Marcus Scholz

7. Juni 2018

„Julian Pollersbeck, Douglas Santos, Gideon Jung und Tatsuya Ito wollen wir unbedingt behalten.“ Wort von Sportvorstand Ralf Becker im „Kicker“, der in dieser Aufzählung noch die Spieler ungenannt ließ, deren Verträge gerade auch auf HSV-Wunsch hin verlängert wurden: Gotoku Sakai, Lewis Holtby und Aaron Hunt. Rechnet man dann noch Zugang Christoph Moritz sowie das Toptalent Josha Vagnoman dazu, sind das schon neun Spieler, die offenbar unverzichtbar sind. Nicht mit auf der Liste sind die aussortierten Mergim Mavraj und Walace sowie die zum Verkauf stehenden Alen Halilovic, Bobby Wood, Pierre-Michel Lasogga (ich bleibe dabei, dass de HSV ihn lieber abgeben als halten will) und leider auch noch Jann-Fiete Arp. Bei Letztgenanntem hat Trainer Christian Titz in einem Interview mit der „Mallorca Zeitung“ zwar gerade gesagt, dass sein letzter Stand sei, dass Arp bleiben wolle. Aber das wäre auch in den Falle nicht falsch, wo Arp bleiben wolle, obgleich er sowie seine Berater sich schon mit dem FC Bayern einig wären.

Ich hatte heute einen längeren Austausch mit einem Blog-User, der das Thema Arp, wie es von meinen Kollegen und mir aufgeschrieben wird, als „Feke-News“ abtun wollte. Ein weit verbreitetes Phänomen derer, die mit negativen Meldungen eben so umgehen. Selbst die Tatsache, dass das Theater zwischen Bernhard Peters und Ralf Becker dem gesamten Aufsichtsrat, dem Vorstand, dem Trainerteam sowie der Nachwuchsabteilung bekannt war, wird geleugnet – weil es im Ergebnis zu einer weiteren Zusammenarbeit gekommen ist. Dass nicht mal Peters und Becker diesen Zoff dementieren – egal. So ist es eben doch ein wenig rosaroter...

Warum ich das schreibe? Weil es einen gefährlichen Trend beinhaltet. Alles, was nicht direkt vom Protagonisten himself an Eides Statt zugegeben wird, wird so lange geleugnet, wie es einem eben nicht gefällt. Da Fußball – und nicht nur Fußball – aber anderes funktioniert, wird vergessen. Denn gerade wir Journalisten sind von Insidertipps abhängig. Und die bekommen wir in den allerseltensten Fällen in zitierbarem Format, sondern hinter vorgehaltener Hand. Und das war schon immer so. Ich behaupte auch, dass das so bleiben wird.

Nehmen wir doch mal den Fall Arp als Beispiel. Übereinstimmend wird hier berichtet, dass sich Arp bereits mit dem FC Bayern über einen Wechsel nach Vertragsende 2019 einig sein soll. Wobei man erläutern muss, dass „Arp“ in diesem Fall nicht Fiete allein ist, sondern seine Berater (Milewski sowie sein Vater) dazugerechnet. Und auf die hört das gerade mal 18 Jahre junge Toptalent, mit dem hier so lange Politik gemacht wird, bis wirklich alle Seiten zufrieden sind. Also auch der HSV, der das Talent nur zu gern langfristig an sich gebunden hätte, oder eben eine Ablösesumme erzielen will, wenn das nicht möglich ist. Insofern könnt Ihr Euch sicher sein, dass sogar der HSV, dem die bösen (BILD-)Journalisten ja neben Arp so schaden wollen, Interesse daran hat, den Druck auf einen Verkauf öffentlich zu erhöhen. Insofern sind einige HSV-Verantwortliche hier auch durchaus redseliger als viele glauben mögen. Manchmal erzählen sie sogar mehr, als wahr ist, wenn es dem Erreichen des (nicht selten persönlichen) Ziels dient. Und, nur ganz nebenbei: Der Kreis der Wissenden hier ist unüberschaubar groß: Vom Vorstand über den Aufsichtsrat bis hin zu den Bayern-Verantwortlichen sowie den Angehörigen und Freunden Arps wissen sehr viele Menschen mehr, als bislang geschrieben wurde. Und noch wichtiger: Fast noch wichtiger sind die Egoismen der Partizipierenden. Bei so viel Geld sind auch das unüberschaubar viele.

Es ist beim HSV doch nicht anderes als sonst überall in unseren Leben. Auch beim HSV ist es nicht immer so, dass das Ergebnis eines langen Prozesses immer auch den wahren Zwischenständen entspricht. Und etwas anderes als einen (mehr oder weniger eindeutigen) Zwischenstand haben wir nie, bevor das Ergebnis bekannt gegeben wird. Wie überraschend es enden kann, hat nicht zuletzt der gestrige Tag mit Peters gezeigt, der zum Glück für den HSV entschieden hat, in seinen alten Job in den Campus zurückzukehren. Und ganz ehrlich: Es wäre zu schön, wenn alle Zwischenstände bei Arp am Ende in das Ergebnis münden, dass Arp doch beim HSV verlängert und hier seinen Durchbruch schafft. 

Den Durchbruch schaffen will auch Morten Behrens. Der Stammkeeper der U21 unterschrieb heute seinen ersten Lizenzspielervertrag beim HSV bis 2020. „Ich freue mich, weiterhin beim HSV zu bleiben. Die letzten fünf Jahre waren bereits eine geile Zeit und ich hoffe, dass es jetzt noch besser wird. Wir haben ein großes Ziel vor Augen, das wir gemeinsam schaffen wollen. Ich persönlich möchte viel mitnehmen, von ‚Polle‘ und Tom lernen und das Beste herausholen.“

Das soll es für heute gewesen sein. Morgen stehe ich Euch hier von 10 bis 12 Uhr durchgehend für Fragen zur Verfügung. Und für alle, die befürchten, nur einen Kommentar absetzen und dementsprechend nur eine Frage stellen zu können. Ihr habt in Eurer Baumstruktur unter Eurer Frage weitere Möglichkeiten, Fragen loszuwerden. Ich werde auf jeden Fall versuchen, alle Fragen zu beantworten.

 

In diesem Sinne, bis morgen!

Scholle

 

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