Marcus Scholz

4. Dezember 2018

 

Geschenke soll es beim HSV nicht mehr geben. Zumindest nicht auf dem Platz. Ausdrücklich ausgenommen sind natürlich die für die vielen Kinder, die ihre Wünsche auf Zetteln an die Tannenbäume des HSV im Rahmen seiner „Hamburger Weg“-Aktion gehängt hatten. Diese Kinder wurden auch heute wieder beschenkt. Von vielen HSV-Anhängern mit großen Herzen wurden beim HSV Geschenke für Kinder abgegeben, die von Haus aus etwas schwerer haben als andere. Auch von HSV-Spielern wie Julian Pollersbeck, der einem kleinen Kind den Wunsch nach einem HSV-Trikot erfüllte. Mit seinem Jersey.

 

Ansonsten aber hat der HSV in den letzten Wochen durch individuelle Fehler zu viele Tore leichtfertig hergeschenkt und will absolut keine weiteren Geschenke mehr verteilen. Insbesondere bei langen, hohen Bällen und bei Standards war man zuletzt anfällig - und deshalb wurde genau das auch heute wieder am Ende des Trainingsspiels trainiert. Hee-chan Hwang wechselte für Leo Lacroix aus dem A- ins B-Team. der 197 Zentimeter lange Lacroix sollte (in der dann formierten Fünferkette) helfen, die hohen Bälle zu verteidigen. So, wie es Trainer Hannes Wolf zuletzt gegen Union (als Bates kam) und in Ingolstadt (mit der hereinnähme Lacroix’s) versucht hatte.

Und ich bleibe dabei: Es ist für mich schwer zu verstehen, wie wenig Lacroix aus seiner körperlichen Überlegenheit macht. Wobei man dasselbe heute mal wieder über Bates sagen kann. Die als Kopfballmonster angekündigten Hünen verlieren Kopfballduelle gegen deutlich kürzere Gegenspieler. Bei Lacroix sind technisch im Luftzweikampf Schwächen zu erkennen, die auch ein Hannes Wolf nicht einfach in kurzer Zeit wegtrainieren kann. Immer wieder zieht Lacroix den Oberkörper zusammen, anstatt sich lang zu machen, während Bates sein größtes Problem im Timing bzw. dem dazugehörigen Stellungsspiel sein Hauptproblem hat. Soll heißen: Die beiden Hünen haben ausgerechnet im Kopfballspiel - ihrer absoluten Kernkompetenz - ihre Probleme. Stellen sie die nicht ab, wird es für sie in den nächsten Wochen und Monaten eng mit einem Stammplatz und für den HSV in den erwartet hitzigen Schlussphasen gefährlich. Schon am Freitag, wie Trainer Hannes Wolf es zu erwarten scheint. Sein Tipp an uns heute: „Schaut Euch mal Paderborns Treffer zum 4:4 gegen Kiel an.“ Gesagt, getan:

 

 

Eine große Hoffnung für Wolf ist auch deshalb die Rückkehr von Gideon Jung, der heute in der Spielform beim 11-gegen-11 schon alles mitmachte und ohne Abstriche in die Zweikämpfe ging. Das sah tatsächlich schon wieder richtig gut aus. „Wir haben ihn bewusst schon viele Dinge, aber nicht alles mitmachen lassen. Gideon ist genau so geplant“, bremste Wolf erste Euphorie. Es bleibe dabei, dass der variabel einsetzbare Defensivspieler erst zur Rückrunde eingeplant werde und noch die ganze Vorbereitung bekommen soll, um sich komplett fit gut bekommen. „Es ist schön dass er das schon machen kann. Müssen trotzdem auf ihn aufpassen.“ Hintergrund: Der 22-Jährige hatte im Sommer eine Knorpel-Operation im Knie. Daher werde man bei Jung absolut kein Risiko eingehen. Im Gegenteil. Wolf: „Er wird uns gesund auf jeden Fall bereichern.“

Sollte er die gezeigte Leistung von heute konservieren können, wäre endlich auch wieder Tatsuya Ito eine Bereicherung. Der kleine Japaner steckt aktuell in einem Leistungstief, kam unter Wolf noch gar nicht zum Einsatz. „Es  liegt immer am Spieler selbst, die Tür ist auf“, so der Trainer, der heute im Training viele Fehler erkannte, die er auch in den letzten Spielen beobachtet hatte. Zudem sah der Trainer heute einen quirligen Ito, der seinen Landsmann Gotoku Sakai as eine oder andere Mal überlief und wesentlich an den Treffern der B-Elf beteiligt war. „Heute war er gut“, lobte Wolf heute ausnahmsweise einmal einen einzelnen Spieler: Ito. Und das wissend, dass er für Freitag aller Voraussicht nach wieder auf das temporeiche Trio Jatta, Hwang und Narey im Angriff setzen wird.  Generell sind für Freitag eher keine Veränderungen gegenüber Ingolstadt zu erwarten.

Aufpassen muss der HSV schon seit längerem auf seine pyrofreundlichen Anhänger, die immer wieder für Geldstrafen sorgen - und dem HSV bei einem weiteren Vergehen sogar die Teilnahme am weiteren DFB-Pokal kosten könnten. Heute verurteilte das DFB-Sportgericht den HSV zu einer Geldstrafe in Höhe von 60.000 Euro für die Vergehen während des Pokalspiels beim SV Wehen Wiesbaden. Zudem teilte der DFB dem HSV am Dienstag mit, dass man „bei einem vergleichbaren Wiederholungsfall mit einem Ausschluss aus dem DFB-Pokal“ zu rechnen hätte. Unvorstellbar, wenn es so kommen sollte.

Anbei noch mal der Rautenperle-Talk mit Cotrainer Maik Goebbels. Ich kann Euch das Video ehrlich empfehlen, da es einmal deutlich macht, welche Kompetenz und welch Charakter im aktuellen HSV-Trainerteam vorhanden ist. Goebbels zeigt sich in diesem Interview erfrischend offen und gibt uns interessante Einblicke in sein Wirken und vor allem über sich selbst. Es dreht sich dabei allerdings nicht immer um den HSV - aber das muss es auch nicht. Im Gegenteil. Aber urteilt selbst.

 

Ich melde mich morgen wieder bei Euch. Da wird erneut unter Ausschluss der Öffentlichkeit trainiert. Zuvor aber werde ich wieder mit unserem täglichen MorningCall zu Euch kommen - sofern es gewünscht ist. Bis dahin Euch allen einen schönen Abend!

Scholle

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