Marcus Scholz

15. August 2018

Selbst eine B-Elf des FC Bayern würde um die Deutsche Meisterschaft mitspielen. Und schon deshalb war klar, was hier heute auf den HSV zukommen würde: Schwerstarbeit. Eintracht Frankfurt hatte der FC Bayern am Sonntag erst mit 5:0 im Supercup deklassiert – und den HSV? „Wir freuen uns einfach riesig darauf, gegen die beste Mannschaft Deutschlands zu spielen“, hatte Ralf Becker vor dem Spiel gesagt. Und der Vorstand Sport war sich auch sicher, dass das Spiel keine negativen Folgen haben würde. Und ich behaupte: Becker behielt Recht. Denn dieses 1:4 gegen die Bayern war unterhaltsam und keinesfalls der von vielen befürchtete „Abschuss“.

Dabei begann der HSV – wie immer – sehr offensiv, Pressing gegen den FC Bayern, kann man mal machen. Zumindest so. Denn der FCB, der mit einer Viererkette begann, die so eher nie in der Bundesliga spielen dürfte, war defensiv nicht sicher. Holtby hatte schon nach drei Minuten die erste Riesenchance für den HSV – allerdings konnte Neuer mit einem starken Reflex ebenso abwehren wie Tom Mickel auf der anderen Seite, als Leon Goretzka plötzlich völlig frei vor ihm auftauchte (4.). Und das Siel verlor zunächst nichts an Tempo. Fiete Arp, der sich vor Wochen noch mit den Münchnern einig war, spätestens 2019 zum FCB zu wechseln, wirkte hochmotiviert. Und er hatte die nächste Chance, als er in der 14. Minute an Derrick Köhn vorbeiging und aus 14 Metern abschloss – vorbei.

Keine 120 Sekunden später war Robben durch und scheiterte knapp rechts am HSV-Tor, und im Gegenangriff traf Narey nach Doppelpass mit Arp nur den Außenpfosten (beides 16.). Ein Tor lag in der Luft in diesem unterhaltsamen Test. Und es fiel auch auf der richtigen Seite. Der auffällige Arp spielte den Ball mit dem Rücken zum Tor in den Lauf von Holtby, der den mitgelaufenen Narey sah, querlegte – das 1:0 durch den torgefährlichsten HSVer der letzten Wochen: Khaled Narey (25.). Und hätte Arp eine Minute später nicht knapp verzogen – dann wäre in der 30. Minute  nicht der Ausgleich gefallen.

Es war ein dummer Ausgleich, da der weiter schwächelnde Gotoku Sakai gegen den pfeilschnelle Kingsley Coman an der 16-Meter-Grenzu zur Grätsche ansetzte und der Franzose diese Einladung gern annahm: Foul Sakai, Elfer Wagner – das 1:1 (30.). Und es kam sogar noch bitterer. Sakai ließ Goretzka ungestört flanken, in der Mitte stand der noch unsicher wirkende Leo Lacroix nur neben Wagner, nicht hinter ihm oder zumindest an ihm dran. Wagner wusste diese Einladung anzunehmen und verlängerte sehenswert mit der Hacke zum 1:2 für den Deutschen Meister.

Und das war auch der Halbzeitstand. Die Halbzeitpause nutzte HSV-Trainer Christian Titz, um gleich zehnmal zu wechseln, während die Bayern zunächst nur dreimal wechselten. Vereinbart war, dass man insgesamt jeweils elf Wechsel vornehmen darf. Und während der HSV nur einen Schuss von Jairo (49.) hatte, kamen die Bayern zu Chancen, die sie eigentlich hätten nutzen müssen. Wagner legte quer auf Sanches, der in der 50. Minute zu lange zögerte, sich den Ball von Christoph Moritz erst weggrätschen ließ, um mit dem Abpraller per Hacke an Julian Pollersbeck zu scheitern. In der 57. Minute war Coman plötzlich völlig frei vor Pollersbeck und schoss diesem den Ball in die Arme, während Sanches in der 64. Minute aus sechs Metern nur das Außennetz traf.

Glück für den HSV, bei dem in der 61. Minute auch Jatta als elfter Neuer inzwischen eingewechselt worden war. Aber auch die Bayern hatten inzwischen gewechselt. Bekannte Namen wie Thomas Müller – und noch etwas unbekanntere Namen wie Maximilian Franzke kamen. Wobei Letztgenannter mit einer scharfen Hereingabe Müller fand und dieser aus kurzer Distanz zum 3:1 für die Münchner traf (73.).

Wirklich viel Aussagekraft haben solche Tests, in denen viele Spieler aus der zweiten Reihe spielen und ebenso viel gewechselt wird, eh nicht. Aber sie sind bessere Trainingseinheiten. In diesem Fall sogar eine für den HSV von 27.638 Zuschauern top bezahlte Trainingseinheit. Und eine, die zeigte, dass Lacroix noch in der Gewöhnungsphase steckt, dass Sakai seiner Leistung weiter hinterherläuft – aber eben auch eine, die zeigte, dass der HSV offensiv mit Khaled Narey einen sehr guten Mann (allemal für die Zweite Liga) dazu geholt hat. Zudem demonstrierte Arp, dass er langsam wieder zur Alternative wird, während Ito über seine guten Ansätze nicht hinauskam. Bei dem Japaner schnalzt man ob seiner Dribblings gern mit der Zunge. Sieht auch gut aus. Allerdings muss Ito seine Aktionen einfach effektiver abschließen. Das Potenzial dazu ist zweifelsfrei da. Apropos Effizienz: Die demonstrierte Thomas Müller, als er in der 86. Minute an Freund und Feind vorbei aus 11 Metern mit links einnetzte. Wobei dieser Treffer sehr schön von Ribery und Kimmich per Doppelpass vorbereitet worden war.

Am Ende blieb es beim 1:4, das die Fans zurecht mit Applaus bedachten. In diesem Sinne: Bis dahin!

Scholle

 

P.S.: Albin Ekdals Wechsel zu Sampdoria Genua ist beschlossene Sache – nur noch nicht verkündet. Das soll ebenso nachgeholt werden, wie bei Filip Kostic in den nächsten Tagen eine Entscheidung erwartet wird, wo es hingeht.

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