Marcus Scholz

9. September 2020

Die nächsten zwei Wochen werden spannend. In allen Bereichen. Im Sponsoring soll sich in den nächsten Stunden/Tagen entscheiden, wer der neue Partner wird. Zudem ist  noch offen, ob Klaus Gjasula rechtzeitig für das Spiel in Dresden am Montag die Freigabe vom Gesundheitsamt bekommt. Zudem kehren einige Spieler aus Verletzungen/Pausen in den Kader zurück und erhöhen den Konkurrenzkampf. Wie sich dieser nach sechs Wochen Vorbereitung entschieden hat, werden wir ansatzweise am Montag gegen Dresden sehen. Das vorläufige Ergebnis dann am Freitag darauf im Eröffnungsspiel der zweiten Liga gegen Fortuna Düsseldorf. Ergo: Die Generalprobe dessen, was sich Trainer Daniel Thioune vorstellt sehen wir am Montag in Dresden. Wie gut das Ganze ist dann am Freitag gegen Düsseldorf.

Und ich gebe zu, dass ich kadertechnisch bis zuletzt skeptisch war. Ich glaube auch, dass dem HSV in diesem Jahr (noch) die Breite fehlt. Aber das kann noch kommen. Die Neuzugänge sind zumindest allesamt strategisch erklärbar. Sogar in Bezug auf den angedachten Weg der Entwicklung. Denn die so oft zitierten „Säulenspieler“ braucht der HSV, um seine jungen Talente auf dem Platz zu führen und zu entwickeln. Sportvorstand Jonas Boldt: „Damit sie sich entwickeln können, brauchen sie natürlich auch ein paar Fixpunkte. Wir haben uns nach der Saison zusammengesetzt und Dinge analysiert, die wir schon während der Saison festgestellt haben. Unserer Mannschaft hat es am Ende vielleicht an Säulen gefehlt. Deswegen war es wichtig, auf der einen oder anderen Position solche erfahrenen Spieler dazuzugewinnen.“ Die seien jetzt gefunden: „Die Mischung ist entscheidend, um den Weg, den wir eingeschlagen haben, zu gehen. Generell sehen wir die Kaderplanung aber auch noch nicht zwingend als abgeschlossen.“

Personell wird es noch Veränderungen geben

Und das ist gut so. Denn es wird noch einiges passieren. Vielleicht sogar passieren müssen. Bei Stephan Ambrosius ist beispielsweise weiter offen, inwieweit die maßlosen Worte seines Beraters, der ihn als zu gut für die Zweite Liga bezeichnete, auch der Meinung des Spielers entsprechen. Sollte das tatsächlich so sein – wäre Ambrosius bei Trainer Daniel Thioune wohl die längste Zeit dabei gewesen sein. So sehr der Trainer zuletzt auch auf die schnörkellose Zuverlässigkeit des robusten Abräumers gesetzt hat – über das Team stellen darf sich bei dem neuen HSV-Coach niemand.

Zudem muss der HSV damit rechnen, dass noch Spieler gehen. Heute war zu lesen, dass sich Roger Wittmann höchstpersönlich (warum das so besonders ist, weiß ich nicht) um die Belange seines Schützlings Julian Pollersbeck beim HSV kümmern wird. Dass es hier nur noch darum gehen kann, wie man sich schnellstmöglich trennt, hatten wir in den letzten Wochen immer wieder an dieser Stelle beschrieben. Das Thema ist durch. Da ist nichts mehr zu retten und alle zusammen müssen sich eingestehen, hier gescheitert zu sein. Vor allem aber kann Pollersbeck als mahnendes Beispiel für das dienen, was der HSV aktuell mit seinen jungen Talenten vorhat.

Denn hier muss man ganz klar sagen, dass (Ver-)Leihgeschäfte mit Talenten absolut nichts sind, was an der Ehre des Spielers oder des HSV rüttelt. Im Gegenteil: Wenn ich sehe, wie sich ein Jonas David beispielsweise in den letzten Wochen und Monaten entwickelt hat, kann ich mir die nächsten großen Schritte bis hin zur dauerhaften Verstärkung sehr gut vorstellen. Aber ich muss auch so ehrlich sein, um zu sehen, dass er aktuell Schwierigkeiten haben wird, zu spielen. Zumal dann, wenn der HSV tatsächlich noch einen weiteren gestandenen Innenverteidiger holt (und Ambrosius klar bleibt). Und diese Maßnahme steht noch immer im Raum. Obwohl ich sie ehrlich gesagt nicht als vordringlich erachte.

 

Offen ist beim HSV also noch der Verbleib der Aussortierten Pollersbeck und Bobby Wood. Die Zukunft von Lukas Hinterseer ist nach der Terodde-Verpflichtung weiter offen. Denn obwohl der Österreicher signalisiert hat, trotzdem bleiben zu wollen, kann sich hier nach zwei, drei Nichtnominierungen das Bild schnell ändern. Gleiches gilt für Gideon Jung, an dem der 1. FC Nürnberg zuletzt Interesse signalisiert haben soll. Noch war Jung den Franken zu teuer – aber auch das kann sich mit steigenden Bedürfnissen (auf beiden Seiten) schnell ändern. Ergo: Es ist noch lange nicht so, wie es am Ende – oder besser gesagt: Zu Saisonbeginn - auch aussehen wird.

Und normalerweise würde ich jetzt sagen, dass es langsam Zeit wird. Das der HSV lieber jetzt als gleich den Kader finalisieren sollte. Aber dieses Jahr gibt es eine Variable in der Gleichung, die für vieles eine Lösung sein kann: den neuen Trainer. Denn der verstand es zuletzt, aus dem jeweiligen Spielermaterial das Maximale herauszuholen. Er setzte die Spieler in Systeme, die funktionierten. Im Gegensatz zu seinen letzten Vorgängern.

Thioune hat Ideen, die in Hamburg lange fehlten

Thioune hat die Spieler des HSV einmal alle auf Null geschaltet, als er davon sprach, dass man die Basis erst einmal wieder reinbekommen müsse. Thioune trainierte das Einfache im Fußball. Defensivarbeit stand wochenlang auf dem Plan, der Wille wurde eingefordert  – weil man das in Hamburg zuletzt fälschlicherweise immer vorausgesetzt hatte. Und Thioune findet ehrliche Worte und scheut schwierige Entscheidungen nicht. Pollersbeck lässt grüßen…

Am wichtigsten aber ist, dass der Trainer nicht über sein Spielermaterial schimpft und bis zur letzten Sekunde personelle Nachbesserungen fordert, sondern seine Spielidee anhand der vorhandenen Spieler entwickelt. Zusammen mit seinem Trainerteam bringt Thioune endlich die Kreativität mit, die dem HSV zuletzt fehlte. Zweimal in Folge in der Zweiten Liga – aber auch davor schon jahrelang. Bislang ist es sehr spannend zu beobachten, wie viel der neue Trainer beim HSV verändert. Weniger personell, dafür inhaltlich. Aber gerade da lag in den letzten Jahren auch das meiste  Potenzial brach. Wenn es beim HSV also bis jetzt einen klaren Umbruch zu verzeichnen gibt, dann in der Art, wie die Mannschaft geführt und von oben entwickelt wird. Und das ist gut.

Den Rest in aller Kürze: Im Training heute mischten endlich auch wieder Jan Gyamerah und Simon Terodde mit. Beide könnten schon für Montag eine Alternative werden. Bei den Youngstern Xavier Amaechi und Aaron Opoku soll sich zeitnah entscheiden, ob und wohin sie verliehen werden. Und einen neuen Sponsor für die Trikotbrust hat der HSV noch nicht. Dafür aber die neuen Trikots, die spätestens am Montag das erste Mal zu sehen sein werden.

In diesem Sinne, bis morgen!

Scholle

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