Marcus Scholz

29. Juni 2018

Mit großer Spannung erwartet wurde der Spielplan, den die DFL heute per Liveschalte um 12 Uhr veröffentlichte. Und die DFL meint es gut mit dem HSV. Sehr gut sogar, immerhin wurde das erste Zweitligaspiel der Vereinsgeschichte zum Auftaktspiel auf den Freitag gelegt. Am 3. August um 20.30 Uhr kommt dafür ein Stück jüngster Vergangenheit von Sportvorstand Ralf Becker ins Volksparkstadion: Holstein Kiel. Der Klub, den Becker in der letzten Saison fast zum Aufstieg in die Erste Bundesliga gemanagt hatte. „Ja, super“, freut sich Trainer Christian Titz, „ich wollte als erstes ein Heimspiel und das haben wir. Vor eigenem Publikum, dazu noch mit einer Art Derbycharakter vor vielen Zuschauern mit einer gewissen Vergangenheit unseres Vorstandes Sport – da freuen wir uns drauf. Das ist genau das richtige Spiel zum Starten.“

Insgesamt hat der HSV von den ersten sechs Zweitligaspielen gleich vier Heimspiele. Sehr zur Freude von Titz, der sich - ehrlich gesagt - wahrscheinlich auch zu allen anderen Konstellationen ähnlich erfreut geäußert hätte.

Der Spielplan:

Am achten Spieltag kommt es dann im Volksparkstadion zum ersten Stadtderby seit dem 16 Februar 2011. Damals gewann der FC St. Pauli mit 1:0 durch einen Treffer von Gerald Asamoah. Jetzt also die Revanche. Das Highlight der Hinrunde, in der der HSV am 12. Spieltag gegen den Mitabsteiger und Mitfavoriten auf den Aufstieg, den 1. FC Köln, trifft.

Einen ersten Test mit der neuen Mannschaft gab es heute. Und nur vorweg: Dieser Test ist als Maßstab für die aktuelle Leistungsstärke nicht wirklich ernst zu nehmen. Der Sechstligist aus Büdelsdorf war letztlich zu unterlegen. Mit 18:0 schlug der HSV den Landesligisten aus Schleswig Holstein. Testspieler Andreas Ivan (5), Fiete Arp und Douglas Santos (je 4),Pierre-Michel Lasogga (3) sowie Khaled Narey und Lewis Holtby offenbarten zumindest den Torhunger, der in einigen der letzten Vorbereitungsphasen nicht zu erkennen war – auch nicht gegen derart unterklassige Teams wie heute.

„Wir wollen vor allem das umsetzen, was wir im Training einstudieren“, hatte Christian Titz angekündigt und einer wusste besonders gut, das umzusetzen: Youngster Josha Vagnoman. Der Linksverteidiger setzte sich immer wieder über die linke Außenbahn auch offensiv in Szene und bereitete – wie im Training schon auffällig gut - etliche Torszenen vor. Dass er es auf dieser Position dennoch extrem schwer haben wird, ist klar. Immerhin konkurriert er mit Douglas Santos, der in der zweiten Hälfte für ihn kam und sowohl vorbereitete als auch dreimal selbst traf.

Die zweite Hälfte hatte kaum begonnen, da stand auch schon 9:0. Testspieler Andreas Ivan wollte dem Trainer beweisen, dass er das Zeug hat zum Profi und schnappte sich den Ball, um per Elfer sicher einzunetzen. Der Rumäne, der seit Trainingsbeginn zur Probe dabei ist, netzte anschließend noch viermal ein und muss sich unabhängig von der Entscheidung über seinen Verbleib zumindest heute nichts vorwerfen lassen. Mit Spielwitz, Torriecher, hohem Tempo mit und ohne Ball bringt er Attribute mit, die ihn tatsächlich sehr interessant machen.

Die Frage, die Trainer Titz bei seiner Entscheidung für sich beantworten muss, ist, ob Ivan letztlich besser ist als das vorhandene Spielermaterial. Ich bin sehr gespannt, denn eines muss man diesem bisher in der Regionalliga für Waldhof Mannheim aktiven 23-Jährigen zugestehen: Er hat Selbstvertrauen. Im Training anfänglich vielleicht sogar etwas zu viel, was ihn dazu verleitete, selbst auf Traineransagen mit Äußerungen zu reagieren, anstatt sie hinzunehmen und umzusetzen. Aber okay, Titz selbst steht auf mündige Spieler, die sich etwas zutrauen und spielstark auftreten. Und das tat Ivan, der morgen noch einmal mit der U21 gegen die U23 Eintracht Braunschweigs antreten soll.

Ebenso wie Aaron Opoku, der in der kommenden Woche seinen ersten Profivertrag beim HSV unterschreiben soll. Der 19-Jährige Offensivspieler gilt vereinsintern als eines der größten Talente – fußballerisch. Allein mental ist der Rechtsfuß oft noch nicht profihaft. Im Training muss er sich von Titz immer wieder anhören, dass er den Ball schneller spielen muss, anstatt ins Dribbling zu gehen. Und das setzte Opoku, der in der abgelaufenen Saison 15 Treffer in der A-Bundesliga erzielte) heute auch ordentlich um. Ein aus meiner Sicht weiterhin sehr interessanter Spieler, der ebenso wie Ivan auf der Außenbahn zuhause ist.

Die Neuen? Die zeigten engagierte Leistungen. Narey gefiel mit seinem Tempo und setzte dieses bei einem tollen Solo in der ersten Hälfte gekonnt ein. Und während Christoph Moritz sich in der zweiten Hälfte sofort als Schaltzentrale aus dem defensiven Mittelfeld heraus anbot, war nur einer nicht wirklich zufrieden: Manuel Wintzheimer. Der Stürmer, der aus der U19 des FC Bayern kam, blieb trotz guter Chancen torlos. Anders Fiete Arp, der zum „Spieler des Spiels“ gekürt wurde. Trotz der neuen Position hinter der Spitze. „Für mich war es was neues, aber das ist gut. Gerade in der Ausbildung schadet es nie, wenn man auch mal eine andere Position spielt. Funktioniert auch ganz gut“, so der weiterhin vom FC Bayern umworbene Offensivspieler, der sich nach abgelegtem Abi, Führerschein etc. befreit fühlt: „Es ist sehr angenehm für Kopf und Körper, wenn man sich auf eine Sache konzentrieren kann.“

Auch der Traner war nach dem ersten Aftritt ganz zufrieden. „Wir hatten heute ein spielfreudigen Aufgalopp, haben versucht, schnell nach vorn zu spielen und Tore zu erzielen.“, so Titz, „und das haben wir ordentlich gemacht.“

In diesem Sinne, bis morgen. Im Abspann noch die Statistik zum Spiel.

Scholle

Statistik:
HSV 1. Halbzeit: Pollersbeck - Narey,  Jung, Ambrosius, Vagnoman -  Steinmann - Jatta, Hunt, Arp, Ito - Lasogga
HSV 2. Halbzeit: Mickel – Knost, Bates, van Drongelen, Santos – Moritz – Ivan, Holtby, David, Opoku – Wintzheimer.
Tore: 1:0, 2:0, 4:0, 5:0 Arp (7., 14., 31., 33.), 3:0, 6:0, 8:0 Lasogga (17., 37., 42.), 7:0 Narey (39.), 9:0, 11:0, 13:0, 16:0, 17:0 Ivan (47., 61., 68., 84., 90.), 10:0 Holtby (57.), 12:0, 14:0, 15:0, 18:0 Santos (66., 69., 83., 90.+1)

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