Marcus Scholz

1. Dezember 2017

Auswärts nicht verlieren, am besten sogar gewinnen. Das war das Ziel, nachdem man zuletzt auswärts vernünftig aufgetreten war, aber fünfmal in Folge sieg- und punktlos blieb. Und das sollte sich heute ändern. Gänzlich sogar. Denn der Auftritt gegen nicht besonders starke Freiburger war fußballerisch eher schwach – brachte aber am Ende einen Punkt, der in der Tabelle die Folge hat, dass der HSV weiterhin vor Freiburg blieb. „Wir haben uns vor Wochen vorgenommen, eher einfach zu spielen, und dafür zu punkten. Und das war hier heute auch so. Es war ein ekliges Spiel, und wir haben es einfach gehalten“, umschrieb Christian Mathenia gekonnt, dass man hier nicht darauf aus war, schönen Fußball zu spielen. Die Null sollte stehen – darum ging es. Und das wurde geschafft. Mehr nicht - und auch nicht weniger. Aber der Reihe nach:

Der HSV begann erwartungsgemäß unverändert gegenüber dem Spiel gegen Hoffenheim. Und auch taktisch ging es los, wie es aufgehört hatte: Der HSV attackierte früh und hoch in der gegnerischen Hälfte. Allerdings mit einem Unterschied: Hier traf man nicht auf die spielstarken Hoffenheimer, sondern auf schnell umschaltende Freiburger. Und so wurde es zunächst kein hochklassiges, aber allemal ein kurzweiliges Spiel im ausverkauften Schwarzwaldstadion. Indiz: Nach gerade mal neun Minuten war das Eckenverhältnis schon 3:3. Es ging schnell hin und her. Und eine Ecke hätte sogar fast das 1:0 für den HSV bedeutet – allerdings konnte Kostic am zweiten die Kopfballverlängerung nicht ganz erreichen (4.).

Der HSV erwischte den besseren Start – allerdings immer Gefahr laufend, einen Konter einzufangen. So, wie in der 8. Minute, als Mavraj nach einem Stellungsfehler ein Kopfballduell verliert und Glück hat, dass die Freiburger nichts daraus zu machen wissen (8.). Und mit der 6. Ecke des Spiels kam auch Freiburg zur ersten echten Gelegenheit. HSV-Schreck Nils Petersen ist nach einem Eckball von rechts am Pfosten zur Stelle und nickt den Ball ans rechte Außennetz (10.). Gute Möglichkeit der Breisgauer – und Glück für den HSV , der seinerseits keine sechs Minuten später zu der bis dahin größten Torchance kommen sollte. Hunt wird von Kostic von der linken Seite bedient und zieht aus zehn Metern zentraler Position im Strafraum ab. Zu zentral, sodass SC-Keeper Schwolow ist zur Stelle und verhindert den Rückstand.

Danach blieb das Spiel interessant, aber nicht besonders hochklassig und ohne große Höhepunkte. Trotz vieler Torabschlüsse blieb es beim 0:0, weil keine Mannschaft den Fehler machte, auf den die jeweils andere wartete. Jann Fiete Arp? Begann gut, war dann kaum noch zu sehen. Aber das hat bei dem Youngster nichts zu sagen. Da kann auch aus dem Nichts plötzlich die eine entscheidende Szene kommen...

Allerdings mussten man gleich mit Beginn der zweiten Hälfte davon ausgehen, dass das hier eine ganz enge Kiste für den HSV wird, denn Freiburg übernahm mehr und mehr das Kommando. Und die Breisgauer kamen schon fünf Minuten nach Wiederanpfiff zu ihrer ersten Großchance: Großchance für den Der neben Petersen auffällig starke Freiburger Ravet passt den Ball auf Haberer durch, der erst einen Schuss antäuscht und Papadopoluos ins Leere grätschen lässt. Anschließend zieht der Freiburger mit rechts im Strafraum ab, hat aber nicht mit dem Griechen gerechnet, der schnell wieder hoch gekommen ist und doch noch seine Fußspitze in den Schuss bekommt – und den gefährlichen Schuss so zur Ecke abwehrt (50.).

Und wieder nur drei Minuten später traf der SC dann doch zur Führung. Ravet nimmt einen Abpraller auf und trifft aus elf Metern halblinke Position zum 1:0 – dachte er. Und das dachte auch ich. Denn nach Abseits sah das für mich nicht aus. Dennoch gab Schiri Brand das Tor (wie späte Zeitlupen bestätigten zurecht) nicht – und mir war es sehr Recht. Allemal mehr als das, was jetzt passierte. Denn der HSV kam offensiv überhaupt nicht mehr zum Zug, Freiburg dagegen immer wieder zu (zum Glück unkontrollierten) Torabschlüssen.

„Es ist zu 80 Prozent Kopfsache“, hatte Eurosport-Experte und Fast-HSV-Sportchef Matthias Sammer in der Halbzeit gefloskelt und vorausgesagt, dass die einen ihre Heimstärke spüren, während die anderen anfangen, über ihre Auswärtsschwäche zu sinnieren. „Da ist noch einiges drin für die Freiburger“, orakelte er – und hatte tendenziell recht damit. Aber eben nur tendenziell. Denn die HSV-Defensive funktionierte gut. Walace, Hahn und Schipplock kamen noch für Hunt, den erneut sehr glücklosen Bobby Wood sowie den aus dem Spiel genommenen Arp halfen mit, die tabellarische Distanz auf die Freiburger über die Zeit zu retten. Denn viel mehr war hier heute für den HSV nicht mehr zu holen. Das spürte man fast die kompletten zweiten 45 Minuten über.

Insofern ist es aus meiner Sicht ein absoluter Punktgewinn. Denn es war ein letztlich sehr mäßiger und eher unerwartet uninspirierter Auftritt insbesondere in der zweiten Halbzeit. Insofern: Mund abwischen und am kommenden Sonnabend zuhause gegen Wolfsburg weitermachen. Nur bitte dann mit etwas mehr Hoffenheim wieder, und dafür mit etwas weniger Freiburg. Wobei, man kann es auch genau so stehen lassen, wie es Trainer Markus Gisdol am Ende zusammenfasste: "Wir haben zuletzt oft Lob auswärts bekommen, dafür nichts mitnehmen können. Und klar, wir haben heute sicher alles reingeworfen, aber eben auch fußballerisch Defizite gehabt, da müssen wir nicht drumherumreden. Wir haben uns den Punkt hart erkämpft, nachdem wir in der zweiten Halbzeit den Freiburger Druck nicht mehr unterbinden konnten. Insofern zieh ich hier das Positive heraus: Wir haben einen Punkt mitgenommen und zum zweiten Mal in Folge zu Null gespielt. Das freut mich."

 

In diesem Sinne, müghsam ernährt sich das Eichhörnchen. Freuen wir uns über einen Punkt. Bis morgen!

Scholle

 

 

 

 

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