Marcus Scholz

1. August 2019

So ungern ich es zugebe, aber unser Blogfreund HeLuecht hat in diesem Fall recht. „Dann mach doch einfach mal ’nen kürzeren Blog. Muss ja nicht jeden Tag so viel los sein…“, hatte er mir heute am Trainingsrand gesagt, als der HSV mal wieder erst nach 17 Uhr das Training beendete und mir klar war, dass es angesichts der Heimfahrt durch verschiedene Staus zeitlich wieder ein heißer Ritt werden könnte, um bis 19.30 Uhr hier online zu sein. Und heute war rund um den HSV nicht allzu viel los. Es gibt keinen Neuen, es gibt (noch) keinen Abgang - dafür waren die beiden Einheiten heute intensiv. Insbesondere die am Nachmittag. Und das übrigens nicht nur auf dem Platz - sondern auch daneben. Denn unter den Kiebitzen macht sich eine Diskussion breit, die auch hier im Blog ein Evergreen ist: Wie lang ist Aaron Hunt noch erste Wahl? Oder anders formuliert: Sollte er es überhaupt noch sein?

Und wider die vorherrschende Meinung hier im Blog glaube ich, dass Aaron Hunt aktuell noch eine sehr wichtige Rolle einnimmt. Weniger gegen Darmstadt, dafür aber ansonsten in der Vorbereitung und in der Kabine. Hunt ist tatsächlich fit. Er ist erster Ansprechpartner von Trainer Dieter Hecking und er ist der Mann des Vertrauens von der Mannschaft, die ihn als Kapitän in einer Abstimmung bestätigt hat. Auch das ist ein Zeichen dafür, dass Hunt noch eine wichtige Rolle spielt - Selbst wenn das auf dem Platz von Jahr zu Jahr schwieriger zu erkennen ist. In diesem Jahr, dem letzten Vertragsjahr Hunts, ist er für mich eh vor allem aus einem Grund wichtig: Er soll seinen Nachfolger heranführen.  Und der scharrt mit den Hufen: Sonny Kittel.

Hunt verschafft Kittel Zeit, sich an die neue Rolle zu gewöhnen

Gegen Darmstadt war er erst von der Bank gekommen und sollte über die Außenbahn entscheidende Impulse setzen. Offenbar gepaart mit der Ansage, dass er möglichst jede Schussgelegenheit mitnehmen solle, wirkte der normalerweise extrem schussstarke Zugang aus Ingolstadt oft ein wenig hektisch und unüberlegt. Aber: Er kann es besser. Viel besser sogar. Behaupte ich. Denn in den Trainingseinheiten beweist der Rechtsfuß immer wieder, was in ihm steckt. Er hat ein gutes Sprinttempo und kann mit dem Ball handlungsschnell Situationen kreieren. Er ist bissig in den Zweikämpfen und technisch so versiert, dass er ein Spiel gestalten kann. Offensiv wohlgemerkt. Also genau das, was Hunt eigentlich regeln soll.

 

Aber, so ehrlich muss man sein: Kittel ist aktuell noch nicht so weit, die Verantwortung beim HSV allein auf seine Schultern zu nehmen. Kittel jetzt schon in diese Rolle zu drücken würde ihm nicht gerecht. Deshalb bin ich froh, dass der HSV mit Hunt noch einen Spieler hat, von dem man all diese Dinge erwarten darf - und erwarten kann. Dass das bei Hunt immer nur über einen begrenzten Zeitraum drin zu sein scheint, dafür spricht die Statistik. Aber auch hier sehe ich eine Win-Win-Situation: Denn so wird Kittel früher oder später diese Rolle eh übernehmen können und bis dahin die Eingewöhnung bekommen, die er im Moment noch braucht. Übrigens auch gesundheitlich, wie das Nachmittagstraining noch einmal zeigt. Denn da stolzierte der mit mehreren Knie-Operationen schon in jungem Alter vorgeschädigte Mittelfeldspieler ein spezielles Lauftraining mit Rehacoach Sebastian Capel - und Kyriakos Papadopoulos. „Prävention“, heißt es von HSV-Seite. Und auch hier sage ich: Gut so.

Intensive Einheiten mit einem starken Xavier Amaechi

Denn das Training heute war insbesondere am Nachmittag sehr intensiv. Auf dem hinteren Platz (von der Südtribüne aus gesehen) wurde auf verkürztem Feld in Turnierform gespielt. Mit unterschiedlich vielen Anspielpunkten am Rand ließ Hecking eine sehr zweikampf- und Torabschluss-intensive Einheit absolvieren. Am Vormittag noch mit 11 gegen 11 wurde nachmittags erst 6 gegen 6 und später noch vier gegen  viergespielt. Immer im Fokus: der Wettbewerb. „Gewinnen! Gewinnen!“, schrie Hecking und vor allem Bremser immer wieder von außen rein. Und egal, wie oft das am Ende in der Vergangenheit leider nichtssagend geblieben ist, hier muss ich das erwähnen: Die drei Mannschaften gaben Vollgas. Es wurde geschrien, gefoult, gepöbelt und gefeiert - eben so, wie gutes Training aussehen soll.

Hierbei auffällig: Xavier Amaechi. Der Engländer dribbelte, sprintete, bereitete Tore vor - und er traf selbst. Er machte heute deutlich, dass er dem HSV sofort weiterhelfen kann, da lege ich mich fest. Und ich betone hierbei das „Kann“, denn er muss nicht sofort in die erste Reihe geschoben werden, sondern kann (eben so wie Kittel auf der Zehn) langsam an seine Topform herangeführt werden. Über Teileinsätze hin zur Startelf - Hecking hat hier alle Möglichkeiten.  Denn wenn Amaechi das aus den ersten Trainingseinheiten auch nur in Teilen auf den Platz bekommt - dann wird das reichen, um immer wieder mal den Unterschied ausmachen zu können.  Und auch hier liegt meine Betonung auf „Können“, denn ich erwarte es nicht von ihm, traue es Ohm aber sehr wohl zu.

 

Heute im Training ebenfalls wieder voll dabei: Timo Letschert und Ewerton. Beide wirkten erfreulich fit. Und während Letschert am Montag in Nürnberg schon dabei sein könnte, wird Ewerton in der Liga noch eine Woche länger pausieren müssen. Mindestens.

In diesem Sinne, bis morgen. Da wird um 15.30 Uhr trainiert. Wieder öffentlich. Und wieder mit den oben beschriebenen Spielern - und hoffentlich ebenso wieder mit der heute gezeigten Intensität, die der Trainer nach Schlusspfiff noch mit ein paar Steigerungsläufen über 75 Meter belohnte. Oder wie Hecking im Trainingslager schon zu sagen pflegte: „Von nichts kommt nichts.“ Ich melde mich dann morgen früh um 7.30 Uhr wieder mit dem MorningCall bei Euch.

Bis dahin!

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