Marcus Scholz

20. Januar 2018

Er war sichtbar genervt. Aber Mitleid darf Jens Todt nicht erwarten. Tut er auch nicht. Denn die Situation, die dem HSV-Sportchef so zu schaffen macht, liegt maßgeblich in seiner verantwortung. Mehr noch: Die nach wie vor offensichtlichste Schwäche des HSV-Kaders ist der Kader an sich. Und für den ist eben er als Sporchef bislang im Zusammenspiel mit Trainer Markus Gisdol, dessen Entlassung morgen bekanntgegeben werden soll, verantwortlich. Dass das Heft des Handelns hier lange nicht in seiner Hand liegt, sondern Dinge um ihn herum und vor allem an ihm vorbei entscheiden werden – fraglos richtig. Und auch ein Kernproblem. Denn diese Ohnmacht lässt den Verein auch in einer Phase wie jetzt noch erstarren, wo Handeln schreiend notwendig ist. Anstatt vor diesem entscheidenden Kellerduell gegen Köln schon klare Zeichen zu setzen und sich personell neu zu sortieren, passierte genau: nichts. Auch heute sagte Todt, der einen Trainerwechsel nicht mehr ausschließen wollte, dass in den nächsten Tagen noch nicht mit neuen Spielern zu rechnen sei. Und mir fällt dazu nur noch eines ein: Diese Führung handelt fahrlässig.

 

Hier wird der Abstieg in Kauf genommen, ohne dass man sich richtig wehrt. Denn immer nur zu sagen, wir haben ja nichts, wir können nichts machen, MUSS man einen Plan B, einen Plan C und am besten auch noch einen dritten alternativen Weg haben, den man gehen kann. Dass der wehtun kann und wahrscheinlich auch schmerzen wird – redlich verdient. Aber nichts ist jetzt schlimmer, als nichts zu machen. Aber lest selbst, was Jens Todt zu sagen hatte:

 

Herr Todt, gibt es schon Entscheidungen zu verkünden?

Jens Todt: Wir haben mit dem Vorstand eben zusammengesessen und werden das morgen früh wieder tun. Wir lassen erst mal diese Niederlage, diese ganz herbe Niederlage, sacken. Wir schlafen mal ein paar Stunden und treffen uns dann morgen früh wieder, um über das Spiel und die Situation an sich zu sprechen.

 

Wird denn morgen auch über die Zukunft von Markus Gisdol als HSV-Trainer entschieden?

Todt: Morgen wird entschieden, wie es weitergeht.

Es wird wieder von gutem Beginn, Chancen und Möglichkeiten gesprochen – am Ende steht aber eine Niederlage. Sogar gegen Köln wurde verloren – wen kann dieser HSV denn überhaupt noch schlagen?

Todt: Ziemlich viel Verkrampfung ist in so einer Situation nachvollziehbar. Ich habe trotzdem eine Mannschaft gesehen, die sich gewehrt hat, die sich dagegengestemmt hat und alles probiert hat. Da hat momentan jeder einen Rucksack auf und es fehlt die Leichtigkeit vor dem Tor. Überhaupt keine Frage.

 

Sie haben im TV-Interview gesagt, Sie könnten einen Trainerwechsel nicht mehr ausschließen. Im Fußballbusiness heißt das in aller Regel, das der Trainerwechsel entschieden ist...

Todt: Wie gesagt, wir wollen eine Nacht drüber schlafen und das Spiel sacken lassen. Das war wirklich ein schlimmer Abend für uns. Und dann gucken wir mal weiter.

 

Waren Sie denn – auch im Hinblick auf die Personalie des Trainers – auf diese Situation vorbereitet?

Todt: Sie können schon davon ausgehen, dass ich meinen Job so mache, dass ich auf alle Szenarien vorbereitet bin. Zumindest versuche ich das immer so.

 

Kommt der Trainer morgen zum Gespräch dazu? Oder findet die Gesprächsrunde ohne ihn statt?

Todt: Es wird verschiedene Gesprächsrunden geben. Auch eine mit dem Trainer. Wir machen immer gemeinsam eine Analyse, zusammen mit dem Trainerteam.

 

Abgesehen von der Situation des Trainers, wie bewerten Sie die neue allgemeine Situation?

Todt: Sie ist nochmal deutlich verschlimmert, ist noch mal deutlich schwieriger geworden. Die Anzahl der Spiele schrumpft, der Abstand zum rettenden Ufer wird größer. Dennoch bleibe ich da optimistisch. Unsere Mannschaft ist intakt und hat es in sich, es zu schaffen. Und das werden wir auch.

 

Ist es nicht notwendig, jetzt noch mal neue Impulse zu setzen und neue Spieler zu holen?

Todt: Das ist denkbar. Aber man muss auch immer den finden, von dem man überzeugt ist, dass er jetzt in der Situation auch sofort hilft. Wir machen jetzt nichts, um der Öffentlichkeit zu zeigen, dass wir etwas machen können. Wir arbeiten da mit der ruhigen Hand.

 

Also ist in den nächsten zwei, drei Tagen noch nicht mit neuen Spielern zu rechnen?

Todt: Nein (kurze Pause). Nein.

 

 

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