Marcus Scholz

14. Februar 2018

Wer sorgt endlich für Torgefahr?

Oder besser: Wer trifft endlich für den HSV?

DAS und nichts sonst sind die wichtigsten Fragen, die man sich beim HSV derzeit stellen muss. Aber DAS sind auch Fragen, die aktuell nahezu allem untergeordnet werden, was so beim HSV passiert. Selbst die Thematik, dass sich Rechtsverteidiger Dennis Diekmeier und der HSV nicht auf eine Vertragsverlängerung einigen konnten, sorgt für mehr Wirbel. Von dem ganzen Wahlprozedere mal komplett abgesehen. Nein, hier stimmen mal wieder die Gewichtungen nicht. Denn Fakt ist, dass der HSV sechs Punkte Rückstand auf den Nichtabstiegsplatz hat, drei auf den Relegationsplatz – und nur noch vier Punkte Vorsprung auf den 1. FC Köln, der am Sonnabend mit Hannover 96 als Heimgegner eine machbare Aufgabe vor sich hat. Es ist tatsächlich alles so unfassbar eng und mit einer Abwärtstendenz versehen, dass man sich heute mehr wehren müsste denn je.

Umso schöner war es, zu sehen, dass zumindest im Training weiter durchgezogen wird. Trainer Bernd Hollerbach setzt seinen eingeschlagenen Weg unverändert fort uns trainiert mit der Mannschaft die absoluten Basics. Verschieben, Flanken mit Abschluss, einfaches Kopfballtraining – intellektuell überfordert sind die Spieler sicher nicht. Dafür sportlich immer wieder. Wenn ich sehe, dass heute eine Torabschlussübung dazu führt, dass drei von vier Bällen so weit über das Tor geschossen werden, dass sie sogar den 10 Meter dahinter befindlichen Fangzaun überfliegen, dann ist das schlecht. Zu schlecht auf jeden Fall, um es zu dulden. Völlig unabhängig davon, dass der Rasen weich und holprig ist – aus zehn bis fünf Metern Entfernung muss ich mehrheitlich die Kugel aufs Tor bekommen. Eigentlich sogar INS Tor. Und das forderte Hollerbach auch lautstark ein.

Taktisch setzt Hollerbach weiter auf die Dreier bzw. Fünferkette. Und er wird weiter auf Papadopoulos setzen. Heute im Training übten er, Bjarne Thoelke und Stephan Ambrosius das Spiel hinten heraus aufzubauen, während wechselweise einer der übrigen Abwehrspieler vor dem Tor gegen drei Angreifer verteidigen musste, bzw. eben zu selten wirklich eingreifen musste. Ziel der Übung war der sichere Ballbesitz bis zu einem Punkt, von dem an es schnell über die Außen nach vorn gehen sollte. Genau das, was Hollerbach schon seit Wochen einzuüben versucht. Auffällig gut: Lewis Holtby...

Dass hierbei zuletzt Diekmeier keine Rolle mehr spielte und sehr bald vielleicht gar nicht mehr spielen könnte, das war überraschend. Gotoku Sakai hat ihm den Rang offenbar abgelaufen und scheint weiterhin gesetzt zu sein. Zudem hat Dennis Diekmeier das ihm vorliegende Vertragsangebot nicht angenommen. Momentan ruhen die Gespräche und es ist nicht abzusehen, ob sie noch mal aufgenommen werden. Grund genug für einige, sich hier zu freuen. Und das überrascht mich zwar nicht, aber es ist doch diskutabel. Immerhin ist Diekmeier in dieser Saison zweifelsfrei noch einer der besseren Spieler, einer der konstanteren Spieler gewesen und auch in den letzten Jahren unter den verschiedenen Trainern immer gesetzt gewesen.

Dass Diekmeier den neuen Vertrag ablehnt, weil er nur zwei und nicht drei Jahre laufen soll – okay. Das ist seine Entscheidung. Aber wenn Diekmeier wirklich so unbedingt in Hamburg bleiben will, dann sollte er in meinen Augen so selbstbewusst sein und sagen können, dass er sich in diesen zwei Jahren für eben jene gewünschten, weiteren Jahre in Hamburg aufzudrängen weiß. Zumal ich weiß, dass Diekmeiers offenkundige Identifikation mit dem HSV ehrlich gemeint ist. Der Rechtsverteidiger ist nicht nur dienstältester Profi – er würde es auch zu gern bleiben. „Für mich ist einerseits der Fußball wichtig, andererseits aber die Familie. Ich muss den richtigen Weg finden und tausche mich darüber mit meiner Familie aus. Ich habe vier Kinder, das ist ein anderes Leben, als wenn man Single ist. Am Ende entscheide ich das zusammen mit meiner Familie.“

Und mit der hatte er sich eigentlich für einen Verbleib in Hamburg entschlossen, Diekmeier war tatsächlich bereit, in Hamburg zu bleiben, bis er seine Karriere zu beenden gedenkt. Bis jetzt. Denn unabhängig vom letztlichen Ausgang seiner Vertragsverhandlungen, muss er sich ab sofort mit Alternativen beschäftigen. Und geht es nach seinem Berater Volker Struth, liegen die ja in Massen auf dem Tisch. Ob sich Diekmeier schon mit einem Abgang beschäftigt hat? „Es ist immer interessant, irgendwann mal was ganz anderes zu machen. Aber natürlich ist auch die Bundesliga eine geile Liga und hat eine hohe Qualität. Die Bundesliga macht einfach riesigen Spaß.“ Stimmt. Vor allem die Erste Bundesliga...

Heute wieder dabei war auch Albin Ekdal. Der Schwede, der erneut Sprunggelenksprobleme hat, machte die Aufwärmphase mit und ging anschließend individuell trainieren sowie zur Behandlung. Sollte nichts schlimmes mehr passieren, soll der Defensive Mittelfeldspieler gegen Bayer Leverkusen am Sonnabend einsetzbar sein. Ebenso wie die beiden Youngster Vagnoman, dem bereits ein Profivertrag vorgelegt wurde, und Stephan Ambrosius, der schon gegen Dortmund im Kader war und bei Hollerbach offenbar einen sehr guten Eindruck hinterlässt. Zumindest soll der 19-Jährige ebenso wie Vagnoman in den nächsten Tagen einen Profivertrag vorgelegt bekommen. Auch als Ersatz für den wahrscheinlich abwandernden Diekmeier. Der HSV treibt seine Planungen, ligaunabhängig Spieler zu verpflichten, fort.

Mehr gab es heute nicht. Ausgenommen Wahlgeschachere und eben andere Dinge, die ich nur zu gern bis zum Abpfiff des Spiels gegen Bayer hintenanstellen würde. Sehr wohl wissend, dass das nicht gänzlich gehen wird.

In diesem Sinne, bis morgen!

 

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