Marcus Scholz

20. April 2020

Am Donnerstag sitzen sie alle zusammen. Und wenn es nach HSV-Sportvorstand Jonas Boldt geht, sind alle Wege letztlich anzunehmen, die zu einer Fortsetzung der Saison führen. Man dürfe in der aktuellen Situation nicht mehr glauben, Wünsche äußern zu können so Boldt. Immerhin habe der Fußball durch die Ausnahmegenehmigung schon eine privilegierte Stellung. Vor allem aber ginge es jetzt nur noch darum, die Saison irgendwie so sportlich beenden zu können, dass letztlich drohende Insolvenzen abgewendet und Arbeitsplätze gerettet werden können. Ein Gedanke, den die „Fanszene Deutschland“ in ihrem Ablehnungsschreiben als Vorwand bezeichneten, ein in sich krankes System aufrecht erhalten zu wollen. Und wie im Kommentar schon ausgeführt, haben beide Seiten recht. Denn natürlich erhielte man so ein krankes System aufrecht. Das aber muss man in Kauf nehmen, um kurzfristig tausende Arbeitsplätze zu retten. Sollte man sich über eine Änderung des Systems Gedanken machen wollen - dann erst danach. Insofern bin ich voll bei Boldt und der DFL, wenn es darum geht, die Saison fortzusetzen. Sollte das gesellschaftlich vertretbar und umsetzbar sein, dann sollte man es so schnell wie möglich machen.

Eine Meinung, die zweifellos diskutiert werden kann. Letztlich glaube ich  angesichts der Vielschichtigkeit der Argumente und der Komplexität des Themas eh, dass es in dieser Diskussion keinen einzelnen Gewinner geben kann. Erstaunt war ich allerdings, als ich sah, wie populistisch und unreflektiert so erfahrene Ex-Profis wie Jens Lehmann an dieses Thema herangehen. „Bisher war alles gut. Aber auf den Fußballsport bezogen glaube ich, wie auch in anderen Wirtschaftszweigen, dass man vielleicht den Fehler macht, zu sagen, wir halten es zu lange geschlossen. Dadurch geht extrem viel kaputt, jeder Tag kostet uns Milliarden“sagte der ehemalige Nationaltorhüter am Sonntag im „Doppelpass“. Man könne doch beispielsweise in ein 70.000 Zuschauer fassendes Stadion wie die Allianz Arena gut 20.000 Zuschauer reinlassen. Bei einem Abstand von zehn Metern würden sich Fans in Stadion „wahrscheinlich nie in die Quere kommen“. Auch deshalb haben wie Euch heute in unserer Frage der Woche gefragt, wie Ihr es seht. Ich bin gespannt:

 

Und während Lehmann selbst via soziale Netzwerke gerade einen Shitstorm par Excellence erfährt, erfährt die Bundesliga aus der Politik Unterstützung. Bayerns Ministerpräsident Markus Söder und Armin Laschet, Ministerpräsidenten von Nordrhein-Westfalen, deuten bei „Bild“ an, dass die Bundesliga ihren Betrieb tatsächlich ab 9. Mai aufnehmen könnte. Dann selbstverständlich mit mit Geisterspielen. Laschet: „Voraussetzung ist, dass es ein durchdachtes Konzept gibt. Das, was die DFL in diesen Tagen vorgelegt hat, lässt erkennen, dass es Schutzvorkehrungen gibt. Ich könnte mir vorstellen, dass wir zum Zustand der Geisterspiele zurückkehren können.“ Und Söder ergänzte, dass es eine schwierige Entscheidung sei. Er sprach sich deshalb auch dafür aus, dass man das Robert-Koch-Institut mit ins Boot holen solle. „Ich hätte gerne, dass das RKI nochmal draufschaut“, sagte Söder, der sich durchaus im Klaren darüber ist, welchen gesellschaftlichen Nutzen der Fußball hat - oder, wie er es ausdrückte: "Ein Wochenende mit Fußball ist deutlich erträglicher als ein Wochenende ohne Fußball."

DFL und Klubs legen Politik Konzept vor

Und genau darüber werden die 36 Profiklubs am Donnerstag mit der DFL beratschlagen. Ein Thema dabei wird sein, wie man allen Mannschaften ausreichend Gelegenheit geben will, unter Wettkampfbedingungen zu trainieren. Aber auch hier, das hatte Boldt angedeutet, würden die Bundesligaklubs nahezu jedes Szenario in Kauf nehmen, so lange das zu einer Fortsetzung der Saison führt. Und während Lehmanns Idee bei den Verantwortlichen nicht mehr als ein ungläubiges Kopfschütteln verursachen dürfte, bedankte sich DFL-Boss Seifert bei der Politik: „Das gibt beiden Ligen eine wichtige Perspektive, wieder in den Spielbetrieb einsteigen zu können.“ Stimmt. Und auch wenn es noch nicht sicher ist, so wird es immer wahrscheinlicher, dass tatsächlich ab Mai die Saison wieder aufgenommen wird und wir wahrscheinlich ob der Englischen Wochen fast jeden Tag Erst- und/oder Zweitligaspiele im TV live sehen werden können. In Zeiten von Homeoffice und Quarantäne eine nicht zu unterschätzende Abwechslung.

Apropos Abwechslung: Wie Ihr vielleicht schon mitbekommen habt, könnt Ihr auch diese Woche wieder gegen mich im HSV-Quiz antreten. Um mich noch schlechter aussehen zu lassen, haben sich meine geschätzten Kollegen von der Rautenperle etwas ganz besonderes einfallen lassen:

 

Ergo: Die ganze Welt ist gegen mich - alle wollen mich verlieren sehen. Selbst meine Leute…. Aber im Ernst: Dieses Quiz macht richtig Spaß, auch wenn man mal daneben liegt. Von daher würde ich mich freuen, wenn beim nächsten Mal wieder so viele von Euch dabei sind. Vielleicht ja dann auch mit der einen oder anderen selbst ausgewählten Frage…

Hoffen darauf, dass der Fußball dazulernt

In diesem Sinne, hoffen wir mal, dass es in Sachen Bundesliga-Fortsetzung zu einer gesellschaftlich vertretbaren Lösung kommt. Vor allem aber hoffe ich, dass die Coronakrise den Klubs nachhaltig im Gedächtnis Bleibt, wenn es darum geht, die nächsten Jahre wirtschaftlich aufzustellen. Nach nur einem oder zwei Monaten ohne Spielbetrieb unmittelbar vor oder schon mitten im Insolvenz relevanten Bereich zu sein - das kann nicht gesund sein. In diesem Punkt stimme ich der Fanszene Deutschland vollumfänglich zu. Und auch wenn die Nachhaltigkeit wahrscheinlich wie bei kleinen Kindern ist, die erwischt wurden und die ihren Eltern den Himmel auf Erden schwören, um keinen Hausarrest zu bekommen - zumindest die Hoffnung bleibt, dass die Verantwortlichen seitens der DFL und in den Klubs wirklich die richtigen Lehren daraus ziehen.

Bis morgen! Da melden wir uns um 7.30 Uhr wieder mit dem MorningCall bei Euch! Bis dahin!

Scholle

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