Marcus Scholz

16. Januar 2018

Wenn es nicht läuft, wird es unruhig. Fast überall. Da macht der HSV keine Ausnahme. Schon in der Hinrunde war es laut geworden, als der HSV zuerst acht Spiele in Folge sieglos blieb (davon sogar sieben Spiele verlor) und letztlich auf einen Abstiegsplatz rutschte. Schon damals wurden alle in Frage gestellt – zurecht wohlgemerkt. Auch der Trainer. Allerdings passierte nichts. Fast alle wurden angezählt, nur verändert wurde nichts. Und das Ergebnis ist dementsprechend wenig verwunderlich gleichbleibend schlecht. Tendenziell sogar eher schlechter als besser.

Auch deshalb nehmen die Diskussionen aktuell wieder zu. Wer ist Schuld? Wen kann man noch holen? Und vor allem: Wer muss gehen? Fragen, die vielerorts für Diskussionen sorgen. Außer die letzte. Hier sind sich die meisten einig: Der Trainer muss gehen. Und obwohl ich mir sicher bin, dass der Fehler ursprünglich woanders zu suchen ist, scheint die Situation ausweglos. Warum? Weil sich dieses Rad in aller Regel nicht mehr zurückdrehen lässt. Immer mehr Einzelheiten werden bekannt und ich könnte jetzt schon verzweifeln, wenn ich an Sonnabend denke.

Zumindest werden intern schon alle möglichen Szenarien besprochen. Was passiert, wenn das Spiel gegen Köln am Sonnabend nicht gewonnen werden kann? Vor allem aber, was passiert, wenn verloren wird? Eine Frage, die wahrscheinlich alle beantworten können: Dann wird Trainer Markus Gisdol wohl mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit gehen müssen. Womit ich wieder beim Anfang des Blogs angekommen bin: Denn wenn ein Verein (in diesem Fall die HSV AG) schon an diesem Punkt angekommen ist, gibt es eigentlich kein Zurück mehr. Dann wird Gisdol auf Sicht gehen müssen. Wenn nicht am Wochenende, dann eben ein, zwei, drei Spieltage später. Ergo: Man schiebt eine längst gefällte Entscheidung lediglich vor sich her und verschenkt Zeit. Kostbare Zeit, die Punkte kostet und die man dem neuen Trainer zugestehen könnte.

Sportchef Jens Todt versichert weiterhin glaubhaft, dass der Kontakt zwischen Mannschaft und Trainer intakt sei. Und auch aus der Mannschaft ist das zu hören. Trotz der schwierigen Situation gibt es noch keine klaren Strömungen gegen den Trainer – die Verweigerer bzw. Aussortierten Walace und Holtby, die naturgemäß wenig Interesse an einem Verbleib Gisdols haben, mal explizit ausgenommen. Allerdings haben auch die Spieler erkannt, dass die letzten Maßnahmen Gisdols nicht wie gewünscht zünden. Weder die Herausnahmen der eben genannten Spieler, noch die Hereinnahmen der jungen Spieler Pollersbeck, Ito und Arp. Womit nicht geeint ist, dass diese enttäuscht hätten. Im Gegenteil. Aber sie führten eben auch nicht zum notwendigen Erfolg. Ebenso wenig wie die ständigen Systemwechsel

Der einzige Grund, nicht sofort zu wechseln, darf sein, dass man restlos überzeugt ist vom Trainer. Aber das ist man definitiv nicht mehr. Weder im Umfeld, noch intern. Dennoch wird vor dem Köln-Spiel nichts passieren. Der HSV wird wie von Kölns Trainer Stefan Ruthenbeck angekündigt mental nach der Niederlage in Augsburg angeschlagen ins Spiel gehen und dabei von einem angeschossenen Trainer betreut werden, der aller Wahrscheinlichkeit nach gehen muss, wenn das Spiel nicht gewonnen wird. Was aber passiert, wenn der HSV gewinnt? Ganz einfach: Dann bleibt Gisdol. Fatal, wie dieser inkonsequente Weg auch ist, Stand heute würde man dann angeschlagen. Weil der HSV ein Führungsproblem hat. Klare, geradlinige Entscheidungen bleiben aus. Übrigens genau die Nische, in die Hardliner Bernd Hoffmann, der mit Moritz Schäfer als Schatzmeister und Thomas Schulz als Vizepräsident heute sein Team verkündete, aktuell mit seiner Kandidatur zum Präsidenten des e.V. stößt. Denn man kann über Hoffmann sagen was man will, entscheidungsschwach war er nie.

Apropos Entscheidung, die scheint bei Aaron Hunt im Hinblick auf das Spiel am Sonnabend gegen Köln doch positiv auszufallen. Der Mittelfeldspieler trainierte heute schon wieder voll mit und schien entgegen Gisdols Befürchtungen vom Sonntag keinerlei Probleme mehr zu haben. Sollte seine Knöchelverletzung nach der Belastungen keine negativen Reaktionen nach sich ziehen, dürfte Hunt am Sonnabend wieder in der Startelf stehen. Ebenso wie Fiete Arp, der heute und morgen (schreibt Abi-Vorprüfung) noch fehlt, dafür aber ab Donnerstag wieder voll einsteigen soll. Weiter vollkommen aussortiert bleibt Walace, bei dem heute noch keine Entscheidung getroffen wurde. Flamengo hat zwar seine Leihdauer den HSV-Vorstellungen angepasst, allerdings fehlt weiter eine Einigung.

Und wenn Todt bei dem Brasilianer eine Chance sieht, im Falle eines Trainerwechsels auf dessen Verbleib hoffen zu können, dann sollte er den Brasilianern sagen, dass vor Sonntag keine Entscheidung gefällt werden kann. Denn bei allem Unverständnis für den Tausch eines 22 Jahre alten brasilianischen Olympiasiegers gegen einen 29 Jahre alten aussortierten Leipziger, unter Gisdol wird Walace garantiert nicht mehr helfen. Das Verhältnis der beiden ist beendet.

Apropos beendet: Das ist dieser Blog an dieser Stelle auch. Sehr spät heute. Das wird morgen wieder anderes sein. Und noch eine Anmerkung: Seit gestern darf ich mich über die Hilfe eines fleißigen Schülerpraktikanten freuen, der heute für Euch schon mal das Video vom Training (das leider nicht hochzuladen ist, aber ich setze mich nacher noch mal ran) produziert hat und mir in den nächsten zwei Wochen tatkräftig zur Seite stehen wird. Insofern: Herzlich Willkommen und Dir mehr Spaß am Geschehen, als ich es aktuell habe, Jonathan!

 

Bis morgen,

Scholle

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