Marcus Scholz

13. Dezember 2019

Dieter Hecking wird noch überlegen müssen. Und dafür hat er noch bios Sonntagmorgen Zeit, denn dann muss sie stehen, seine Startelf für das Auswärtsspiel beim  SV Sandhausen. Und dass er heute auf der Pressekonferenz nichts zu seiner Startelf verraten wollte - Usus. Das ist immer so. Und in diesem Fall glaube ich sogar, dass der Trainer tatsächlich noch nicht hundertprozentig weiß, welche Elf er bringt. Und das zieht sich von vorn bis hinten - oder andersrum. Von der Innenverteidigung bis in die Sturmspitze - wobei hier eigentlich nur genau diese zwei Personalien wirklich spannend sind. namentlich geht es dabei um Ewerton und Lukas Hinterseer.

Sollte einer der beiden oder sollten gar beide ins Team rücken, würde das Veränderungen bedeuten. Spieltaktisch weniger, dafür aber in der Ausführung. Mit dem Brasilianer in der Innenverteidigung erhoffen sich Hecking und Co. mehr Souveränität in der Defensive. Ewerton ist kopfballstark, ruhig am Ball und technisch sicher der beste Innenverteidiger. Mit ihm könnte der HSV das Spiel hinten heraus ruhig aufbauen. Heute im Training ließ Hecking erneut Ewerton zusammen in der Innenverteidigung spielen, während auf der anderen Seite das Abwehr-Duo Gideon Jung/Timo Letschert spielte.

Letschert scheint gesetzt - ansonsten ist alles offen

Und zumindest bei Letschert sind sich aktuell alle einig, dass er hinten gesetzt ist. de Niederländer war in den letzten Spielen trotz der Niederlagen noch gelobt worden. Für meine Begriffe etwas über die Maße. Bitte nicht falsch verstehen, liebe Leute, das ist keine Kritik an Letschert. Der spielt einen soliden Verteidiger - nicht mehr, nicht weniger. Und das ist schon mehr, als Rick van Drongelen und Gideon Jung zuletzt auf den Platz bekommen haben. Und von Ewerton erhoffen sich die Verantwortlichen die Chefrolle auf dem Platz, die offensichtlich auf lange Sicht noch zu groß für van Drongelen ist. Noch wohlgemerkt - denn ich glaube, dass van Drongelen schon allein durch seine vorbildliche Einstellung irgendwann der Chef auf dem Platz sein kann.

Und zwar dann, wenn er sich selbst nicht mehr infrage stellt, was er völlig naturgemäß noch macht, vielleicht sogar machen muss, um sich entsprechend nachhaltig entwickeln zu können. Deshalb weiß van Drongelen noch nicht, dass er es kann. Er ahnt es bestenfalls und versucht es über Wiederholungen zum Standard werden zu lassen. Van Drongelen macht derzeit zwei Schritte vorwärts - aber immer wieder auch einen zurück. So, wie es bis auf ganz wenige Ausnahmen allen Spielern im Laufe ihrer Karriere ergeht.

 

Die Frage, die ich mit stelle, ist nur, ob man van Drongelen einen Gefallen tut, wenn man ihn jetzt rausnimmt. Ist er überspielt - dann muss man ihn schonen, ihm Zeit geben sich zu erholen, damit er bald wieder mit voller Kraft die Rolle übernehmen kann, die man ihm angedacht hat. So, wie Hecking es eigentlich gegen Heidenheim vorhatte. Nur durch Jungs Rückenverletzung rückte van Drongelen kurzfristig wieder in die Startelf. Inzwischen konnte Jung problemlos wieder mittrainieren und wäre ebenfalls ein Kandidat für die Startelf. Er brächte auch das Sprinttempo mit, das seine Konkurrenten hinten allesamt nicht haben. Insofern bleibt auch Jung ein Kandidat, zumal Ewerton noch uneingespielt ist. Von ihm jetzt die nötige Souveränität zu erwarten wäre zumindest mutig. Immerhin hat der Innenverteidiger im Mai das letzte Mal in der Liga auf dem Platz gestanden. Spielpraxis hat er nicht.

Es gibt also für jeden Spieler ein Pro - aber eben auch ein nicht unwesentliches Contra. Dementsprechend offen ist meiner Meinung nach noch immer die Besetzung der Innenverteidigung.

 

Jung hat die Nase wohl vorn - Hinterseer sollte spielen

Wobei ich persönlich glaube, dass es am Ende wohl Jung wird, wenn der sich nicht wieder verletzt abmeldet. Ich persönlich aber würde weiter auf van Drongelen setzen. Und zwar bis zu dem Zeitpunkt, an dem ich ihm mit einer Pause wirklich einen Gefallen tue. Bis dahin wäre er mein Leader im Defensivverbund. Ich würde ihn versuchen weiter aufzubauen, ihm vertrauen, um ihm so die Sicherheit zu geben. Ein junger Spieler wie er muss wissen, dass er sich Dinge trauen darf. Er muss wissen, dass er Fehler machen darf, ohne dass er gleich infrage gestellt, geschweige denn ausgewechselt wird. Warum? Weil ich glaube, dass sich der Vertrauensvorschuss bei ihm am meisten auszahlen wird. Weil er für mich die beste Mischung aus Charakter und Potenzial darstellt, die der HSV derzeit im Kader hat.

Apropos: Mehr Vertrauen würde ich auch Lukas Hinterseer - und damit schließe ich mich komplett dem Blog von Christian an. Denn ich glaube, dass Hinterseer für den HSV extrem wichtig im Sturmzentrum ist. Selbst dann, wenn er nicht trifft. Soll heißen: Ist Hinterseer im Sturmzentrum überflüssig, weil es dort vom Gegner her zu dichtgestellt ist, opfert er sich quasi, indem er sich weit vor dem Sechzehner anbietet, und so seinen Gegenspieler mitzieht. Denn der Österreicher ist immer viel unterwegs, kann so Löcher in die Defensive des Gegners reißen, die Außenstürmer wie Bakery Jatta und Martin Harnik brauchen, um zu treffen. Hinterseers Rolle kann also auch dann entscheidend sein, wenn er nicht selbst der Torschütze ist. Oberflächlich betrachtet fällt er in diesen Fällen nicht so auf. Wichtig ist er trotzdem.

 

Hecking selbst ließ, wie Ihr auch in unserem  „PK-Plus“-Format sehen und hören könnt, personell alles offen. Er stellte nur noch mal klar, dass die von außen geführte Diskussion über die aktuelle Krise ihn und die Mannschaft intern kalt ließe. Hecking machte, was er immer macht: Ruhe bewahren, Souveränität ausstrahlen. Bleibt nur die Frage, wann die Mannschaft diese Souveränität wieder auf den Platz bekommt. Und: Mit wem…

Ein weiteres Indiz kann das Training morgen geben. Um 13 Uhr wird noch einmal öffentlich trainiert.

Bis dahin Euch allen noch einen schönen Freitagabend und bis morgen!

Scholle

 

P.S.: Die ersten Videos sind schon da - aber wir wollen noch viel mehr! Daher: Schickt uns EUREN MOMENT DES HSV-JAHRES 2019 per WhatsApp auf 0163-3124720. Zeigt uns (falls damals mitgeschnitten) oder erzählt uns einfach in diesem Video, was und wie für Euch der schönste Moment war. Wie im Community-Talk bereits angekündigt, werden wir über die Weihnachtstage Eure schönsten Momente hier im Blog veröffentlichen. Je mehr wir bekommen, desto schöner wird die Auswahl.

Wir freuen uns auf Eure Videos!

FAQs

 
 

Über uns

Die Rautenperle - das ist ein Team aus jungen Medienschaffenden und Sportjournalisten mit großer Affinität zum HSV. Wir sind 24/7 bei den Rothosen am Ball und produzieren frischen Content für Rautenliebhaber.

Unser Ziel ist es, moderne, unabhängige Berichterstattung und attraktiven, journalistischen Content für junge und jung gebliebene HSV-Anhänger zu bieten. Wichtig ist uns dabei, eine neue Art des Sportjournalismus zu präsentieren: dynamisch, zeitgemäß, zielgruppengerecht. Weg von verstaubten Zeitungsspalten und immergleichen Phrasen.

Die Rautenperle ist aber nicht nur ein Ort, um sich zu informieren, sondern soll auch immer ein Ort des Austausches und des Miteinanders sein. Wir wollen eurer Leidenschaft einen Platz im Netz bieten: zum Diskutieren, zum Mitfiebern, zum Mitmachen.