Marcus Scholz

10. Mai 2018

Ein befreundeter Bloguser sagte mir heute, ich solle es hier einmal so erklären, wie ich es ihm in einer kurzen Mail erklärt hatte. Aber ganz ehrlich: Das bringt gar nichts. Wenn hier wirklich noch welche glauben, „die Presse“ wolle dem HSV schaden und denke sich deshalb irgendwelche Dinge aus wie beispielsweise das Interesse des HSV an Rouven Schröder, dann ist es sinnlos. Zumal es eigentlich demnach sogar die gesamte Presselandschaft wäre, die dem HSV gegenüber bösartig veranlagt ist. Auch die in Mainz, um es mal genau zu nehmen... Klar, das kann man so denken – sollte man aber nicht. Ich befürchte sogar, diese HSV-Anhänger glauben nur das, was sie glauben wollen. Auch mir, wenn ich denn gute Nachrichten verkünden kann. Trotzdem, dass ich hier nicht erklären werde, wer mir die Informationen weitergibt, die ich benötige, um Euch auf dem neuesten Stand zu halten, das wird sich auch deshalb nicht ändern. Fakt aber ist seit heute: Rouven Schröder kommt nicht zum HSV, wie Ihr im Vorblog von heute Morgen lesen konntet und könnt.

Dafür hat der HSV eine andere sehr wichtige Personalie endlich in trockene Tücher gebracht, die ich (wie geschrieben) seit Wochen als alternativlos erachte: Christian Titz soll Cheftrainer bleiben. Letzte Details gelte es zwar noch zu klären, aber eine grundsätzliche Einigkeit besteht. Vorstand Frank Wettstein: „Vorstand und Aufsichtsrat wollen ligaunabhängig mit Trainer Christian Titz weiterarbeiten. Wir haben sehr gute Gespräche mit dem Trainer geführt, es geht nur noch um abschließende Detailfragen, die nach der Saison geklärt werden, um den aktuellen sportlichen Fokus nicht zu stören.“ Aufsichtsratsboss und e.V.-Präsident Bernd Hoffmann ergänzt: „Aufsichtsrat und Vorstand sind sich einig, dass die Zusammenarbeit mit Trainer Christian Titz ligaunabhängig fortgesetzt werden soll. Wir werden uns unmittelbar nach der Saison zur Finalisierung der letzten Detailfragen zusammensetzen.“

Nicht nur für den Cheftrainer des HSV, Christian Titz, eine sehr gute Nachricht vor dem schwierigen Saisonfinale. Ein Vertrauensbeweis in seine Arbeit. Zumal es zuletzt immer hieß, man wolle abwarten, wer die sportliche Leitung übernimmt. Zudem hieß es immer, dass Titz nur für den Fall des Klassenerhaltes bleiben solle. Eine Entscheidungsgrundlage, die so absurd wie falsch gewesen wäre. Und sollte es sie tatsächlich gegeben haben, so haben sich die Beteiligten am Ende doch noch rechtzeitig umentschieden. Sehr zur Freude des Trainers: „Ich hatte mit dem Vorstand sehr gute Gespräche. Wir haben uns darauf verständigt, dass die letzten Details nach Saisonende geklärt werden.“

Mein Fazit: Die Entscheidung pro Titz ist richtig. Sie ist für meine Begriffe sogar alternativlos. Denn Titz hat es in kürzester Zeit geschafft, der Mannschaft neues Leben einzuhauchen, obwohl sie tatsächlich so leblos und am Boden war, wie nie zuvor. Er hat der Mannschaft ein Spielkonzept aufgedrückt, das in dieser spielerisch geprägten Art nur wenige Teams in der Bundesliga spielen. Ehrlich gesagt trauen sich das eigentlich nur die Topteams – allerdings mit entsprechend mehr Qualität und Erfolg, wie man leider ergänzen muss.

Titz hat den Mut bewiesen, hier neue Wege einzuschlagen. Dafür hat er weniger auf große Namen gesetzt, denn auf Qualität. Er setzt beispielsweise auf einen zuvor mehrfach am Profifußball gescheiterten Matti Steinmann, um auf dem Platz jemanden zu haben, der sein System verinnerlicht hat und es umzusetzen weiß. Dafür verzichtet er auch auf einen Nationalspieler wie Albin Ekdal, der bis dahin in seinen zu seltenen gesunden Phasen immer und bei allen Trainern vorher als gesetzt galt.

Für Titz stehen immer die Spielidee und deren Umsetzung im Vordergrund. Unabhängig davon, wie es von außen wahrgenommen wird, er zieht sein Ding durch. Und genau das ist es, was ankommt. Bei den Fans, bei den Kritikern – Titz hat sich in den letzten Wichen bewiesen. Und er darf es folglich nur logisch auch weiterhin. Und während ich sehr gespannt bin, wie der HSV-Trainer mit dem Chefscout und ggf. dem neuen sportlichen Leiter den neuen Kader zusammenstellt, hoffe ich darauf, dass sich der HSV den unter Titz eingeschlagenen Weg zu eigen macht und ihn als Philosophie des neuen HSV auch lebt.

Definitiv vorher geklärt werden wird, in welcher Liga sich der HSV in der kommenden Saison wiederfindet. Ob der HSV am Sonnabend absteigt oder doch noch das Wunder schafft und den Relegationsplatz erreicht? Geht man nach den vorherrschenden Bedingungen, dürfte der Relegation nahezu nichts mehr im Wege stehen. Denn während der HSV vor der (eigenen) Rekordkulisse von rund 2000 Fans öffentlich trainierte, kommen aus Wolfsburg immer neue Streitgerüchte. Dort, wo gar kein Fan am Rand des (allerdings auch geheimen) Trainings stand, sollen sich inzwischen sogar die Spieler intern angehen. Die Stimmung sei beim VfL so unfassbar schlecht, dass sie gar nicht gewinnen könnten. Insofern: Alles klar, oder?

Mitnichten.

Denn den HSV erwartet am Sonnabend das schwerste Spiel der Saison – auch des Gegners wegen. Denn für die Gladbacher geht es um den europäischen Wettbewerb. Und dafür werden sie noch mal alles geben mit einer Mannschaft, die meiner Meinung nach noch mehr Qualität hat, als es der Tabellenplatz aussagt. Und deshalb legte der HSV-Trainer auch heute vermehrt Wert darauf, die Schwere der Aufgabe am Sonnabend zu betonen, nachdem die Trainingseinheit mit den Familien am Rand sowie den rund 2000 Fans auf der Traverse schon sehr familiär locker rüberkam. Dem einen oder anderen schon zu locker – allerdings wiegelte Titz ab, dass es gewollt war. Er habe Wert darauf gelegt, dass die Lockerheit nicht abhanden geht und alle mit eingebunden werden, die dazugehören. Also neben den Familien auch die Fans.

Währenddessen ist in Wolfsburg der ehemalige HSV-Retter und aktuelle VfL-Trainer Bruno Labbadia bemüht, die Stimmung positiver zu gestalten. Auf der Pressekonferenz (s. Video) verriet er, dass er neben dem rein sportlichen Training auch auf die Spieler eingehen müsse. „Ich habe ein Gespür dafür, wie sich die Mannschaft fühlt. Wir haben alles klar angesprochen, die Jungs haben sehr konzentriert umgesetzt, was wir uns für diese Woche vorgenommen haben. Die Spannung kommt von allein. Ich gebe der Mannschaft mit, was jetzt gefragt ist. Die letzten Wochen, Monate oder Jahre waren enttäuschend, das können wir nicht lösen. Wir stellen das Handeln in den Vordergrund und die Mannschaft wird gut vorbereitet sein.“ Die gesamte Pressekonferenz von heute:

Zum Abschluss noch ein paar Personalien: Bis auf Fiete Arp, dessen Verbleib beim HSV sich durch die Vertragsverlängerung seines Cheftrainers und Mentors Titz deutlich verbessert haben dürfte, fehlte heute niemand im Training. Aaron Hunt war ebenso schmerzfrei wieder dabei wie Kyriakos Papadopoulos. Beide sollen am Sonnabend einsetzbar sein. Und zum Abschluss noch ein bislang mir gegenüber noch unbestätigtes Gerücht: Wie die „Rheinpfalz“ berichtet, haben die Hamburger ihr Interesse an Brandon Borrello von Zweitliga-Absteiger 1. FC Kaiserslautern hinterlegt. Der 22-Jährige absolvierte in der laufenden Saison 19 Spiele, erzielte drei Treffer und bereitete sieben Tore vor. Aktuell laboriert der Offensiv-Allrounder noch einen Kreuzbandriss (zog er sich im April zu) bis voraussichtlich Ende des Jahres 2018 aus. Auch der SC Freiburg soll an Borrello interessiert sein, heißt es in dem Bericht.

In diesem Sinne, bis morgen. Da wird unter Ausschluss der Öffentlichkeit trainiert. Feinschliff fürs Wunder Relegation...

Scholle

 

 

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