Marcus Scholz

4. Mai 2020

„Im Rahmen einer ersten Welle sind seit Donnerstag insgesamt 1724 Corona-Tests bei den 36 Klubs der Bundesliga und 2. Bundesliga erfolgt. Dabei wurden Proben von Spielern und weiterem Mannschaftspersonal wie Trainerstab und Physio-Therapeuten entnommen und von fünf Fachlabor-Verbünden im gesamten Bundesgebiet untersucht. Zehn Infektionsfälle konnten identifiziert und den Gesundheitsämtern gemeldet werden.“ Das teilte die DFL heute mit, nachdem bekanntgeworden war, dass inzwischen nach den drei Fällen in Köln zehn der insgesamt 1724 Corona-Tests positiv ausgefallen waren. Welche anderen Klubs nun betroffen sind, gab die DFL nicht bekannt. Beim HSV sollen zwar alle gesund sein, heißt es. Dennoch dürften auch die HSV-Offiziellen die neuen Zahlen mit Schrecken vernommen haben. Denn diese zeigen zwar, dass das neue Kontrollsystem funktioniert. Aber eben auch, wie nahe das Virus auch an den Spielern und derem direktem Umfeld sind.

Ich hatte gestern die Frage aufgeworfen, warum die Spieler nicht die freie Wahl bekommen haben, ob sie sich diesem Risiko aussetzen wollen, oder nicht. Kölns Profi Birger Verstraete hatte in einem Interview die These aufgestellt, dass viele Profis gar nicht freiwillig antreten und eher gegen eine Saisonfortsetzung votieren würden. Wenn sie es bedenkenlos abstimmen dürften. Zudem kritisierte er den generellen Umgang mit dem Virus seitens der Klubs und der DFL und berichtete von seiner Freundin, die zur Risikogruppe gehören würde und durch seinen Umgang einer unüberschaubaren Gefahr ausgesetzt sei. Bedenken, die er nach einem Rapport beim Vorstand des 1. FC Köln zwar revidierte - die aber den geplanten Wiederbeginn der Ersten und Zweiten Bundesliga noch einmal mächtig ins Wanken gebracht haben dürften.

Zumal jetzt auch noch ein Video auftauchte aus Berlin, in dem sich der Hertha-BSC-Angreifer Salomon Kalou dabei filmt, wie er in der Hertha-Kabine alle Hygieneregeln der DFL missachtet und den Mitspielern wie Mitarbeitern die Hände schüttelt. Die DFL bezeichnete die Szenen in einem Statement bei Twitter als "inakzeptabel". Weiter schrieb sie: "Hierfür kann es keine Toleranz geben". Der Verein kündigte eine Stellungnahme an. Bereits am Montagnachmittag war das Video nicht mehr online - und Kalou suspendiert. Aber seht selbst:

Zehn Corona-Tests positiv - Ligafortsetzung gefährdet?

Ähnlich wie die neuen Testergebnisse, die heute bekanntgemacht wurden. Alle Infizierten befänden sich in Quarantäne, eine zweite Testwelle gibt es aktuell. Gemeinsam mit dem Bundesarbeitsministerium habe man „weitere Punkte wie ein verpflichtendes Trainingslager unter Quarantäne-Bedingungen vor einer möglichen Fortsetzung des Spielbetriebs sowie freiwillige Testungen der Familien von Spielern vor einer möglichen Saison-Fortsetzung in das Konzept integriert. Bei einem Start ins Mannschaftstraining, der die Genehmigung der örtlichen Behörden erfordert, sind fortan pro Woche zwei Tests in regelmäßigen Abständen vorgesehen“ , schreibt die DFL, die darauf hofft, dass die Politik am Mittwoch Grünes Licht für die Saisonfortsetzung gibt. „Nichts würde ich lieber machen, als endlich wieder um Punkte spielen“, sagt auch Aaron Opoku, der in der vergangenen Woche bereits seinen Vertrag beim HSV verlängert hatte.

Dass bei dem 21-Jährigen Leihspieler trotzdem noch nicht klar ist, für welchen Klub er in der kommenden Saison aufläuft, stört ihn dabei nicht. „Die Verantwortlichen haben mir deutlich gemacht, dass mit mir geplant wird. Das ist ein gutes Gefühl und motiviert mich“, sagte mir der Außenstürmer heute, während er in Rostock in seiner Wohnung auf die nächste Trainingseinheit wartete. „Ich habe jetzt zwei super Optionen“, so Opoku, „entweder zurück zum HSV oder vielleicht noch eine Saison bei Hansa Rostock, was für meine Entwicklung bis heute ganz sicher nicht das schlechteste war.“ 25 der 27 Partien war as HSV-Talent dabei, er erzielte drei Treffer und bereitete fünf vor. „Zu wenig!“, so Opokus erste Reaktion auf seine bisherige Saisonstatistik, „das hätten viel mehr sein können. Nein: müssen.“ Dennoch haben diese Zahlen nicht nur HSV-Trainer Dieter Hecking neugierig gemacht

Sie haben auch den HSV-Vorstand dazu veranlasst, Opokus bis 2021 laufenden Vertrag vorzeitig bis 2024 zu verlängern. „Wir haben registriert, dass der Schritt, den wir uns durch die Leihe nach Rostock erhofft haben, der richtige war“, sagte Jonas Boldt der Mopo und Opoku selbst sagte mir heute, dass sein Weg in die Dritte Liga eine goldrichtige Entscheidung war: „Der Schritt nach Rostock war für mich nie ein Rückschritt, sondern immer ein Schritt nach vorn. Hier habe ich menschlich viel dazugelernt und das erste Mal richtig Fuß gefasst im Herrenfußball. Die bisherige Zeit hier bei Hansa hat mir einen richtigen Push gegeben, weil ich gesehen habe, was noch alles drin ist, wenn ich Vollgas gebe.“ Vor allem habe er den Schritt in die Dritte Liga auch gewählt, um an seiner Robustheit zu arbeiten. Knapp fünf Kilogramm hat er an Muskelmasse zugelegt und die Härte angenommen. „Der Schritt war sehr bewusst gewählt, weil die 3. Liga eine sehr harte und körperbetonte Liga ist. Das war etwas, das Aaron sicherlich noch etwas gefehlt hat. Es war toll zu sehen, wie er sich in der Saison dahingehend weiterentwickelt und einen großen Schritt gemacht hat“, sagt Sportdirektor Michael Mutzel auf der Vereinshomepage.

Opokus Entwicklung macht Hecking neugierig

Ob Opoku in der kommenden Saison lieber für den HSV oder Rostock machen würde? Er selbst weiß es nicht - und er will nichts sagen, was dazu führen könnte, dass sich einer der beiden Klubs geringschätzt fühlen könnte .„Das kann ich nicht beantworten. Aktuell hoffe ich einfach nur, dass wir endlich wieder gegen den Ball treten können. Die Zeit ohne Mannschaftstraining war schlimm genug.“ Auch, weil der 21-Jährige dann zu viel Zeit hatte. Der bei HT16 und ab der U12 beim HSV großgewordene Außenstürmer sagt selbst über sich, dass er ohne Ball nicht kann. „Gar nicht. Das geht einfach nicht gut. Ich habe ungern zu viel Zeit und freue mich darauf, wenn wir wieder regelmäßig voll trainieren können.“ Einige Wochen lang habe er einen individuellen Trainingsplan gehabt, der zwar anstrengend gewesen sei. Aber allein in seiner Wohnung in Rostock würde ihm in aller Regelmäßigkeit die Decke auf den Kopf fallen.

Deshalb hofft der aufstrebende Offensivspieler, dem man beim HSV immer überdurchschnittliche Fähigkeiten im Dribbling nachgesagt hatte, dass es bald wieder losgeht und er allen zeigen kann, dass er nach oben gehört. „Natürlich wäre es ein Traum für mich, irgendwann wieder beim HSV in meiner Heimat zu spielen.“ Wann das passieren wird, ist noch offen. Stand heute, will Rostock ihn für mindestens eine weitere Saison ausleihen. Beim HSV hat man Opoku mitgeteilt, dass man sich gut vorstellen könne, ihn im Falle eines HSV-Aufstieges noch ein Jahr auf Leihbasis bei Hansa spielen zu lassen. Sollte der HSV allerdings wider Erwarten nicht aufsteigen, würde Opoku in Hamburg in der Zweiten Liga durchaus gebraucht. Wie der junge Angreifer selbst mit dieser Unklarheit umgeht? „Gut“, sagt Opoku, „es war ja auch keine Überraschung mehr für mich, weil wir auch vorher immer mal gesprochen hatten.“ Soll heißen, der Kontakt von Talent zu Heimatklub war immer da? Opoku: „Ja. Wir haben uns immer mal ausgetauscht.“

Auf jeden Fall habe er sich während der bisherigen Leihzeit immer gut betreut gefühlt. Und das war in den letzten Jahren tatsächlich längst nicht immer so, wie ich von anderen Talenten weiß, die verliehen worden waren, weiß. „Aaron ist ein im Club ausgebildeter Spieler, der schon vor seiner Leihe nach Rostock bei uns einen sehr guten Weg und in der bisherigen Saison bei Hansa einen großen Entwicklungsschritt gemacht hat“, erklärt Sportdirektor Michael Mutzel. Wir freuen uns riesig, dass er sich langfristig an uns gebunden hat, weil wir glauben, dass sein Weg noch nicht beendet ist, sondern jetzt erst richtig anfängt“, erklärt HSV-Sportdirektor Michael Mutzel. Zumindest scheint man Opoku die Zeit geben zu wollen, die er braucht, um sich zu stabilisieren und zu entwickeln.

HSV lernt im Umgang mit Talenten aus Fehlern

Auch das war in den letzten Jahren oft anders. Denn ich bleibe wie in den letzten Monaten dabei: Neben HSV-Youngster Faride Alidou, der bereits einen Profivertrag unterschrieben hat, ist Opoku aktuell das vielleicht größte Talent des HSV.  Und bei beiden gibt man sich seitens des HSV betont geduldig. Anstatt aktionistisch Vertragsverlängerungen rauszuposaunen, um einen kurzen, schnelle Applaus einzufahren, setzt man inzwischen immer wieder auf Ruhe. Ob das dazu führen muss, dass man wie bei Alidou dessen Profivertrag verheimlicht und Opokus Vertragsverlängerung auch erst eine Woche nach Unterschrift verkündet - das lasse ich mal dahingestellt. Aber mir ist dieser Umgang eben doch sympathischer als die ganzen Jonas Behouneks und Co., die bei Unterschrift als Toptalente gefeiert wurden und letztlich in den unteren Ligen landeten. Zumal ich bei Opoku ebenso wie bei Alidou sicher bin, dass sie im Profibereich für Furore sorgen können, wenn sie mental stabil genug dafür sind.  Endlich. Und die Zeit, diese Stabilität zu entwickeln bekommen sie inzwischen. Opokus Vertragsverlängerung ist ein gutes Zeichen.

In diesem Sinne, bis morgen. Da melden wir uns mit dem MorningCall ab 7.30 Uhr wieder bei Euch. Alle Schlagzeilen, die in der Zwischenzeit auflaufen, bekommt ihr ebenfalls ab heute hier im neuen HSV-Newsticker im Blog! Damit ihr weiterhin immer als erste informiert seid, was beim HSV und um den HSV herum passiert.

Bleibt gesund!

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