dinge zu glorifizieren und mit Vertrauensvorschüssen nur so um sich zu schmeißen und leichtfertig Entscheidungen zu treffen..

Und gerade jetzt werden Entscheidungen gefällt, die eine inhaltliche Auseinandersetzung mit den Kandidaten zwingend erforderlich machen, weil sie weitreichender sind. In diesem Fall steht sogar die wahrscheinlich wichtigste Personalie auf dem Plan, wenn am 19. Januar ab 11 Uhr in der edel-optics-Arena in Hamburg-Wilhelmsburg der neue Präsident des e.V. gewählt werden soll. Der Mann, der immer mindestens 75,1 Prozent der AG-Anteile zu vertreten hat. Wie entscheidend diese Position sein kann, hat Bernd Hoffmann gerade eindrucksvoll bewiesen. Er wurde binnen Stunden zum wichtigsten Mann im HSV-Konstrukt und ließ sich letztlich sogar zum Aufsichtsratsvorsitzenden und kurz darauf sogar als Vorstandsvorsitzenden einsetzen.

Gerade hatte der Boulevard berichtet, der HSV hätte schon 15 offizielle Bewerbungen auf das Präsidentenamt. Wirklich eingegangen sind bis heute wohl deutlich weniger. Zumindest sagt das ein der Kandidaten auf der Liste, die mir ein HSV-Mitarbeiter vorgestellt hat. „Ich wurde gefragt und schließe meine Bewerbung zwar nicht aus“, sagt dieser Kandidat, der noch nicht genannt werden möchte, „aber ich habe klare Vorstellungen, unter welchen Bedingungen das passiert. Deshalb habe ich noch nichts offiziell eingereicht.“  Aber ob nun offiziell eingereicht oder nur noch nicht, es stehen schon einige Namen im Raum, die sich für das Amt interessieren. Interessant hierbei: Immer als Zusatz genannt wird bei den Namen, wie sie zu dem aktuellen Vorstandsvorsitzenden Bernd Hoffmann stehen. Das Vorprogramm dieser Wahl, das sich gerade abspielt, verspricht schon jetzt höchste Unterhaltung - aber nicht im positiven Sinne.

Der Alt-Präsident und selbsterklärte Hoffmann-Gegner Jürgen Hunke führt diese Liste an, gefolgt von weiteren Ehemaligen. Die von Hoffmann vorgeschlagene Notarin Katrin E. Sattelmair bewirbt sich dabei ebenso um das Amt, wie es Marcell Jansen, Delta-Fleisch-Gründer Heinrich Höper und der einstige Ausgliederungsgegner Rainer Ferslev (Initiative „rautenherz“) vorhaben. Letztgenannter soll seine Unterlagen beim Beirat schon eingereicht haben und scheint auf dem Papier zunächst für die finanziell massiv angeschlagene HSV AG sehr geeignet zu sein. Immerhin ist er Fachanwalt für Insolvenzrecht. Zudem soll Dr. Ralph Hartmann Interesse haben. Der ehemalige Vizepräsident des e.V. hatte sich in der Ära Jens Meier als Finanzfachmann einen guten Ruf erworben und den HSV e.V. nach der Ausgliederung finanziell auf Kurs gebracht.

Allerdings sollen sich auch etliche Kandidaten bewerben wollen, die schwerlich Chancen haben und den Wahlablauf am 19. Januar erschweren könnten. Um dem entgegenzuwirken, hatte der Beirat im Schulterschluss mit dem e.V.-Präsidium zuletzt die Bewerbungsfrist auf den 30. November verkürzt. Zudem diskutiert der Beirat gerade noch, inwieweit das Zulassungsverfahren verschärft werden kann, um schon im Vorfeld ungeeignete Kandidaten auszuschließen - und damit fängt das erste Dilemma bereits an. Denn wer sagt, dass der Hausmann X ohne große Vita nicht am Ende der geeignetste Kandidat für den Posten ist, während ein hoch dekorierter, erfolgreicher Kaufmann absolut nicht geeignet ist? Und inwieweit ist es zu vertreten, dass der Beirat nach den Casting-Gesprächen Kandidaten/-innen streicht? Schwer. Denn demokratisch ist das alles nur sehr bedingt - dafür aber rechtlich vertretbar. Wirklich interessant wird es zudem, wenn der Beirat einen bekannten Namen streicht.

Auf Nachfrage konnte mir der Beirat bislang noch nicht sagen, wie genau das diesmalige Auswahlverfahren aussehen wird. Es ist noch unklar, wie viele Kandidaten/-innen zugelassen werden. Stattdessen haben mich aber schon jetzt verschiedene Interessenvertreter mit Verschwörungstheorien überschüttet, die erahnen lassen, dass diese Wahl für einige definitiv als Instrument der Machtergreifung bzw. der Stärkung bereits errungener Macht missbraucht wird. Und da ich weiß, dass alle diese Geschichten im Vorfeld eh noch durch den Blätterwald rauschen und den Wähler mehr verunsichern als informieren werden, schließe ich mich dem heute hier nicht an. Diese Verschwörungstheorien hier darzustellen wäre ein Triumph, den ich keinem dieser „HSV-Freunde“ zugestehen möchte. Ich hoffe, Ihr seht das ebenso wie ich.

In diesem Sinne, morgen wird es ausnahmsweise gegen zehn Uhr einen (späten) MorningCall zum Wochenende gegen, der als Blogersatz herhalten wird, da sportlich weder am Sonnabend noch am Sonntag etwas beim HSV passiert. Dabei werde ich mich auch dem Thema Wintertransfers widmen. Sportvorstand Ralf Becker hatte heute gerade selbige ausgeschlossen. Auf der vereinseigenen Homepage heißt es: Nach einer Analyse mit Trainer Wolf kommt Becker zu dem Entschluss, dass im Winter keine Transfers notwendig sind. Der HSV-Sportvorstand: „Wenn jetzt nicht noch etwas Außergewöhnliches passiert, glauben wir, dass wir mit diesem Kader für die Rückrunde sehr gut aufgestellt sind.“ Na dann... 

Bis später,

Scholle

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