Marcus Scholz

27. Januar 2019

 

Thomas Doll ist also zum zweiten Mal HSV-Trainer. Gemeint ist aber der HSV aus Hannover, denn Hannover 96 hat eben die Verpflichtung des Ex-HSVers bekanntgegeben, nachdem Andre Breitenreiter erwartungsgemäß heute gehen musste. Und es bleibt zu hoffen, dass Doll sein herz für den HSV aus Hamburg beibehalten hat und Bobby Wood über Saisonende hinaus in Hannover hält. Ansonsten gäbe es tatsächlich nur noch die Möglichkeit, Wood für Kleines bis nichts zu verschenken, um so wenigstens das exorbitante Gehalt von mehr als drei Millionen Euro pro Jahr zu sparen. Aber das nur nebenbei. Es wäre fast zu schön, um wahr zu sein. Und deshalb bleiben wir heute lieber bei dem, was auch tatsächlich heute beim HSV passiert. Und das in aller Kürze.

Denn heute stand erneut ein Training auf dem Plan. Öffentlich ließ Hannes Wolf die Mannschaft heute elf gegen elf spielen. Und nimmt man das heutige Spiel als Maßstab, scheint sich der HSV-Trainer noch nicht für eine Startelfnominierung Aaron Hunts entschieden zu haben. Denn der Kapitän mischte im B-Team mit - zusammen mit Neuzugang Berkay Özcan übrigens. Im A-Team mischte indes Tatsuya Ito mit. Der Japaner scheint dem Trainer gegen Midtjylland auf der bis hierhin für Ito ungewohnten zentralen Mittelfeldposition so gefallen zu haben, dass er ihn weiter auf der Position spielen lassen will.

Vielleicht, weil er Ito schon auf der Position sieht. Vielleicht aber auch - und dazu tendiere ich -, weil der Trainer Ito diese Position auf Sicht zutraut und ihm auf dem Weg dahin möglichst viel Zeit zum Probieren einräumen will. Zumal Ito so von der Außenbahn, die aktuell von seiner Konkurrenz dominiert wird, auf eine neue Position mit mehr Wahrscheinlich auf Einsatzzeiten rückt.

Einer, der ebenfalls ganz nah dran ist, ist Josha Vagnoman. Im Trainingslager in La Manga war er der einzige Youngster, der (mich) zu überzeugen wusste. Im Gegensatz zu Sakai, der im Trainingslager weder auf der Sechs noch rechts hinten zu überzeugen wusste und auch gegen Midtjylland eine Schwachstelle darstellte. Ich persönlich, das habe ich schon wiederholt geschrieben, würde Vagnoman zunehmend auf der Rechtsverteidiger-Position einbauen. Und das nicht einmal allein wegen der diskutablen Leistungen Sakais, sondern vielmehr, weil Vagnoman es einfach kann. Er ist zweifellos noch in der Lehrphase - aber er hat alle Zutaten, um ein richtig guter Profi zu werden. Gibt man ihm die Sicherheit, auch Fehler machen zu dürfen, dann bin ich mir sicher, dass er - sogar noch weit vor Fiete Arp - hör den Schritt zum Stammspieler und später auch Leistungsträger machen kann.

Heute wurde Vagnoman im Laufe des Spiels für Bakery Jatta im A-Team eingewechselt. Allerdings nicht, weil er für Jatta kommen wird. Zumindest trainiert Jatta selbst dafür heute viel zu gut. Vielmehr will Wolf hier austesten, wo er Vagnoman überall einsetzen kann, nachdem er gestern schon betont hatte, dass er angesichts der drei Spiele binnen sechs Tage sehr genau hinschauen müsse, wer wie oft und wie stark belastet werden kann.

Auch deshalb würde ich meinen Kollegen zustimmen, dass Özcan in den ersten Spielen 2019 sehr wohl schon eine Alternative im Mittelfeldzentrum sein kann. Was ich allerdings nicht in der Form nachvollziehen kann, ist die Art der Kritik, die Lewis Holtby erfährt. Dass der Mittelfeldspieler mit den Kollegen seit Eingen Wochen nicht mehr spricht, ist bekannt. Und dass sich die Kollegen sowas nicht ohne eine entsprechende Reaktion gefallen lassen, ebenfalls. Dass man allerdings einem Stammspieler eine derartige Krise andichtet, dass dessen Aus durch den Kauf eines Youngsters aus Stuttgart quasi beschlossen sein soll - das halte ich für unsachlich und daher sich für falsch.

Denn man kann über Holtby denken, was man will. Er polarisiert mit seiner sehr extrovertierten Art zweifellos. Aber letztlich hat er sich bei jedem Trainer am Ende noch durchgesetzt. Und ich behaupte, dass sich nicht die Trainer alle irren bzw. alle geirrt haben, sondern einfach die Wahrnehmung außen eine andere als intern ist. Auch bedingt durch die Berichterstattung. Denn seine wir doch mal ehrlich, Özcan ist sicher ein interessantes Talent. Aber seine Leistungsstärke muss er erst noch auf längere Sicht nachweisen, bis er einen anderen Stammspieler beim HSV ablöst.

Natürlich kann man wie auf allen anderen Positionen auch hier kontrovers darüber diskutieren, ob der jeweils beste HSV-Profi auf den elf Positionen auch insgesamt ausreicht. Soll heißen: Ist das Beste vom HSV auch wirklich gut genug, um dem eigenen Anspruch zu genügen bzw., um die eigenen Ziele zu erreichen? Noch würde ich zumindest die letzte Frage klar mit „Ja“ beantworten. Aber im selben Atemzug muss man auch feststellen, dass der HSV in der Winterpause noch einmal deutlich gezeigt hat, dass der zweite Anzug dann eben doch noch nicht reicht. 14, 15 Spieler reichen für ganz oben - danach wird es schon eng.

Auch deshalb hatte Sportvorstand Ralf Becker intern noch mal Druck gemacht und sich letztlich das Okay des Aufsichtsrates eingeholt, einen weiteren Mittelfeldspieler zu verpflichten. Die qualitative Breite im Kader sei noch ausbaufähig, so Becker. Und Wolf freut sich über eine weitere Option:  „Fakt ist, dass wir eine gute, torgefährliche Option im Offensivbereich dazubekommen, das ist sehr wichtig. Auch für die nächsten Monate. Es wird mit Sicherheit auch der Moment kommen, wann er spielt. Sonst hätten wir ihn nicht holen müssen.“ Allerdings wird das gegen Sandhausen noch nicht von Beginn an sein. So scheint es derzeit zumindest.

Gegen Sandhausen würde - Stand heute Vormittag - folgende Startelf auf dem Platz stehen: Julian Pollersbeck - Gotoku Sakai, Gideon Jung, Rick van Drongelen, Douglas Santos - Orel Mangala - Khaled Narey, Lewis Holtby, Tatsuya Ito, Bakery Jatta - Pierre-Michel Lasogga. Und wenn es so kommt, wie ich glaube, dann stimmen hier schon zehn von elf Namen. Einzig Hunt dürfte, sofern er sich morgen und Dienstag problemlos im Mannschaftstraining befindet, für Ito reinrücken.

Einer, der am Mittwoch in derStartelf gesetzt ist, ist Dennis Diekmeier. Allerdings auf Seiten der Gäste aus Sandhausen, die mit 200 verkauften Tickets den wahrscheinlich bislang am schwächsten besetzten Gästeblock stellen dürften. Diekmeier selbst ist natürlich ob der Rückkehr an alter Wirkungsstätte ein gefragter Gesprächspartner der Hamburger Medien - er bekam allerdings ein Interviewverbot seitens der Sandhauser, deren wenige Fans in Hamburg jedoch eine Rundum-Betreuung erfahren. Wie im Hinspiel, wo die Sandhauser sich als tolle Gastgeber präsentierten und den HSV-Fans sogar Freibier anboten, werden sie am Mittwoch im Gegenzug von den HSV-Fans zu einer Barkassenfahrt samt Verpflegung eingeladen. Mit an Bord ist übrigens dann auch Familie Diekmeier - in Sandhausen-Trikots…

In diesem Sinne, bis morgen. Da wird wieder um elf Uhr trainiert. Ebenfalls wieder öffentlich. Im Anschluss daran findet dann die Pressekonferenz statt. Aber vor alle dem werde ich mich natürlich wieder früh um 7.30 Uhr bei Euch mit dem MorningCall melden.

Bis dahin wünsche ich Euch allen noch einen schönen Sonntagabend! Scholle

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