Marcus Scholz

5. April 2019

Er war auch krank. Aber er wirkte deutlich fitter als ich heute. Der Trainer lag mit Magen-Darm im Bett, ich ein paar Tage mit der mehr als unsympathischen Angina. Aber während Wolf schon ehrlich erholt wirkt, bin ich nur dank einer ordentlichen Dosis Antibiotikum heute wieder halbwegs zu gebrauchen. Also noch nicht ganz, aber zumindest auf dem richtigen Weg. Eben so, wie der HSV auch, wenn man Hannes Wolf glauben darf. Taktisch hatte der Coach in Paderborn mit der Dreierkette etwas Neues probiert - und es hat geklappt. Ob er die Dreierkette dauerhaft einbauen will? „Das handhaben wir spielbezogen. Die Mannschaft hat das schnell gut umgesetzt. Ich würde die Offenheit, Dinge zu verändern, aber gerne weiter beibehalten“, sagte Wolf nach dem Training.

„Es geht immer darum, seine Spieler sinnvoll auf den Platz zu bekommen.“ Die Taktik gegen Paderborn  sei „zum Glück für das Spiel die richtige Entscheidung“ gewesen, „vor allem weil es die Spieler gut gemacht haben, denn mit einer Systemumstellung allein gewinnst oder verlierst du kein Spiel.“ Dennoch, einer, der davon massiv profitiert hat (wenn er nicht gar der Auslöser war), ist Kyriakos Papadopoulos. Heute absolvierte der Grieche nur einen Teil der Einheit, ging früher in die Kabine. Allerdings abgesprochen und nicht wegen neuer Probleme. Belastungssteuerung ist das Stichwort. Ob er gegen Magdeburg am Montag wieder über 90 Minuten gehen können wird? Wolf: „Wir müssen jetzt die Woche gucken, wie er sich fühlt. Vor Montagmorgen müssen wir nichts entscheiden. Aber wenn die Woche gut ist, dann kann es auch am Montag klappen.“

Papadopoulos selbst muss man dazu gar nicht fragen. Der Abwehrmann ist nach seinem schon erstaunlich guten Auftritt nach mehr als sieben Monaten Pause wahrscheinlich derzeit einer der glücklichsten Spieler im Kader. „Mir gehts gut, ich bin fit. Es war ein gutes Spiel, haben unser gutes Gesicht gezeigt und verdient gewonnen“, war der Abwehr-Routinier auch heute noch voller Glückshormone - und voller Adrenalin, was die nächsten Aufgaben betrifft.  „Montag müssen wir drei Punkte holen und den Aufstieg schaffen. Ich habe Erfahrung und versuche die bestens einzubringen“, so der Innenverteidiger, der verspricht, dass es kein zweites Darmstadt geben wird. „„Mit Papa passiert sowas nicht. Ich kann versprechen, dass wir es gut machen werden. Ich fühle mich wohl in Hamburg, bin glücklich, dass ich wieder auf dem Platz bin.“ Wie heiß er auf einer Skala von eins bis zehn schon wieder ist? Papadopoulos grinst, überlegt nicht lange und antwortet: „20, glaub mir: ich bin bei 20!“

Und wisst Ihr was? Ich glaube ihm das.

Papadopoulos sportliche Rückkehr möchte ich damit noch nicht überbewerten. Der Grieche hatte selbstverständlich noch Stellungsfehler im Spiel. das war nicht anders zu erwarten. Ebenso, dass er noch immer nicht der Sprinter ist, sondern der Spieler, der gut antizipiert und Laufwege des Gegners im Voraus erkennt. Papadopoulos wusste sich einige Mal nur per Foul zu helfen und hatte zugegeben Glück, dass er so lange unverwandt blieb. Aber für einen ersten Auftritt nach sieben Monaten Pause war das schon sehr stark. Erstaunlich souverän und immer getragen von dem neuen System, in der Mitte einer Dreierkette zu spielen. So konnte er sich mit zunehmender Zeit die Sicherheit holen, die dem HSV in den verblieben Saisonspielen sowie im DFB-Pokal-Halbfinale noch sehr nützlich sein kann.

Kurzum: Wolfs Plan, den Griechen für den HSV nach dessen Ewig-Pause zu aktivieren, ist voll aufgegangen.  Und ich hoffe, dass Rick van Drongelen bis Montag fit wird, damit Wolf das System mit Dreierkette erneut spielen kann. Übrigens, so defensiv das in Paderborn zu Beginn wirkte, so offensiv ausgerichtet kann man die Dreiekette auch interpretieren, wenn man einen Sechser gegen einen offensiven Mittelfeldspieler austauscht oder aus dem Ein-Mann-Sturm plötzlich eine Doppelspitze wird. Wolf hat sich also nicht nur personell mit Papadopoulos neue Variabilität geholt - sondern sich auch taktisch ganz neue Möglichkeiten eröffnet. Angesichts der Tatsache, dass Aaron Hunt entgegen erster Hoffnungen noch sicher zwei, drei oder mehr Spiele ausfällt, eine sehr gute Situation.

Und zum Blogende hin noch zu der Meldung des Tages, die der HSV heute offiziell verkündet hat: Jeremy Dudziak wechselt (wie schon seit Wochen berichtet) am Saisonende zum HSV. Der Mittelfeld-Allrounder unterschreibt beim HSV einen Dreijahresvertrag bis 2022. Sehr zur Freude von Trainer Wolf, der den Noch-Stadtrivalen schon aus der Jugend kennt: „Jeremy Dudziak ist ein guter Fußballer. Hier in der Stadt kennt man ihn. Wir freuen uns, dass er zu uns kommt. Er ist schon ein paar Jahre in der Zweiten Liga aktiv, hat alle U-Nationalmannschaften durchlaufen, hatte dann aber im Übergangsbereich sehr, sehr viele Verletzungen. Als er aber eine Phase hatte, in der er sehr viele Spiele hintereinander gemacht hat, hat man gesehen, welches Potenzial in ihm steckt. Ich freue mich, dass er zu uns kommt.“

Wolf selbst wollte die Verantwortung nicht komplett auf sich nehmen, den Spieler vom HSV überzeugt zu haben. „Wir haben uns immer gefreut, wenn wir uns gesehen haben, aber der Kontakt ist hier noch mal neu aufgenommen worden. Der Transfer ist aber nicht nur meine Idee. Dass er ein guter Spieler ist, der hier in Hamburg spielt, das haben schon mehrere Leute bei uns gemerkt.“ Zumal man Dudziak beim FC St. Pauli nicht immer Vollprofi-Verhalten nachgesagt hat. Wolf hat dabei aber keine Bedenken: „Er ist ein guter Spieler, der hier Vollgas geben wird. Das erwarten wir natürlich auch von ihm. Dann ist er auch dabei, letztlich muss er natürlich auch danach leben - aber das ist für mich auch überhaupt kein Thema.“

Noch kein Thema für die Profis sind offenbar Aaron Opokou, Fiete Arp und Manuel Wintzheimer, die alle am Eichenden für die U21 auflaufen sollen. „Fiete ist an einem Punkt, er muss auf den Platz“, begründet Wolf seine Entscheidung. „Diese Chance muss er nutzen. Eine Zeit geht es immer auch über Spielersatztraining. Aber irgendwann wird es kritisch. Die Nominierung für die U21 ist keinesfalls eine Bestrafung, sondern eine Chance. Die müssen die Jungs jetzt für sich nutzen.“ Am besten gleich am morgigen Sonnabend, wenn es in Stellingen um 13 Uhr gegen Weiche-Flensburg geht.

In diesem Sinne, bis morgen. Da wird um 11 Uhr das letzte Mal vor Magdeburg öffentlich trainiert. Bis dahin Euch allen einen schönen Abend! ich melde mich morgen wieder bei Euch!

Scholle

 

P.S.: Nach Papadopoulos hofft auch ein weiterer Ewig-Verletzter auf sein Comeback: Jairo Samperio, der auch heute wieder auf dem Platz individuell (ebenso wie Aaron Hunt) trainierte. Ob der Spanier noch zu einem Einsatz in dieser Saison kommt? Wolf lässt die Hoffnung am Leben: „Kann ich nicht sagen. Es ist noch etwas Zeit - aber es ist realistisch. Wir sind froh, wie es momentan läuft. Aber wir warten ab, wie es sich entwickelt.“

 

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