Marcus Scholz

21. September 2018

Er ist angeschlagen. Sichtbar. Und das ist auch herauszuhören. Angesichts der jüngsten Entwicklungen beim HSV vermuteten viele, dass die ungewöhnlich zurückhaltende Art heute bei der Pressekonferenz mit der Demission von Bernhard Peters zusammenhängen könnte. Der Nachwuchschef hatte Titz maßgeblich gefördert - und soll jetzt selbst gehen. „Es ist ja bekannt, dass Bernhard Peters bei mir eine hohe Wertschätzung genießt", so Titz heute, „er hat mich immer sehr gefördert und unterstützt.“ Allerdings konnte sich Titz ebenso wie Peters schon länger auf diesen Tag vorbereiten. Und er sagte heute das, was er in einer solchen Situation sagen kann: Er lobte Peters und hielt sich aus der Personaldiskussion raus: „Ich kann zu dieser Situation nichts sagen. Ich wurde von keinem Offiziellen in Kenntnis darüber gesetzt. Ich hoffe aber, dass der grundsätzliche Weg, den wir eingeschlagen haben in der Jugendarbeit, sich nicht ändern wird.“

Das scheint tatsächlich nicht zu passieren, obgleich in den nächsten Tagen schon das Aus von Peters offiziell verkündet werden soll. Peters (58) gilt als Initiator des Aufschwungs der Jugendarbeit beim Bundesliga-Absteiger und als geistiger Architekt des HSV-Campus. Zudem hatte er sich um die Trainerausbildung im Nachwuchs verdient gemacht. Allerdings soll das Verhältnis des Nachwuchschefs zum neuen Vorstand um Bernd Hoffmann und Ralf Becker seit Monaten angestrengt sein. Seitdem sich Peters erfolglos für den Vorstand Sport ins Gespräch gebracht hatte - und Becker es wurde. Insofern ist die neue Entwicklung nicht neu, und Titz ebenso wie Peters und der Rest in der HSV-Führungsetage auch wirklich nicht überrascht.

Allein es ist bitter, dass sich der HSV in diesem Fall wieder selbst schwächt. Aber in dieser Konstellation scheint es tatsächlich nicht (mehr) zu funktionieren. Auf der einen Seite Peters, der seine Arbeit nicht ausreichend honoriert bzw. der sich seiner Meinung nach nicht mit den ihm eigentlich zustehenden Befugnissen ausgestattet sieht. Auf der anderen Seite der neue Vorstand, der in Peters eine „Lame Duck“ vermutet. Für wie notwendig der neue Vorstand die Person Peters erachtet, zeigt auch der Umstand, dass dessen Position wohl nicht neu vergeben werden soll. Stand heute sollen Peters’ Aufgaben intern auf bereits vorhandenes Personal verteilt werden. Bis das soweit ist, werden allerdings noch ein paar Tage vergehen und ein paar Spiele gespielt werden. Die U21 muss heute Abend gegen Drochtersen-Assel antreten. Aus dem Profi-Kader sind Bakery Jatta, Moritz Kwarteng, Jonas David und Morten Behrens dabei. Manuel Wintzheimer war zuletzt angeschlagen und fällt aus. Alle anderen sind für das bevorstehenden Heimspiel in der Zweiten Liga gegen Jahn Regensburg vorgesehen. Gegen einen Gegner, den Titz heute lobte: „Jahn Regensburg macht seit einigen Jahren einen sehr guten Job. Es ist ein kleiner Verein, mit kleinem Etat. Sie sind sehr unangenehm zu spielen, pressen stark und sind sehr diszipliniert mit ihrem schnellen Umschaltspiel. Wir müssen auf der Hut sein.“

 

Klar ist, dass Titz ob der bevorstehenden englischen Wochen weiter rochieren will. „Das kann in den englischen Wochen von Vorteil sein. Die vergangenen Spiele haben gezeigt, dass die Spieler, die wir neu gebracht haben, den Unterschied ausgemacht haben.“ Das Schwierigste für ihn sei, für den jeweiligen Gegner „die jeweils richtigen Spieler“ zu finden. Heute im Training ließ er in der Innenverteidigung beispielsweise Stephan Ambrosius neben Leo Lacroix im vermeintlichen A-Team spielen, während Pierre-Michel Lasogga wieder im B-Team trainierte. Ebenso wie der zuletzt leicht schwächelnde Khaled Narey. Stattdessen durften im vermeintlichen A-Team Tatsuya Ito, Aaron Hunt und Hee-chan Hwang in der Offensive agieren. Die heutige A-Elf: Pollersbeck - Sakai, Lacroix, Ambrosius, Santos - Steinmann - Mangala, Holtby - Hwang, Hunt, Ito.

Dabei rochiert die Mannschaft nicht nur personell, sondern vor allem auch in der Offensive im Spielverlauf. Steinmann als Fixpunkt auf der Sechs, davor Mangala als Zweikämpfer und Holtby als Antreiber wobei sich beide auch offensiv mit einbringen. Im Angriff kamen heute Hwang über rechts und Ito über links, während Hunt das Zentrum besetzte - dort aber sowas wie den freien Mann spielte. Soll heißen, mal ließ er sich tief in Mittelfeld fallen, mal in die Spitze, mal auf rechts, während Hwang ins Sturmzentrum rückte. Titz will flexibler agieren und ich persönlich hoffe, dass er dabei, trotz der beiden eher nicht so starken Spiel zuletzt, Narey trotzdem nicht draußen lässt - sofern dieser nicht angeschlagen ist. Titz: „Vorne im Sturm haben wir viele Optionen, sind sehr breit aufgestellt. Regensburg spielt ein hohes Pressing, vielleicht werden wir schnelle Leute für das Spiel wählen. Auch in der Abwehr könnte es Wechsel geben.“

Beim kommenden Gegner gibt sich deren Trainer Achim Beierlorzer optimistisch. Er könne personell aus dem Vollen schöpfen, so der SSV-Trainer. „Es ist sicher eines der Highlights des Jahres“, so der Coach, „da ist eine große Vorfreude da. Ein tolles Spiel, wo sich die Mannschaft darauf freuen kann. Wir versuchen alles und fahren nicht nach Hamburg, um einen schönen Ausflug zu machen. Gegen den Tabellenführer in Hamburg im Volksparkstadion - mehr muss man nicht sagen.“ Aber seht und hört selbst. Beierlorzer, der die individuelle Klasse des HSV und vor allem Neuzugang Hwang ebenso lobte, wie er der HSV-Defensive durch die Blume ein eher schlechtes Zeugnis ausstellte:

 

Nun denn, morgen steht noch eine letzte (nicht-öffentliche) Einheit beim HSV an - danach werden wir vielleicht schon etwas mehr über die potenzielle Startelf wissen. Ich melde mich auf jeden Fall anschließend bei Euch und hoffe, dass sich der HSV in den kommenden Wochen nicht wieder in die Richtung entwickelt, die in den letzten Jahren dafür gesorgt haben, dass der HSV da ist, wo er ist: abgestiegen. Also keine Personaldebatten, keine überhöhte Vereinspolitik - sondern einfach mal dauerhaft erfolgreichen Fußball spielen...

Bis dahin!

Scholle

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