Marcus Scholz

14. Juni 2019

Okay, das Thema Stadionhymne trägt inzwischen Stilblüten, die ich so dann auch h wieder nicht für möglich gehalten hatte. Auch heute ist es in den Tageszeitungen ebenso wie online DAS Thema. Inzwischen wurde bekannt, dass es eh keinen gültigen Vertrag zwischen dem NDR und dem HSV gibt, da der NDR von seinem Sonderkündigungsrecht Gebrauch gemacht hat. „Durch den verpassten direkten Wiederaufstieg des HSV befinden wir uns seit dem 1. Juni in einem vertragslosen Zustand“, erklärt Carsten Neitzel von der NDR Media GmbH gegenüber der BILD. Neitzel weiter: „In den kommenden Wochen werden wir mit dem HSV aber Gespräche über eine Fortsetzung der Zusammenarbeit führen. Wir werden dabei die NDR2-Fanshow bisheriger Prägung anbieten.“

 

Es ist also alles offen. Auch die Zukunft von Lotto und seinem Lied im Volkspark, da der Sänger beim NDR unter Vertrag steht. „NDR-Gipfel“, „Lotto King Karl attackiert e.V.-Präsident Marcell Jansen“ - und ich werde angeschrieben, das Thema nicht zu leicht zu nehmen. Dabei dachte ich, das vor zwei Tagen im Blog ausführlich diskutiert zu haben. Ich zitiere:

 

Mit dem Abbau der Uhr wird das zumindest symbolisch verdeutlicht. Von daher bleibe ich bei meiner eingangs geäußerten Meinung: Der Abbau der Stadionuhr ist die einzig richtige Entscheidung. Sie ist zudem überfällig und darf nicht mehr als der Anfang sein. Und damit meine ich nicht die Stadionhymne von Lotto King Karl. Für mich gehört dieses Lied einfach dazu. Ich freue mich nicht mehr, wenn ich es höre - aber das geht mir mit fast allen Liedern auf der Welt so, die ich so (zu) oft hören (musste) durfte. Und wenn Ihr mich fragt, es gibt meiner Meinung nach ebenso gute Argumente für das Beibehalten der Hymne wie für die Abschaffung. Dass in der Hymne über Gegner gesprochen wird, die man in den letzten 56 Jahren Profifußball immer wieder im Volksparkstadion begrüßen durfte halte ich für völlig legitim. Und nur, weil man aktuell nicht gegen die Teams spielt, die dort erwähnt werden - drauf gesch…

Und doch lässt es viele von Überheblichkeit sprechen, die diese Hymne weghaben wollen. Mich hat die Hymne dagegen nie irgendwo schweben lassen. Ich habe sie mit einer Priese Humor genommen. Und ich glaube ehrlich gesagt auch absolut überhaupt nicht, dass sich andere Teams wahrhaftig für die sportlich besten Mannschaften der Welt halten, nur weil es in ihren jeweiligen Vereinshymnen so gesungen wird. Auch ich glaube übrigens nicht, dass der HSV aktuell Deutscher Meister wird, nur weil es in meiner persönlichen HSV-Hymne so gesungen wird. Vielmehr verbinde ich mit dem Lied Erinnerungen an meine ersten Berührungen mit dem HSV, erste tolle Momente. Das Lied entfacht bei mir eine Stimmung, die ich nunmal nur mit dem HSV verbinde - unabhängig von dem Text bzw. seinem Gehalt an Realismus. Und ich behaupte, vielen - vor allem den jüngeren - HSV-Fans unter uns geht es mit dem Lotto-Song sehr ähnlich.

 

Und damit rede ich das Thema Stadionsong nicht klein. Der Text ist sicherlich heute diskutabel. Aber was nützt alles, wenn man die augenscheinlichen Dinge zwar den Möglichkeiten anpasst, auf der anderen Seite aber großkopfert bleibt. Nobel-Skiort Kitzbühel statt Rotenburg an der Wümme, der international erfahrene Trainer Dieter Hecking statt Hannes Wolf, Champions-League-Manager Jonas Boldt statt Ralf Becker - klingt erst einmal nicht nach neuer Demut geschweige denn nach Bescheidenheit. Und bei jeder Gelegenheit wird betont, wie froh man ist, diese Namen hier präsentieren zu können. Und da man zudem davon spricht, dass man einen der drei teuersten Kader der Liga stellen wird, zudem den Aufstieg als das erklärte Ziel wiederholt ausgibt - sehe ich den Stadionsong tatsächlich als kleinstes Thema.

In der Reihenfolge notwendiger Veränderungen rangieren Lotto und „Hamburg, meine Perle“ eher weiter hinten auf der To-Do-Liste. Denn das, was man mit dem Abbau der Stadionuhr und dem Stadionsong verändern will, muss man zuallererst intern leben. Plakative Aktionen können helfen - aber allein sind sie nutzlos. Von daher warte ich erst einmal ab, welche Philosophie die Verantwortlichen beim HSV in den nächsten Monaten leben, ehe ich Hurra schreie, nur, weil man ein, zwei von Arroganz geprägte Statussymbole abstößt. Für mich ist und bleibt das alles nur ein Anfang. Erst, wenn man die Aktionen auch inhaltlich im Alltag zu bestätigen weiß, werde ich mich darüber freuen . Denn erst dann sind sie der Neuanfang, den viele schon in den Abbau einer Uhr hineininterpretieren wollen.

Entscheidend für mich wird sein, das eigene Leitbild zu verändern. Man muss endlich anerkennen, nicht mehr für Europa planen zu können, kein schlafender Riese zu sein, der nur geweckt werden muss. Nein, der HSV ein Ausbildungsverein, der sich mit viel Fleiß, schlauen Entscheidungen und pfiffigen Transfers selbst aus dem selbst verschuldeten Schlamassel befreien kann, wenn er diesen Weg annimmt. Wenn auf diesem Weg durch unverhofftes Glück Gelder  von Gönnern, Investoren etc. generiert werden können, die die Autonomie des HSV nicht gefährden und die Entschuldung beschleunigen - nur zu! Auch die drei Millionen Euro, die durch den Verkauf von Demirbay an Bayer Leverkusen in die HSV-Kassen fließen sind ein willkommenes Geschenk - wenn auch seinerseits noch von Dietmar Beiersdorfer verhandelt. Aber alles das schmälert die Leistung der heute Verantwortlichen in keinster Weise. Ganz im Gegenteil.

Dennoch, nach einem mehr als erfolglosen Zweitligajahr mit vielen teuren Entlassungen - heute folgte die Entlassung von Co-Trainer Maik Goebbels, der immerhin noch einen bis 2022 laufenden vertrag hat - gibt es noch nichts zu feiern. Weder Personalien noch Maßnahmen wie der Uhr-Abbau reichen dafür. Alles das ist tatsächlich erst dann etwas wert, wenn aus den einzelnen Aktionen Regelmäßigkeit wird und der HSV einen erfolgreichen Weg eingeschlagen hat. Und der Weg dahin ist noch lang. Sehr lang.

Einer, der diesen Weg nicht mehr mitgehen (soll) wird, ist Patric Pfeiffer. Der Abwehrriese verlässt den HSV gen Darmstadt 98. Erst 2017 war Pfeiffer beim HSV zum Profi aufgestiegen, jetzt wechselt er für rund 250.000 Euro zum Zweitligakonkurrenten, nachdem er es beim HSV nur in den Trainingsbetrieb der Profis geschafft hatte. Der Verteidiger war in verschiedenen Trainingslagern dabei, durfte bei den Profis trainieren - aber in einem Pflichtspiel kam er für die erste Mannschaft aber nie zum Einsatz. Pfeiffer unterschreibt bei Darmstadt für drei Jahre bis 2022, während mit Morten Behrens ein weiteres Talent dem HSV den Rücken kehrt und ebenfalls wechselt. Der Ersatzkeeper wechselt die Elbe entlang zum 1. FC Magdeburg. Bei beiden Talenten hat sich der HSV laut Abendblatt eine Rückkaufoption sowie eine Beteiligung bei einem etwaigen Weiterverkauf gesichert.

In diesem Sinne, es kommt Bewegung ins Personalkarussell. Und so wird es in den nächsten Wochen auch weitergehen.

Bis morgen!

Scholle

 

*******UPDATE 23.12 Uhr********* 

Laut „Bild“ ist der HSV an Martin Harnik interessiert. Der 32-jährige Angreifer steht zwar noch bis 2021 bei Werder Bremen unter Vertrag, soll aber in  Bremen unzufrieden sein. Zuletzt kam der österreichische Nationalspieler nur auf 18 Einsätze. Der inzwischen entlassene Sportvorstand Ralf Becker soll bereits erste Gespräche mit Harnik geführt haben. Becker-Nachfolger Jonas Boldt sowie der neue Trainer Dieter Hecking sollen ebenfalls großes Interesse an einer Verpflichtung haben.

Problem nur: Wie ich erfahren habe, weiß weder Harnik selbst etwas davon, noch jemand aus dem Verein. Aus Bremen heißt es, an dem Gerücht sei nichts dran. 

FAQs

 
 

Über uns

Die Rautenperle - das ist ein Team aus jungen Medienschaffenden und Sportjournalisten mit großer Affinität zum HSV. Wir sind 24/7 bei den Rothosen am Ball und produzieren frischen Content für Rautenliebhaber.

Unser Ziel ist es, moderne, unabhängige Berichterstattung und attraktiven, journalistischen Content für junge und jung gebliebene HSV-Anhänger zu bieten. Wichtig ist uns dabei, eine neue Art des Sportjournalismus zu präsentieren: dynamisch, zeitgemäß, zielgruppengerecht. Weg von verstaubten Zeitungsspalten und immergleichen Phrasen.

Die Rautenperle ist aber nicht nur ein Ort, um sich zu informieren, sondern soll auch immer ein Ort des Austausches und des Miteinanders sein. Wir wollen eurer Leidenschaft einen Platz im Netz bieten: zum Diskutieren, zum Mitfiebern, zum Mitmachen.