Marcus Scholz

9. November 2017

Klaus Michael Kühnes Ultimaten, oder sind es schon Erpressungsversuche? Und was treibt e.-V.-Präsident Jens Meier? Vereinsmeierei oder notwendige Abnabelung? Fragen, die wir nicht abschließend beantworten können, die aber die Massen bewegen. Und so kommt der HSV trotz des Sieges am vergangenen Sonnabend gegen Stuttgart sportlich wieder nicht zum Zuge. Auch ich habe gestern der Causa Kühne den Vortritt gegeben, weil ich glaubte, dass dieses Thema wichtiger ist. Dennoch will ich Euch das Gespräch mit dem Linksverteidiger des HSV, Douglas Santos, nicht vorenthalten. Im Sommer sollte er wechseln, er wollte auch wechseln - blieb letztlich aber, weil sich die Vereine nicht einigten. Heute spielt er wieder. Und das so gut, dass der Trainer ihn zuletzt dreimal in Folge über die vollen 90 Minuten brachte. Gestern schon nahm sich der Linksverteidiger die Zeit, mit uns über seine Situation zu sprechen. Und ich finde, das Gespräch ist eine gelungene Abwechslung von der eher unerfreulichen, trockenen Vereinspolitik, die uns in den nächsten Tagen und Wochen unvermeidlich weiter begleiten wird. Von daher, viel Spaß mit Douglas Santos:: 

 

Hallo Douglas! Was war heute in der Deutschstunde das Thema?

Ich musste darüber sprechen, was ich die Woche über mache. Und über das, was im Spiel passiert ist. Sehr viel.

 

Du hast auch einige schwierige Monate hinter Dir. Am Anfang Tribüne, dann Bank – jetzt Startelf. Wie hast Du Deine Saison wahrgenommen?

Es gibt Hochs und Tiefs im Fußball, aber ich muss weiterarbeiten und fokussiert bleiben. Es ist natürlich so, dass alle spielen wollen. Im Moment bin aber nur ich für die Position als Linksverteidiger da, und jedes Spiel ist für mich eine Chance. Ich muss diese Chance nutzen. Für die Mannschaft, fürs Team - und für mich. Die Zeit auf der Tribüne war schlecht für mich. Wie für jeden anderen Spieler auch. Jetzt habe ich wieder Kraft geschöpft, kontinuierlich zu spielen und bin wieder dabei.

 

Der Trainer hat Dich zuletzt öffentlich gelobt. Gab es diese Komplimente auch für Dich persönlich von ihm zu hören?

Ja, er hat mir gesagt, dass ich gut gespielt habe und dranbleiben soll..

 

Siehst Du Dich wirklich als einzigen Spieler für die Position des Linksverteidigers? Vor ein paar Wochen hat dort Rick van Drongelen gespielt.

Obwohl ich nicht gespielt habe, war ich zumindest der einzige Spieler, der genau für diese Position geholt wurde. Das meinte ich. Nicht, dass ich spielen muss – aber ich bin halt der einzige im Kader, der direkt dafür geholt wurde, nachdem Matthias Ostrzolek weg war.

 

Im Sommer wurde viel über einen Wechsel gesprochen. Bist Du auf Deinen eigenen Wunsch hin hier geblieben? Und: Hat es sich für Dich gelohnt, zu bleiben?

Auf jeden Fall hat es sich gelohnt. Ich bin auch nicht nach Hamburg gekommen, um hier nur ein Jahr zu bleiben. Ich will hier meine Geschichte schreiben. Und dazu gehört mehr als ein Jahr. Vor allem mehr Erfolg.

 

Dennoch gab es die Phase, in der Du gehen solltest und nicht gespielt hast. Wie war diese Phase für Dich?

Jeder Spieler will spielen, das war auch schwer für mich. Du musst jeden Tag aufs Neue aufstehen und das Beste daraus machen. Jetzt will ich meine Chance festhalten und sie nicht mehr loslassen. Meine Familie hat mir dabei sehr geholfen. Sie hat mich immer angetrieben, immer weiterzumachen und mich nicht hängenzulassen.

 

Ist denn jetzt alles gut? Oder ist ein Wechsel im Winter noch ein Thema?

Ich habe hier einen langfristigen Vertrag und werde schon deshalb hier bleiben. Meine Gedanken kreisen momentan wirklich nur um das nächste Spiel und was ich da besser machen muss.

 

Du sprichst inzwischen gut Deutsch, Du verstehst es sogar noch besser und Du kennst die Stadt Hamburg. Inwieweit ist das hilfreich?

Auf jeden Fall sehr. Es ist besser. Vorher war es schwer, wenn man nie wusste, wo man hingehen kann. Und im Training ist das sehr viel besser, man ist viel befreiter.

 

Es wird Winter in Hamburg. Bekommst Du da Heimweh?

Nein, daran muss ich mich gewöhnen. Die Pause im Winter werde ich aber nutzen, um die Familie in Brasilien zu besuchen, um dort den Akku wieder aufzuladen.

 

Die Pause ist dieses Jahr aber nur sehr kurz. Am 1. Januar ist schon wieder Trainingsauftakt.

Das kenne ich. Habe die letzten Jahre nie Sylvester zuhause verbracht. Auch wenn es schöner ist mit Familie, das ist nunmal meine Arbeit. Das habe ich mir so ausgesucht. Und dafür muss ich mich bei Gott bedanken. Auch wenn die Pause dieses Jahr sehr kurz istfreue ich mich darauf, meine Familie zu sehen.

 

Am Wochenende gab es endlich wieder einen Sieg. Nach acht Spielen ohne Sieg war es hier in Hamburg trotzdem relativ ruhig. Wie sähe das in Brasilien nach so einer Durststrecke aus?

Das ist nicht vergleichbar. Wenn man in Brasilien so oft verliert, kann man nicht auf die Straße gehen, sich in kein Café setzen. Hier sind die Fans treuer als in Brasilien. Und das gibt uns als Mannschaft Kraft, Siege zu erringen.

 

Das war es mal eben zwischendurch. Ich melde mich heute Abend wieder bei Euch. Dann unter anderem mit den frischen Eindrücken aus dem Testspiel gegen den Hamburger Oberligisten Curslack-Neuengamme.

Bis später!

Scholle

 

 

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