Marcus Scholz

5. Oktober 2019

Jeremy Dudziak und Sonny Kittel haben den HSV zurück an die Tabellenspitze geköpft und geschossen.  Mit 2:0 gewann der HSV auch sein viertes Heimspiel in Folge zu Null und löste damit den VfB Stuttgart vorn wieder ab. Die Schwaben hatten gestern schon gegen Wehen Wiesbaden mit 1:2 gepatzt. Eine Einladung, die der HSV mit einem sehr dominanten  Heimsieg vor 44180 Zuschauern nutzte. Hecking:  „Wir sind super dabei. Das ist nicht selbstverständlich gewesen nach der Sommerpause. Wenn die Mannschaft so konzentriert spielt wie heute, können wir mit sehr viel Optimismus in die restliche Saison gehen.“

Trainer Dieter Hecking war nach dem Spiel ebenso zufrieden wie Gästetrainer Stefan Leitl beeindruckt vom HSV : „Wir haben heute alles versucht, um uns gegen einen starken HSV zu stemmen. Wir hatten zu Beginn das Glück auf unserer Seite, dass wir nach den ersten 30 Minuten nicht in Rückstand geraten.  Aber es sind uns zu viele Fehler unterlaufen und dann ist es irgendwann zwangsläufig, dass der HSV ein Tor schießt. Insgesamt hat der HSV heute verdient gewonnen, das war eine ganz starke und disziplinierte Leistung. Wir haben heute einfach zu viele Fehler gemacht.“

 

 

Der HSV nicht. Vor allem der Trainer lag einmal mehr richtig mit seinen Personalentscheidungen. Wer würde für Jung ins Team rücken? Der junge Jonas David oder doch Routinier Kyriakos Papadopoulos? Diese Frage beschäftigte uns im Laufe dieser Woche vor dem Heimspiel heute gegen Fürth am meisten. Und Trainer Dieter Hecking beantwortete sie auf seine Art: Weder noch. Es begann stattdessen Timo Letschert neben Rick van Drongelen. Zudem setzte Hecking heute von Beginn an auf Bakery Jatta statt Sonny Kittel.

Die Pressekonferenz beginnt bei Minute 18:47

 

Eine Entscheidung, die sich insbesondere auf die Frage  auswirkte, ob der HSV die erste halbe Stunde erneut verpennt wie gegen Pauli und Regensburg. Oder ob man so beginnt, wie man hier zuletzt gegen Aue den 4:0-Heimspielsieg einheimste. Und diese Frage war schnell geklärt: Heute war es von der ersten Sekunde an mehr Aue als Regensburg, denn der HSV war hellwach. Aggressiv im Mittelfeld, schnell über die Außen – allein das frühe Tor fehlte. Aber es wäre drin gewesen. Hecking: „Wir waren von Beginn an super im Spiel, haben eine hochkonzentrierte Leistung gezeigt. Es hat Spaß gemacht, zuzugucken, wie unsere heute gespielt haben.“

Nach neun Minuten ging es los - allein das Tor fehlte

Bis zur neunten Minute gab es Szenen, die mit einem genaueren Pass zu einer Großchance hätten werden können. Aber ab der neunten Minute kamen die Männer von Trainer Deter Hecking dem Tor dann sukzessive immer näher. Erst scheiterte Harnik aus zehn Metern halblinker Position und zwei Minuten später Aaron Hunt im Nachschuss (sein Freistoß landete in der Mauer) an Fürths Keeper Sascha Burchert. Und hätte Hunt den Pass beim Konter in der 13. Minute nicht zu lang gespielt, wäre Jatta allein auf Burhcert zugelaufen. So aber holte er den Ball kurz vor der Linie, legte ihn weiter auf Dudziak, dessen Querpass gerade noch zur Ecke geklärt wurde. Diese Ecke wiederum spielte Hunt kurz auf Fein, dessen Flanke die Fürther Abwehr unmittelbar vor der Torlinie noch klären konnte. Dass Martin Harnik die schöne Kombination nach sensationellem Ballgewinn Jattas in der 16. Minute freistehend aus zehn Metern nicht verwerten konnte und Leibolds 18-Meter-Schuss von Burchert gerade noch zur Ecke abgewehrt werden konnte (19.) – dieses Powerplay machte deutlich, was hier Trumpf war: nur der HSV.

Die Richtung stimmt e auf jeden Fall von Beginn an. Wenn man den HSV-Spielern einen Vorwurf machen konnte, dann den, hier nicht konsequenter vor dem Tor zu sein, nicht gierig genug darauf, den ersten Treffer zu erzielen, um das gesamte Spiel zu öffnen. Denn: Fürths gefühlt einziger Angriff saß dann auch gleich. Tobias Mohr traf an Heuer-Fernandes vorbei – stand aber dabei im Abseits. Und das war auch tatsächlich so. Der Videoassistent unterstrich die von Schiri Heft und seinen Assistenten getroffene Entscheidung auch. Aber allein diese eine knappe Szene machte deutlich, wie schnell aus einer hohen Überlegenheit  genau null Punkte resultieren könnten. Zumal Letschert in seinem ersten Spiel von Beginn an noch nicht wirklich gut abgestimmt wirkte. Dieter Hecking dürfte es ähnlich gesehen haben. Der Trainer wirkte nicht gänzlich unzufrieden, im Gegenteil. Aber er war eben auch noch nicht zufrieden. Aber das sollte sich gleich mit Beginn der zweiten Hälfte ändern.

Jatta auf Leibold - und Dudziak bricht den Bann

Wie in der ersten Hälfte schon verlagerte der HSV das Spiel wieder auf die linke Seite, wo Tim Leibold und vor allem Bakery Jatta ein sehr starkes Spiel machten und an fast jeder gefährlichen Szene beteiligt waren. So auch in der 49. Minute beim Führungstreffer. Jatta, der nicht zu halten war von Gegenspieler Sauer, legte weiter auf Leibold, dessen scharfe Hereingabe von der Torauslinie Dudziak per Kopf an Fürths Keeper Burchert und dem neben ihm postierten HSV-Angreifer Hinterseer zum 1:0 einköpft. Der Videoschiri klärte im Anschluss noch schnell, ob Hinterseer im Abseits stand, verneinte das aber – ergo: 1:0. Und das völlig verdient. Und obgleich der HSV druckvoll blieb, fehlte immer wieder die letzte Ernsthaftigkeit.

Auch wenn es nur das eine kleine Prozentpünktchen war, das hier immer wieder mal fehlte – der Grat zwischen großem Selbstvertrauen und zu bestrafender Arroganz ist für gewöhnlich sehr schmal.  Und Fürth hätte ausgleichen können. Nein: Fürth hätte ausgleichen müssen! In der 65. Minute tauchte wieder Mohr völlig allein vor dem herausstürmenden Heuer Fernandes auf und hatte das ganze Tor hinter dem HSV-Keeper frei, scheiterte aber an dessen starker Parade. Ein kleiner Schockmoment? Zum Glück nicht. Denn der HSV spielte weiter, als wäre nichts passiert.

Das Mittelfeld funktionierte - ebenso wie die Aus- und Einwechslungen

Auch, weil das Zentrum im Mittelfeld mit Fein, Hunt und vor allem auch Dudziak heute ebenso gut wie die beiden Außen funktionierten. Jatta war wahrscheinlich Heckings beste Entscheidung für heute, was die Fans bei seiner Auswechslung (80.) in Form von lautstarkem Applaus auch so bestätigten. Dennoch, auch über die rechte Seite war der HSV heute stark. Mit Vagnoman hinten sowie dem immer gefährlichen Harnik davor. Wobei sich Letztgenannter durch die Verlagerung des Spiels auf die linke Seite oft auch im Zentrum aufhielt und dort gefährlich war. Hecking lobte im Anschluss aber vor allem Vagnoman: „Josh war heute megapräsent. Bis auf einen Fehler hat er heute alles richtig gemacht“, so der Trainer wahrscheinlich ein Stück weit zu euphorisch. Aber okay – wenns denn hilft, den außergewöhnlich talentierten Vagnoman weiter zu stärken – dann soll es so sein.

Was man festhalten kann, ist: Es passte heute schon sehr viel. Unter anderem auch die Wechsel. Denn Sonny Kittel, der für Aaron Hunt (72.) gekommen war, krönte das gute Spiel des HSV mit einem technisch blitzsauberen Tor. Blitzsauberer, langer Pass von Fein aus dem Halbfeld, Kittel nimmt den Ball perfekt hoch an, lässt ihn einmal in vollem Lauf prallen und lupft gekonnt über Burchert hinweg zum 2:0 ein (85.).  Und dabei blieb es dann auch. Eine dominante Partie wurde gewonnen. Zu Null.  Fazit: Dieser HSV hat definitiv mannschaftlich wie auch individuell die Qualität, in der Zweiten Liga die Gegner zu beherrschen.

Die Stärke begann schon im Tor - Heuer Fernandes überzeugte

Heute strahlte dabei Heuer Fernandes als Nummer eins genau die Sicherheit aus, die sich positiv auf den wackelig beginnenden Letschert auswirkte und die der ganzen Mannschaft Stabilität gab. Adrian Fein konnte zusammen mit Hunt und Dudziak in der ersten Hälfte eine außergewöhnlich hohe Dominanz spielerisch erzeugen. Auch, weil man über beide Außenbahnen heute nicht oder nur sehr schwer zu stoppen war. Wenn jetzt auch noch die wenigen Unkonzentriertheiten aus dem Spiel genommen werden können und die defensive Stabilität durch personelle Konstanz noch gefestigt wird – dann ist dieser HSV kaum zu stoppen auf dem Weg zurück. Aber – und dafür zahle ich gern ins Phrasenschwein – eben auch nur dann...

In diesem Sinne, eine Nebensächlichkeit, die sicher noch zum Thema werden wird, bleibt dann noch: Kyriakos Papadopoulos. Der Grieche dürfte nicht erst mit dieser Personalentscheidung deutlich gemacht bekommen haben, wie sein Stand in Hamburg ist. „Ich kann keine Rücksicht auf Befindlichkeiten nehmen“, sagte Hecking im Anschluss an das Spiel und meinte damit nicht nur Papadopoulos. Auch Kittel hatte sich nach dem Spiel erstaunt darüber geäußert, zunächst nur auf der Bank gesessen zu haben. „Dass es mal einem übel aufstößt – okay. Aber es ist der neunte Spieltag, es ist noch ein langer Weg zu gehen. Jetzt kommen auch die Monate, wo viele Verletzte passieren können. Da werde ich alle brauchen“, moderierte Hecking aber auch dieses Thema schnell ab.  Der Spielverlauf gab ihm Recht.

Bis morgen. Da ist übrigens trainingsfrei. Die Spieler besuchen morgen die Fanclubs. Wir melden uns dennoch am Abend natürlich wieder bei Euch mit dem Tagesblog.

Bis dahin!

Scholle

Das Spiel im Stenogramm:

HSV: Heuer Fernandes - Vagnoman, Letschert, van Drongelen, Leibold - Fein - Dudziak (86. Kinsombi), Hunt (72. Kittel) - Harnik, Hinterseer, Jatta (80. Samperio)

SpVgg Greuther Fürth: Burchert - Sauer, Caligiuri, Mavraj, Raum - Sarpei, Ernst (75. Leveling) - Hrogta (61. Keita-Ruel), Green (79. Stefaniak), Mohr - Nielsen

Tore: 1:0 Dudziak (49.), 2:0 Kittel (85.)

Zuschauer: 44.180

Schiedsrichter: Florian Heft (Neuenkirchen)

Gelbe Karten: van Drongelen (60.) / Green (25.), Sarpei (59.)

 

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