Marcus Scholz

23. Januar 2019

 

Das war tatsächlich ein Test, der Härte abverlangte. Vor allem von uns Zuschauern, die beim 5:3-Sieg gegen den Zweiten der ersten dänischen Liga, den FC Midtjylland, teilweise sehr interessanten Fußball geboten bekamen - aber dabei mächtig froren. Minus fünf Grad fühlten sich wie minus 15 an und ich hatte mit meiner dicken Winterjacke und der langen Ski-Unterhose eigentlich ausreichend vorgesorgt. Aber eben nur fast - denn ich hatte die Rechnung ohne meine Füße gemacht, deren Zehenspitzen in den Turnschuhen abgefroren schienen, als sich Hannes Wolf nach dreimal 45 Minuten gegen die Dänen zum Abschluss noch kurz und relativ zufrieden zu uns gesellte. Sein Blitzfazit: „Es gab viele gute Sachen. Man hat gesehen, dass die Frische wieder da ist. Das war alles 20 Prozent schneller als im Trainingslager, was aber auch normal ist, bei dem, was wir da trainiert haben. Deswegen: viele gute Sachen, gute Intensität, gutes Tempo und auf beiden Seiten viele Torraumszenen. Defensiv gibt es noch ein paar Dinge, die wir verbessern müssen. Da haben wir zu viel zugelassen. Aber das sind wir dran. Es war auf jeden Fall ein sehr guter Test“, so der Trainer, der einzelne Spieler nicht hervorheben wollte. Wolf: „Es war insgesamt von uns eine schärfere Leistung. Insgesamt von allen gut.“

Dennoch, für mich war es besonders interessant, dass Gideon Jung in der Startelf stand. Wolf sagte dann auch, dass Jung nah dran ist. Sehr nah dran sogar. Die ersten 70 Minuten hatte Jung heute im vermeintlichen A-Team von beginn an gespielt. Wolf: „Und das sagt ja schon vieles aus, dass er 70 Minuten spielt. Auch in der Formation. Wir haben lange gewartet, ihn letztes Jahr schon aufgebaut, aus Vorsicht mal rausgenommen. Er ist fit, er kann spielen. Dann schauen wir mal, wie wir es nächste Woche machen“ Ebenfalls auf einem sehr guten Weg sei Aaron Hunt, der heute in der A-Elf von Tatsuya Ito ersetzt wurde. Personell - allerdings noch lange nicht ebenbürtig. Wolf über Hunt: „ „Aaron war heute schon am Ball, ist gestern Intervalle gelaufen, das ist alles in Ordnung. Es ist halt eine kleine Verletzung. Ich gehe davon aus, dass er nächste Woche Mittwoch gesund ist. Ich gehe davon aus, dass er Montag, Dienstag wieder einsteigt ins Mannschaftstraining - und dann wäre er auch dabei.“

Zehn von elf Startelfplätzen (Hunts Position ist noch offen) scheinen vergeben. Und es klingt alles zunächst einmal recht gut. Und auch das Spiel heute war deutlich ansehnlicher als die beiden Tests in La Manga. Die Dänen wirkten dabei zu Beginn sehr abgeklärt, gingen in der 19. Minute durch George in Führung. Der HSV hatte bis hierhin mehr Ballbesitz, aber eben kein Mittel gefunden, die Abwehr auszuhebeln. Erst als Wolf sich Jatta zur Brust nahm und diesen ermahnte, endlich wacher zu sein, wenn die eigenen Angriffe gefahren werden, klappte es fast umgehend. Sakai mit schöner Flanke auf den zweiten Pfosten, wo Jatta den Ball per Kopf nur noch über die Linie drücken musste (35.). Und jetzt kam der HSV immer wieder mal durch und traf dann auch nach einem schönen Konter über Narey (42.) zur verdienten Führung nach den ersten von dreimal 45 Minuten.

Wie zwischen den Trainern abgesprochen blieben auch ihn den zweiten 45 Minuten zunächst die vermeintlichen A-Teams auf dem Feld - und die Dänen schlugen erneut zu. Etwas unerwartet zu diesem Zeitpunkt traf Sviatchenko zum 2:2, ehe Pierre Michel Lasogga seine dritte oder vieret Großchance dann per Kopf zum 3:2 nutzte (69.). Und diese Führung kam gerade noch rechtzeitig, denn eine Minute später wechselte Wolf das komplette Team ebenso wie sein Gegenüber. Es kamen auf neiden Seiten die jungen Talente und die Spieler, die aktuell etwas hintendran sind. Und die Dänen hatten einige sehr interessante Junge dabei - was den Scouts - unter anderem waren Jan Sandmann (Hertha BSC) und die beiden ehemaligen Hamburger Amateurgrößen Marc Fascher und Kurt Hesse vor Ort - sehr gefiel. Sie hatten eine Menge zum notieren. Ebenso wie mir das Spiel in großen Teilen gefiel. Midtjylland traf zwar nur noch einmal ins Tor - dafür hatten sie noch mehrere Großchancen. Unter anderem zwei Pfostentreffer. Und beim HSV trafen Christoph Moritz (83.) per abgefälschten Nachschub sowie David Bates nach Standard vom fleißigen Manuel Wintzheimer (106.), ehe Kraev nach einer schönen Einzelleistung das 3:5-Endergebnis herstellte.

Wie weit seine Mannschaft schon sei, wollten wir nach dem letzten Test vor dem Rückrundenbeginn 2019 von Hannes Wolf wissen. „Es ist immer schwer zu sagen. Es geht einfach darum, dass die Spieler in Form kommen, dass sie ihre Verfassung, ihre Fitness bekommen. Das hat man heute gesehen, dass wir marschieren können und eine gute Intensität spielen können. Wir haben eine Mannschaft, die wieder frisch ist, die auf Level kommt. Wir müssen weiter gut arbeiten, hart arbeiten. Und dann wollen wir einfach sofort gut sein, wenn es in einer Woche hier im Stadion los geht gegen den SV Sandhausen.“ Und dieser Start ist immens wichtig, angesichts der vielen schwierigen Auswärtsspiele sowie dem Starprogramm mit drei Spielen in sieben Tagen.

Nach Sandhausen geht es nach Bielefeld, ehe am 5. Februar Nürnberg zu Gast ist im Pokal. Zudem muss der HSV auswärts bei acht Teams aus den aktuellen Top Zehn ran. Deshalb betonte Wolf selbst auch noch mal die Bedeutung des Auftaktes gegen Sandhausen. Wie wichtig eiomn Sieg zum Auftakt sei? „Sehr wichtig. Wir wollen sofort gute Spiele machen, wollen sofort gewinnen. Es geht nicht darum, dass wir irgendwann mal ab Februar auf Level sind, sondern wir müssen in einer Woche voll da sein. Und das soll man dann auch sehen.“ Wolf, dessen Lieblingswort „Intensität“ ist und was vieles über seine Art Fußball zu leben aussagt, versucht, dabei die richtige Mischung zu finden. Er weiß, dass jetzt die Belastung sehrv genau dosiert werden muss. „Die Frische kriegst du aber nicht allein auf der Couch. Dafür musst du schon was tun. Morgen wird regeneriert, Freitag ist dann noch mal ein Tag frei. Samstag und Sonntag kannst du noch mal richtig belasten, kannst Spielformen üben und dann musst mal ab Montag aufpassen, dass du nicht zu viel machst vor Mittwoch. Aber wir können schon noch über die Woche hart trainieren!“

Klingt nach einem Plan.

In diesem Sinne, heute mal nur mit Fußball! Bis morgen! Da treffe ich Marcell Jansen zum ersten Vier-Augen-Gespräch mit ihm als neuen Präsidenten des HSV e.V. Ich freue mich auf viele interessante Themen mit dem 33-Jährigen Vertreter des Hauptanteilseigner der AG und hoffe, dass Ihr alle jetzt erst einmal einen richtig schönen Abend habt. Ich melde mich dann morgen wieder bei Euch. Wie immer um 7.30 Uhr zunächst mit der vollen Dosis HSV zum Frühstück im MorningCall, ehe wir uns am Abend dann mit dem Blog und Marcell Jansen bei Euch melden.

Bis dahin Euch alles Gute,

Scholle

 

Statistik zum Spiel gegen den FC Midtjylland:

HSV: Pollersbeck (91. Mickel) – Sakai (69. David), Jung (69. Bates), van Drongelen (69. Lacroix), Santos (69. Vagnoman) - Mangala (69. Janjicic) - Narey (69. Opoku), Holtby (69. Steinmann), Ito (69. Moritz), Jatta (69. Wintzheimer) - Lasogga (69. Arp)  

Tore: 0:1 George (19.), 1:1 Jatta (35.), 2:1 Narey (42.), 2:2 Sviatchenko (61.), 3:2 Lasogga (69.), 4:2 Moritz (83.), 5:2 Bates (106.), 5:3 Kraev (126.)

FAQs

 
 

Über uns

Die Rautenperle - das ist ein Team aus jungen Medienschaffenden und Sportjournalisten mit großer Affinität zum HSV. Wir sind 24/7 bei den Rothosen am Ball und produzieren frischen Content für Rautenliebhaber.

Unser Ziel ist es, moderne, unabhängige Berichterstattung und attraktiven, journalistischen Content für junge und jung gebliebene HSV-Anhänger zu bieten. Wichtig ist uns dabei, eine neue Art des Sportjournalismus zu präsentieren: dynamisch, zeitgemäß, zielgruppengerecht. Weg von verstaubten Zeitungsspalten und immergleichen Phrasen.

Die Rautenperle ist aber nicht nur ein Ort, um sich zu informieren, sondern soll auch immer ein Ort des Austausches und des Miteinanders sein. Wir wollen eurer Leidenschaft einen Platz im Netz bieten: zum Diskutieren, zum Mitfiebern, zum Mitmachen.