Marcus Scholz

27. November 2018

 

Oha. Drei Wochen Pause. Trotz des ganzen Ärgers über den verzockten Sieg gegen Union Berlin wog die Nachricht, dass Pierre Michel Lasogga mit einem Muskelfaserriss die nächsten drei Wochen ausfällt und somit frühestens zum letzten Spiel des Jahres, am 23.12. in Kiel wieder bei sein kann.

 

Die schlechteste Nachricht des Tages?

Mitnichten! Denn wie heute bekannt wurde, verstarb gestern gegen 19.30 Uhr vor dem Spiel des HSV gegen Union Berlin ein Fan, der im Umlauf des Stadions zusammengebrochen war und trotz sofortiger Rettungsmaßnahmen nicht wiederbelebt werden konnte. Zu welchem der beiden Fanlager der Verstorbene zu zählen ist, wurde noch nicht bekannt. Allerdings, dass sich beide Fanlager während des Spiels intern sowie mit Ordnern und Polizisten auseinandersetzten, um nach dem Spiel aufeinander loszugehen. In allen Fällen wurden die Personalien aufgenommen.

Das falsche Personal hatte meiner Meinung nach auch Hannes Wolf gestern im Verlaufe des Spiels gewählt. Mit der Startelf konnte ich noch gut leben - obgleich ich tatsächlich eher Arp statt Jatta gebracht und Hwang über die Außenbahn hätte kommen lassen. Dennoch, trotz der schwachen ersten Halbzeit kam der HSV in unveränderter Besetzung in der zweiten Halbzeit mit Wolfs Formation sehr gut ins Spiel zurück und drehte die Partie. Zumindest, bis Wolf wechselte. Den gerade erst durch seinen Treffer immer stärker werdenden Aaron Hunt nahm er heraus. Weil der Mittelfeldspieler unter der Woche krank gefehlt hatte, so erklärte es Wolf heute, habe er ihn besser herausnehmen wollen. Und er bereute es heute schon: „Natürlich frage ich mich, ob er uns in der Schlussphase geholfen hätte. Er war die ganze Woche krank, hat nur drei Tage trainiert. Es war so auf der Kippe. Ich weiß auch, dass er gerade eine gute Phase hatte. Trotzdem wollten wir hinten auf Fünf gehen, weil wussten, dass noch mehr Flugbälle kommen und noch mehr große Spieler kommen. Es war taktischer Natur. Dazu muss man stehen.“ Wolf brachte wie gesagt einen fünften Verteidiger - ein fatales Zeichen. Zumal Union kurz vorher seinerseits gerade offensiv gewechselt hatte. Und anstatt die wachsende Überlegenheit auszubauen und zu nutzen, verlagerte sich das Spiel in die Hälfte des HSV - und führte zum mehr als vermeidbaren Gegentreffer in der Nachspielzeit.

„Wir wissen, dass wir in einigen Phasen des Spiels nicht auf unserem höchsten Level waren. So auch in der 90. Minute, wo wir eigentlich sehr gut stehen. Wir verlieren da entscheidende Duelle“, so Wolf heute zum späten 2:2, bei dem zunächst Bates das Kopfballduell verliert, ehe Leo Lacroix seinem Gegenspieler Abdullahi nicht hinterherkommt und es dann auch  noch versäumt, ihn beim Torschuss wenigstens ein wenig zu bedrängen, um ihm die Kontrolle zu nehmen. Schon beim ersten Gegentreffer hatte der Schweizer sich billig ausstanzen lassen. Dennoch sah er das nach dem Spiel etwas anders und sprach davon, dass Julian Pollersbeck hätte aus dem Tor herauskommen müssen. Eine Verkennung von Tatsachen, wie sie in den Wiederholungen nur zu deutlich wurden.

Und mal abgesehen davon, dass Wolf m.M.n. falsch wechselte, so muss er hoffen, dass er auf der IV-Position bald wieder wechseln kann. Weniger zu Bates hin, der nach seiner Einwechslung nicht ins Spiel fand, aber für mich weiterhin der bessere von zwei aktuell zu schwachen Innenverteidigern ist. Nein, Wolf muss hoffen, dass Gideon Jung möglichst bald wieder fit wird. „Ich rechne nicht mehr unbedingt in diesem Jahr noch mit ihm. Wir werden ihn kontinuierlich und gut aufbauen, um ihn wieder an seine 100 Prozent heranzuführen“, so Wolf über die Bedeutung des verletzten Innenverteidigers, der dem HSV hinten Sicherheit - und vor allem auch Tempo geben kann.

Ähnlich wie es gestern in der Offensive der Fall war, wo mit Hee-chan Hwang, Bakery Jatta und Khaled Narey gleich drei pfeilschnelle Offensivspieler aufgeboten worden waren, die schon allein mit ihrem Tempo die Berliner Abwehr immer wieder unter Druck setzten. Und es spricht vieles dafür, dass diese drei auch in Ingolstadt wieder beginnen werden. Dann also auch wieder ohne Lasogga, der drei Wochen ausfallen wird.  Leider, wie Wolf findet: „Es ist sehr schade, weil er in einer super Verfassung war. Aber gezeigt, dass wir auch so etwas nach vorn entwickeln können. Damit gehen wir um und werden das ganz sicher nicht als Ausrede nutzen. Pierre muss jetzt zusehen, dass er gesund zurückkommt. Vielleicht ja schon gegen Kiel.“

Dass der Ausfall schwer wiegt, ist klar. Dennoch lobte Wolf heute seine Lasogga-freie Offensive. Selbst den für mich erneut weit hinter den Erwartungen gebliebenen Hwang sah Wolf deutlich besser als ich: „Hee-chan hatte zweimal Eins-gegen-Eins-Situationen gegen den Torwart. Wenn davon einer reingeht, nehmen wir das anders wahr.“ Ansonsten habe man gegen die beste Abwehr der Liga zwei Tore erzielt, hatten das dritte auf dem Fuß - „und das alles ohne Pierre“, so Wolf, „deshalb wollen wir das alles jetzt nicht zu schlecht reden.“ Vor allem nicht die Leistung von Bakery Jatta, den Wolf explizit erwähnte. „Er hatte nach vorne sehr, sehr gute Szenen. Er war an den Toren beteiligt. Jetzt liegt es an ihm, sich körperlich zu regenerieren. Ich hoffe, dass er nach dem freien Tag wieder auf einem guten Level ist. Und dann muss er sich Tag für Tag beweisen.“

Anders beurteilte Wolf heute seine Defensive, da ist Wolf mit der Leistung gegen Union nicht zufrieden gewesen. Von sich aus führte er aus:  „Im Defensivverhalten ein paar Szenen, die nicht gut waren. Da müssen wir ran, da haben wir uns etwas zu viel erlaubt.“ Vor allem Lacroix, dem Wolf keinen Stammplatz zugestehen will: „Ich will mich da nicht grundlegend festlegen. Dave  (David Bates, d. Red.) hat am Anfang gespielt, dann kommt die Gelbrote Karte und das Super-Spiel von Leo gegen Köln. Danach Leo wieder rauszunehmen, wäre schon schwierig gewesen. Wir haben da Möglichkeiten und ich will mich nicht grundsätzlich festlegen.“ Dennoch, das betont auch Wolf, braucht eine Mannschaft Sicherheit.

Vor allem über Konstanz auch in der Aufstellung. Wolfs Ansage für die nächsten Spiele: „Du kannst nicht nach der ersten schlechten Halbzeit drei Mann auswechseln und alles wild umstellen. Die Mannschaft braucht auch Sicherheit von außen.“ Dass die Mannschaft trotz Dees späten Gegentreffers nicht verunsichert ist, weiß auch Lewis Holtby zu berichten. Ich hatte den Mannschaftskapitän heute in unserem Rautenperlen-Talk zu Gast und kann Euch verraten, dass es ein sehr nettes, persönliches Gespräch geworden ist. Auf jeden Fall spürt man bei dem stellvertretenden Mannschaftskapitän, dass der HSV inzwischen mehr für ihn ist als ein Arbeitgeber. Zudem verrät er uns, wie er Aaron Hunt im gemeinsamen Urlaub vom Verbleib beim HSV überzeugt hat. Aber seht und hört selbst. Ab 20 Uhr könnt Ihr den Talk hier sehen:

 

In diesem Sinne, bis morgen!! Da melde ich mich wie gewohnt um 7.30 Uhr mit dem MorningCall bei Euch. Anschließend meldet sich dann Tobias Escher mit seiner Taktikanalyse des Spitzenspiels bei Euch, während die Mannschaft trainingsfrei hat.

Bis dahin!

 

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