Marcus Scholz

13. Mai 2020

Jonas Boldt zählt zu den wenigen Bundesliga-Vorständen, die sich bislang öffentlich nur wenig bis fast gar nicht zu den Vorgängen und Entscheidungen seitens der DFL äußern. Es sei alles andere als selbstverständlich, die Saison sportlich beenden zu können, von daher dürfe man nicht auch noch anfangen, Wünsche zu stellen. Das sagt HSV-Sportvorstand Jonas Boldt. Immer wieder. „Klappe halten und machen“, so sein Motto - und dabei müssten alle Beteiligten auch bedingungslos beisammenstehen und bereit sein, auch schwierige Kompromisse einzugehen. So, wie jetzt. Denn jetzt steht er als Vertreter des HSV vor der schwierigen Aufgabe, einen solchen Kompromiss schlucken zu müssen, der mit der durchaus gegebenen Wahrscheinlichkeit ausgestattet ist, dass es für den HSV nachteilig ist. Zumindest sollen bei der Mitgliederversammlung der 36 deutschen Profivereine am morgigen Donnerstag wichtige Regelungen für den Fall eines Saisonabbruchs getroffen werden. Das sagte der Aufsichtsratsvorsitzende der Deutschen Fußball Liga, Peter Peters. Und Fakt ist: Alle zu besprechenden und abzustimmenden Regelungen beinhalten viel Streitpotenzial.

Der Tagesordnung zufolge sollen auf der Mitgliederversammlung die 36 Profivereine einem DFL-Plan zur Auf- und Abstiegsregelung zustimmen. In die Statuten soll zudem aufgenommen werden, dass es keine Aufstockung der 1. und 2. Bundesliga geben wird. „Wir werden am Donnerstag wohl letztmals das Thema 'erzwungener Saisonabbruch' behandeln. Letztmalig deshalb, weil ich überzeugt bin, dass es dazu nicht kommen wird“, so Peters, „aber für diesen absolut unwahrscheinlichen Fall steht für mich fest: Es wird keine Aufstockung - und es muss auch Auf- und Abstieg geben.“ Und genau da kommen wir zum ersten großen Streitthema, das auch morgen die 36 Klubs beschäftigen wird.

Für Donnerstag droht der erste große Krach

Denn zum einen sollen nur zwei Mannschaften auf- und demnach auch nur zwei absteigen. Zum anderen gab es schon heute Protest - wieder aus Bremen. Werders Aufsichtsratschef Marco Bode hat das DFL-Präsidium heftig kritisiert. „Das ist eine Regelung, die unglaublich viel nach sich zieht. Da kann man nicht einfach en passant wenige Tage vor der Wiederaufnahme des Spielbetriebs eine Entscheidung solcher Tragweite treffen“, sagte Bode. Dem DFL-Antrag zufolge soll die zu diesem Zeitpunkt aktuelle Tabelle gewertet werden. Damit könnte ein Meister gekürt werden, es gäbe jeweils zwei feste Absteiger und keine Aufstockung der Ligen. Derzeit belegen Werder Bremen und der SC Paderborn die beiden letzten Tabellenplätze.

Laut Bode wurde in der Telefonschalte der 18 Erstligisten nicht über den Antrag abgestimmt. Das Fachmagazin „Kicker“ hatte zuvor berichtet, zehn Club hätten für den Antrag gestimmt, acht dagegen. „Es ging einer relativ großen Zahl so, dass die Kurzfristigkeit, die Art und Weise und die Sorgfalt des Antrages kritisiert wurden“, sagte Bode. Feststehen soll allerdings, dass die Relegationsspiele im Falle des Abbruchs der Spielzeit wegfallen. „Nochmal: Dieses Szenario ist höchst unwahrscheinlich, sollte aber auch geregelt sein. Ich bin überzeugt, dass alle Clubs diesem Vorschlag zustimmen“, betontePeters, seines Zeichens Stellvertreter von Christian Seifert im DFL-Präsidium, heute gegenüber der dpa. Ansonsten gäbe es bei einem Abbruch einen „Berg von Problemen“, der auf die DFL zukommen würde. „Dann müssten wir viele Regelungen treffen, deren Folgen noch gar nicht absehbar sind. Das ginge nicht ohne große Komplikationen.“ So viel zum Thema bedingungslose Solidarität unter den Profiklubs.

Dresden beantragt Verlegung - wie reagiert die DFL?

Ebenfalls interessant wird sein, wie mit dem Fall Dynamo Dresden umgegangen wird. Bislang steht nur fest, dass die Mannschaft noch bis Ende kommender Woche in häuslicher Quarantäne ist und die Sachsen die Verlegung des Spieles danach gegen Bielefeld beantragt haben. Sollte es direkt im Anschluss daran unter der Woche allerdings planmäßig mit der Partie gegen Arminia Bielefeld weitergehen - die Arminia dürfte sich freuen. Denn so wenig vorbereitet wie Dynamo dann wäre, sind nicht einmal die Dänen 1992 in die EM gestartet. „Unter einem fairen Wettbewerb verstehe ich nicht, wenn man drei Tage nach der Quarantäne wieder in ein Meisterschaftsspiel gehen muss. Man muss schon einige Tage Mannschaftstraining haben“, sagte Finanzchef Michael Born heute. Und er hat Recht.

Aber, nächstes Problem: Selbst wenn das Spiel unter der Woche (26./27. Mai) nicht angesetzt, sondern nachgeholt würde, stünde an dem Wochenende danach Stuttgart auf dem Dynamo-Speiseplan. Schwere Kost, wenn man bedenkt, dass die Mannschaft bis dahin maximal  eine Woche wieder im Mannschaftstraining wäre. Und: Auch diese erste Ansetzung dürfte dem HSV nicht schmecken. Zumindest wäre Dresden gegen den HSV, der erst in einem Monat auf die Sachsen trifft, wieder sportlich in der Spur. Wobei man grundsätzlich sagen muss: Am meisten Nachteile haben die Dresdner, die als Tabellen-18. ihrerseits immerhin noch um den Klassenerhalt kämpfen. Und dennoch bleibe ich dabei: Wirklich beschweren, das hatte ich ja auch schon im Zusammenhang mit Werder Bremen geschrieben, darf sich hier niemand. Die Bundesligisten tun gut daran, zu nehmen, was ihnen geboten wird.

Entscheiden zwei Spiele binnen weniger Tage alles?

Auch der HSV, der seinerseits in den nächsten 14 Tagen schon eine Menge gewinnen - aber im Negativfall noch mehr verlieren kann. Denn nachdem es am Sonntag in Fürth um Punkte geht, kommt Arminia Bielefeld eine Woche später ins Volksparkstadion, ehe es ein paar Tage später (Spieltage sind noch nicht terminiert) unter der Woche zum Spitzenspiel Nummer zwei zum VfB Stuttgart geht. Dass nun ausgerechnet diese beiden Spiele terminlich nur wenige Tage auseinanderliegen - bitter. Aber, und so konsequent muss der HSV sich hierbei treu blieben: Es ist allemal kein Grund, sich zu beschweren. „Wir haben es alles in der eigenen Hand“, sagte Mannschaftskapitän Aaron Hunt und sprach dabei auf die beiden Spitzenspiele gegen Arminia und den VfB an. „Das ist unsere Chance. Hoffen wir mal, dass sie sie auch nutzen.

 

 

Apropos Chance genutzt: Das hat auch Patrick Esume. Der Football-Coach, der aktuell beim HSV hospitiert, war heute in der aktuellen Ausgabe der SportBild mit Zitaten aus einer TV-Sendung konfrontiert worden, die er vor drei Jahren getätigt hatte. Dabei hatte er den HSV, der seinerzeit grottenschlechten Fußball spielte, beleidigt und den FC St. Pauli als seinen Verein benannt. Heute bezog der „Coach“, wie Esume genannt wird, bei Instagram mit einem Foto, das ihn als Schuljungen im HSV-Trikot zeigt, Stellung zu dem Artikel:

Für die, die es betrifft und/oder interessiert, folgende Frage:
Ist es Qualitäts-Journalismus, wenn man ein Zitat aus einer drei Jahre alten COMEDY-SHOW für eine Headline nutzt, die zu einer Zeit aufgezeichnet wurde, als der HSV gerade 0-8 gegen Bayern verloren hat? Als gefühlt ganz Deutschland wegen eines Fußballvereins über meine Heimatstadt gewitzelt hat? Sicher nicht!
Aber lasst uns doch mal zum Kern der Geschichte kommen, in der es sich im Wesentlichen um VERÄNDERUNG dreht.
Wie man an meinem Einschulungs-Foto sieht, war die Raute von klein auf eine große Liebe für mich...bis zu dem einen Moment, als mir im Volksparkstadion gesagt wurde, dass der HSV „KEINE NIGGER IN DER KURVE BRAUCHT“! Das ist verdammt lange her, aber für ein damals 11-jähriges Kind ein sehr einschneidendes Erlebnis! Vielleicht ist für den einen oder anderen nachvollziehbar, dass ich mich nach diesem Erlebnis eher dem Verein in Hamburg zugewandt habe, der immer für das genaue Gegenteil stand. Auch wenn ich heute natürlich weiß, dass auch damals nicht jeder HSV-Fan zwangsläufig keine farbigen Kinder im Fanblock haben wollte.

Und während Esume sich für etwas gerechtfertigt hat, was er gar nicht rechtfertigen müsste, haben die Profis heute in Herzogenaurach ihren zweiten Trainingstag hinter sich gebracht. Dabei gab es im Trainingsspiel noch nicht allzu viel zu sehen. Abgesehen davon, das in der Viererkette heute die auch für Sonntag erwarteten Jordan Beyer, Timo Letschert, Rick van Drongelen und Tim Leibold agierten. Ansonsten war die Nachricht des Tages: Alle sind gesund geblieben. Ist doch auch was…

In diesem Sinne, bis morgen. Da melde ich natürlich wieder um 7.30 Uhr mit dem MorningCall bei Euch. Bis dahin Euch allen alles Gute, habt einen schönen Abend und bleibt gesund!
Scholle

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