Marcus Scholz

9. September 2018

Hier in der Rautenperle war es nur ein Absatz, und heute ist es die Topmeldung verschiedener Zeitungen: Klaus Michael Kühne möchte seine Anteile verkaufen. Klar, das stimmt und ist schon länger so. Wie ich Euch am  3. September unter dem Titel „Gut - für den Moment“ berichtet hatte, hat Klaus-Michael Künhne seine Anteile schon verschiedenen Interessenten angeboten:

Denn dass der HSV in der Zwischenzeit derart viel Geld erwirtschaftet, dass er die Spieler am Ende sogar kaufen kann, wenn er sie gebrauchen kann, ist genauso wahrscheinlich wie eine Rückkehr Klaus Michael Kühnes als reiner Mäzen und Gönner unter der aktuellen Führung. Wie ich erfahren habe, hatte Kühne den anderen Anteilseignern ebenso wie dem wohlhabenden Ex-Aufsichtsrat Jürgen Hunke angeboten, seine Anteile an sie zu verkaufen. Der Gesellschafter Kühne möchte schlichtweg kein Gesellschafter mehr sein, nachdem er von Vorstandsboss Bernd Hoffmann klar gesagt bekommen hatte, dass er keine Anteile über die Sperrminorität (24,9 Prozent) der AG hinaus erwerben dürfe.

Heute nun sagt Kühne das noch mal in der „Welt am Sonntag“ und betont dabei aber auch, dass er weiterhin Fan des HSV „auch in der Zweiten Liga“ bleibe und dass seine Entscheidung, keine Darlehen mehr für Spielerkäufe geben zu wollen, nicht endgültig sei. Ergo: Alles wie immer.

Wobei dieses Interview zumindest unterstreicht, dass es in Kühne rumort. Er ist beleidigt und will sich auf seinem Weg, weitere Anteile über die Sperrminorität (24,9%) hinaus zu erwerben, nicht geschlagen geben. Er versucht, über die Öffentlichkeit den aktuellen Vorstand in Bredouille zu bringen, indem er – zweifelsfrei realistische – Probleme vorhersagt, die mit ihm selbstverständlich vermeidbar seien. Die Fragen hierbei waren/sind nur: Wären die Probleme mit Kühne komplett vermeidbar? Oder würde man sie nur verlagern? Vorstandsboss Bernd Hoffmann hatte die erste Frage zusammen mit seinem Präsidium und dem aktuellen Aufsichtsrat vor einiger Zeit mit „Nein“ und die zweite mit „Ja“ beantwortet. Deshalb versagte Hoffmann dem zweitgrößten Anteilseigner Anteilskäufe über die 24,9 Prozent hinaus und hielt damit sein Wahlversprechen aus dem Februar ein. Und ich glaube, er liegt damit im Ergebnis richtig.

Denn dieser Verein hat nachweislich nur eine Chance, langfristig wieder wirklich autark und erfolgreich agieren zu können: Wenn man seine Dreiviertelmehrheit aufrechterhält. Denn ansonsten könnten in den nächsten Monaten wichtige Entscheidungen von außen derart geblockt werden, dass dem HSV nichts anderes übrigbliebe, als auf die Forderungen der Anteilseigner einzugehen. Und ohne Kühne hier mit einem fragwürdigen Investor wie Hasan Ismaik gleichsetzen zu wollen, hat der TSV 1860 München dennoch in erschreckender Art demonstriert, wohin es auch einen traditionsreichen großen Klub führen kann, wenn man sich in derart in fremde Hände begibt.

Dass sich ein Ismaik/Kühne-Vergleich verbietet, ist mir klar. Das beweist schon die Tatsache, dass der Schweizer HSV-Investor dem HSV selbst angeboten hatte, die neuerlich gekauften Anteile per Vorkaufsrecht wieder zurückkaufen zu können. Der HSV hätte es also selbst in der Hand, sich wieder autark zu stellen. Könnte man meinen. Allerdings ist die Aussicht darauf, sich so etwas finanziell zeitnah erlauben zu können, ebenso weit entfernt von der Realität wie der HSV von der Champions League. Denn die wäre nach aktuellem Stand vergleichsweise schnell nur zu erreichen, wenn irgendwer dem HSV finanziell massiv unter die Arme greift. Und dafür gibt es derzeit keine Interessenten. Nicht einmal Kühne selbst, dessen Anteile mit HSV-Erfolgen sogar an Wert gewinnen würden...

Nein, der HSV tut aktuell sehr gut daran, sich auf sein Kerngeschäft zu reduzieren und neu aufzustellen. So verführerisch eine schnelle Millionenspritze des Milliardärs auch ist, die Folgen wären unvorhersehbar. Und einfach verschenken will Kühne auch nichts - verständlicherweise. So sehr viel anstrengender dieser eigenständige Weg auch ist – er ist alternativlos. Der HSV muss zwingend über den eigenen Nachwuchs kommen, Er muss Spieler für seine eigenen sportlichen Ziele sowie Spieler zum Verkaufen ausbilden, um das Erbe der fahrlässigen Geldverbrennung der letzten zehn, 12 Jahre auszubügeln. Kurzum: Der eigene Nachwuchs ist die Antwort. Momentan auf alles.

Und wo wir schon beim Nachwuchs sind: Der hat heute mit einem klaren 5:0 gegen den TSV Havelse drei ganz wichtige Zähler eingefahren. Herzlichen Glückwunsch dazu! In diesem Sinne, bis morgen. Da wird um 10 Uhr öffentlich am Volksparkstadion trainiert.

 

Bis dahin,

Scholle  

 

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