Christian Hoch

9. März 2020

Der HSV muss sich dieser Tage mit einer Situation beschäftigen, die es in Fußball-Deutschland so noch nicht gegeben hat: Wegen des Coronavirus hatte Bundesgesundheitsminister Jens Spahn empfohlen, alle Veranstaltungen mit mehr als 1.000 Besuchern in Deutschland abzusagen. Dies würde helfen, die unkontrollierte Ausbreitung des Virus zu verlangsamen. In einem am Nachmittag veröffentlichten Statement der Deutschen Fußball Liga (DFL) verkündete Geschäftsführer Christian Seifert, dass der kommende Spieltag der ersten und zweiten Bundesliga wie geplant stattfinden würde: „Gleichzeitig steht es außer Frage, dass die Saison wie vorgesehen bis Mitte Mai zu Ende gespielt werden muss, um Auf- und Absteiger sowie die Teilnehmer für die internationalen Wettbewerbe zu ermitteln. Nur so erhalten Clubs und DFL trotz schwieriger Umstände für die kommende Spielzeit Planungssicherheit.“ Im Klartext: Es muss gespielt werden - zur Not eben ohne Zuschauer. Deswegen stehen dem HSV wohl in den kommenden Wochen Geisterspiele bevor. Bei dieser Thematik erscheint es fast nebensächlich, dass HSV-Co-Trainer Tobias Schweinsteiger nach unseren Informationen am Montag Morgen gemeinsam mit FC Heidenheim-Spieler Niklas Dorsch und dessen Berater Christian Nerlinger im Flieger von München nach Hamburg saß. 

Bei Till Müller liefen am Montag alle Drähte heiß. Der HSV-Pressesprecher bekam gemeinsam mit seinem Team fast pausenlos dieselbe Frage gestellt: Wie geht der HSV mit den Diskussionen rund um mögliche Geisterspiele wegen des Coronavirus um? Die erste Entscheidung verkündete der HSV am Abend: Der geplante Vorverkauf für die Heimspiele gegen den VfL Osnabrück und den SV Sandhausen wird auf den 18. März verschoben. Diese Maßnahme hatte Ligakonkurrent VfL Bochum zuvor ebenfalls getroffen. 

„Seit einigen Wochen bestimmt das Corona-Virus die Schlagzeilen und sorgt bei vielen Menschen für Unsicherheit. Auch der HSV befindet sich bezüglich des Umgangs mit dem Virus und möglichen Schutzvorkehrungen im engen Austausch mit den zuständigen Behörden. Hierzu zählt auch, potenzielle Gefahrenherde bestmöglich einzugrenzen oder möglichst sogar auszuschließen. In diesem Kontext hat sich der HSV dazu entschieden, den Beginn des für morgen geplanten Mitglieder-Vorverkaufs für die Heimspiele gegen den VfL Osnabrück (32. Spieltag) und den SV Sandhausen (34. Spieltag) zu verschieben." - Wortlaut: HSV-Pressemitteilung

DFL will Saison wie geplant durchziehen

Im Gespräch mit Rautenperle betonte HSV-Sprecher Müller außerdem: „Wir stehen ebenfalls in ständigem Austausch mit der DFL und beobachten nach wie vor die Entwicklung. Derzeit gibt es aber keinen neuen Stand.“ Klar ist: Die DFL plant, die Empfehlung von Bundesgesundheitsminister Spahn in Teilen zu befolgen. Er hatte vorgeschlagen, alle Veranstaltungen mit mehr als 1.000 Besuchern abzusagen. 

 

Das sei laut Geschäftsführer Christian Seifert nicht der Plan der DFL - die jeweiligen Spielzeiten von erster und zweiter Bundesliga sollen wie geplant absolviert werden. Bedingung: wohl ohne Zuschauer. Das Champions League-Spiel zwischen Paris St. Germain und Borussia Dortmund zum Beispiel findet bereits offiziell ohne Anhänger statt - in Italien ist dieser Zustand bereits seit mehreren Wochen Alltag. Auch beim Revierderby im Westen zwischen Borussia Dortmund und dem FC Schalke 04 werden Anhänger beider Klubs sehr wahrscheinlich vor geschlossenen Toren stehen. 

Keine Entscheidung - HSV bereitet sich auf Geisterspiele vor 

Auch wenn es in Bezug auf die kommenden Spieltage (Fürth, Bielefeld) noch keine finale Entscheidung gibt, bereiten sich die HSV-Verantwortlichen intern ebenfalls auf Geisterspiele vor. Klar ist ebenfalls: Der Verein trifft diese Entscheidungen nicht, sondern die jeweiligen Gesundheitsämter der Kommunen. Hier wartet sowohl der HSV für sein Heimspiel gegen Spitzenreiter Arminia Bielefeld als auch Greuther Fürth für die kommende Partie gegen den HSV (Freitag) noch auf eine offizielle Mitteilung. 

Ein weiteres denkbares Szenario neben Geisterspielen: Die DFL veranlasst die Verschiebung ganzer Spieltage. Auch diese Möglichkeit würde laut Pressemitteilung aktuell diskutiert werden: 

„Das DFL-Präsidium hat beschlossen, zu Beginn der kommenden Woche alle Clubs der Bundesliga und 2. Bundesliga zu einer außerordentlichen Mitgliederversammlung einzuladen, um den weiteren Saisonverlauf unter Berücksichtigung möglicher Auswirkungen des Corona-Virus gemeinsam zu besprechen. Bei der weiteren Überprüfung der Terminflexibilität ist gegebenenfalls zwischen Bundesliga und 2. Bundesliga zu unterscheiden. Falls es in diesem Zusammenhang zur Verschiebung von Spielen kommen sollte, kann dies nach Ansicht des DFL-Präsidiums nur in Bezug auf ganze Spieltage en bloc erfolgen.“ - Wortlaut: DFL-Pressemitteilung

Eine komplette Verschiebung ist jedoch erst ab dem 27. Spieltagen eine Möglichkeit - Spieltag 26 soll laut Seifert in jedem Falle durchgeführt werden. Bedeutet für den HSV: In Fürth wird gespielt. Ob das auch für die Partie gegen Bielefeld gilt, ist derzeit offen. 

Maßnahmen für finanzielle Einbussen noch nicht geklärt 

Ebenfalls ungeklärt ist die Frage: Wie werden den Vereinen mögliche finanzielle Einbussen erstattet, die durch eventuelle Geisterspiele entstehen würden? Eine erste - wenn auch ziemlich schwammige - Antwort gibt es von Seiten der DFL: „Hinsichtlich finanzieller Auswirkungen sind die jeweiligen Situationen vor Ort individuell durch die Clubs zu betrachten. Gleichwohl prüft die DFL die Möglichkeit von Anpassungen des Lizenzierungsverfahrens für die kommende Saison 2020/21, um finanzielle Nachteile infolge von Auswirkungen des Corona-Virus entsprechend zu berücksichtigen. Zudem prüft die DFL die Möglichkeit, auf Basis der Statuten Auszahlungszeitpunkte von zentral generierten Einnahmen anzupassen, um Clubs im Fall von möglichen Liquiditätsengpässen zu entlasten.“

Beim HSV sind nach unseren Informationen gewisse Versicherungen abgeschlossen worden. Ob diese sich jedoch auch auf diesen speziellen Fall rund um das Coronavirus beziehen, ist noch nicht sicher. Auch hier regiert aktuell mehr die Ungewissheit und nicht die Gewissheit. Vielsagend in Bezug auf dieses Thema sind die Aussagen von Horst Heldt, Sportvorstand 1. FC Köln: "Die Lizenzierung wird für einige Vereine spannend, da sie mit den Einnahmen planen. Ich bin gespannt, was sich die DFL dafür einfallen lassen wird." 

Schweinsteiger und Bremser leiten Training - Treffen mit Dorsch 

Eine fast schon wohltuende Routine bot sich dagegen auf dem HSV-Trainingsplatz. Zehn Feldspieler plus die Torhüter Julian Pollersbeck und Tom Mickel absolvierten die erste Einheit auf dem Platz nach dem Regensburg-Spiel. Die Stammspieler vom vergangenen Samstag absolvierten ein individuelles Programm im Kraftraum - auch Jan Gyamerah, der bereits am Vormittag eine Einheit auf dem Platz absolviert hatte, schloss sich dem an. Geleitet wurde das Training von den Co-Trainern Dirk Bremser und Tobias Schweinsteiger, da sich HSV-Trainer Dieter Hecking auf einer Tagung in Frankfurt befand. 

 

Auch Schweinsteiger hatte zu dem Zeitpunkt der Einheit bereits eine kleine Reise hinter sich. Nach dem 2:1 gegen Regensburg am Samstag war Schweinsteiger ins heimische München gereist - Rückkehr Montag Morgen. Pikant: Schweinsteiger saß gemeinsam mit FC Heidenheim-Spieler Niklas Dorsch und dessen Berater Christian Nerlinger im Flieger nach Hamburg. Auf Nachfrage dieser Redaktion verwies Schweinsteiger auf ein zufälliges Treffen. Der HSV ließ zudem verlauten, die Intention der Reise von Dorsch und Nerlinger nicht zu kennen. Nerlinger und seine Berater-Agentur „CN-Sports“ vermieden auf Rautenperle-Nachfrage ein Dementi: 

"Wir bitten um Verständnis, dass wir mit Blick auf den Zeitpunkt der Saison und unsere Verantwortung dem Spieler gegenüber solche Fragen aktuell nicht beantworten können."

Dorsch war bereits Wunschkandidat in Hamburg 

Der Name Niklas Dorsch schwirrt nicht erst seit diesem Montag in Hamburg umher. Immer wieder hatte es in der jüngeren Vergangenheit Gerüchte darüber gegeben, dass der HSV ihn verpflichten wolle. Bereits vor der aktuellen Saison wollte ihn Sportvorstand Jonas Boldt aus Heidenheim loseisen. Doch das klappte aufgrund der zu hohen Ablöseforderungen aus Heidenheim nicht - der FCH verlangte ungefähr drei Millionen Euro. Der HSV entschied sich dagegen für die Ausleihe von Adrian Fein und die ablösefreie Verpflichtung von Jeremy Dudziak. Gut möglich, dass es Boldt und Co. nun ein weiteres Mal versuchen und Dorsch bei einem möglichen Aufstieg vom HSV überzeugen können. 

Wir halten euch auf jedem Fall in Bezug auf alle wichtigen Themen up to date: um 7:30 Uhr im Morning-Call, via Social Media und um 15:30 Uhr vom Training. Im Anschluss daran haben wir Stürmer Lukas Hinterseer im Rautenperle-Talk zu Gast. Gerne könnt ihr in den Kommentaren eure Fragen an den Österreicher stellen, wir werden dann einige auswählen und sie ihm stellen. 

Bis morgen 

Christian

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