Lars Pegelow

29. Januar 2019

Das Vorgeplänkel ist vorbei, wie etwa der Rückrundenstart der Ersten Bundesliga. Heute startet nun endlich auch die zweite Liga in den zweiten Teil der Saison, und die Hamburger Vereine sind mittendrin. Der FC St Pauli versucht heute Abend schon sein Glück, und morgen ist der Spitzenreiter dran mit dem Heimspiel gegen den SV Sandhausen. Gewaltige Europapokal-Atmosphäre wird diesmal vermutlich nicht aufkommen im Volksparkstadion, dazu wird die Zuschauerresonanz einfach zu niedrig sein. Wenn der Verein davon spricht, dass etwa 35.000 Fans erwartet werden, dann heißt das: nur 30.000 werden wohl wirklich den Weg Richtung Stadion auf sich nehmen.

Umso wichtiger, dass die Mannschaft die Bedeutung der Partie richtig einschätzt. Das Spiel gegen Sandhausen kann der erste Schritt in diesem Jahr Richtung Aufstieg sein. Trainer Hannes Wolf wollte sich noch nicht offiziell festlegen. Es sei ein Unterschied, ob er sage, dass Gideon Jung spiele, oder ob dies in den Zeitungen geschrieben werde. Dabei konnte es im Training sowieso jeder sehen. Gideon Jung verteidigt beim HSV an die Seite von Rick van Drongelen. Ein halbes Jahr nach seiner schweren Knieverletzung nun also das Comeback des U21-Europameister von 2017. Dass er seinem Spieler keinen Freifahrtschein ausstellen möchte und auch keine mildernden Umstände zubilligt, das hatte Hannes Wolf bereits im Trainingslager verdeutlicht. "Geduld ist relativ", sagte Wolff. "Ich erwarte von jedem Spieler auf dem Rasen, dass er seine Leistung bringt. Gideon hat sich genug Zeit gelassen, um seine Verletzung auszukurieren, diese Zeit haben wir ihm gegeben, und nun hoffen wir natürlich alle, dass es auch gut geht. Generell ist es so, dass Fußballer mit seiner Verletzung oft auch wieder völlig gesund geworden sind. Und so wird es hoffentlich auch bei ihm sein."

Mit weiteren neuen Spielern in der Startelf wird der HSV zunächst nicht aufwarten. Schaut man sich die ersten 18 Spiele dieser Saison an, so ist dies durchaus ein wenig überraschend. Ganz augenscheinlich hat der HSV auch ganz vorn in der Offensive nicht so überragend ausgesehen wie beispielsweise der große Konkurrent 1. FC Köln. Der HSV hat erst 25 Tore geschossen, Köln bereits 47. Hannes Wolf allerdings hat sich entschieden, nicht im Sturm nachzulegen, sondern auf die Verstärkung in der Defensive zu setzen. Denn auch hier wurde ja in der Analyse der Vorrunde ein Schwachpunkt ausgemacht. In einigen Spielen hat es sich der HSV durch unnötige Deckungsfehler am Ende selbst oft schwer gemacht. Der eine oder andere Punkt war somit auch etwas glücklich. Gideon Jung in der Deckung - das soll dem HSV im gesamten Spiel die Stabilität geben, die es benötigt, um dann auch schwungvoll und sorgenfrei nach vorne zu spielen. Ganz vorne werden sowieso die Augen auf Pierre-Michell Lasogga gerichtet sein. Nun ist er wieder fit, und will an seine sehr gute Form aus dem Herbst anknüpfen, als er ein echter Torgarant war für den HSV.

Das Ziel ist sowieso klar: im Sommer soll es auf den Rathausbalkon gehen. Ob es nun sinnvoll und angebracht ist, eine mögliche Zweitliga-Meisterschaft dort zu feiern, wo einst Horst Hrubesch, Ernst Happel, Felix Magath und Manfred Kaltz ihre Triumphe zelebrierten, sei einmal dahingestellt. Dass der HSV Platz 1 erreichen möchte, ist davon unbenommen. "Abwarten wollen wir nicht", versichert in diesem Zusammenhang Stürmer Khaled Narey. "Wir wollen vom ersten Spiel an voll da sein und schon gegen Sandhausen zeigen, was wir erreichen möchten."

Für Narey ist die Partie gegen Sandhausen eine spezielle. Erinnerungen kommen hoch an das Hinspiel, als der Neuzugang aus Fürth einen Doppelpack erzielen konnte. Den dritten HSV-Treffer steuer Rick van Drongelen bei. Der Niederländer lächelt ein wenig, als er auf diese Aktion angesprochen wird, immerhin sein erstes Pflichtspiel Tor beim HSV. "Das ist eine schöne Erinnerung", sagt der . "Aber dafür können wir uns jetzt nichts mehr kaufen. Es muss von vorn losgehen, und ich bin überzeugt davon, dass wir auf einem guten Weg sind nach der Vorbereitungsphase." Und damit wären wir dann wieder bei Gideon Jung. Van Drongelen: "Ich habe schon einige Male mit ihm zusammen gespielt, und natürlich auch trainiert. Gideon ist ein sehr guter Spieler, er hat viel Ruhe und Sicherheit. Das hilft allen."

Der einzige Winter-Neuzugang von außen, Berkay Özcan, bleibt dagegen zunächst auf der Ersatzbank. Er sitzt vermutlich neben Aaron Hunt, den Trainer Wolf im ersten Spiel nach dessen Verletzung offenbar nicht verheizen möchte. Schließlich steht der HSV mal wieder vor Richtungs weisenden Wochen. In der Liga folgen die Aufgaben in Bielefeld und gegen Dresden. Da sind viele Punkte drin, die der HSV prächtig gebrauchen kann. Zumal sich die Aufstiegs-Konkurrenten Union Berlin und 1. FC Köln am Donnerstag direkt gegenüber stehen und somit Punkte wegnehmen werden. Neun Punkte aus den ersten drei Spielen – scheint für den HSV machbar zu sein und könnte bereits ein Meilenstein Richtung Wiederaufstieg werden. Zwischen all den Zweitliga-Spielen liegt dann auch noch das DFB-Pokalspiel gegen den 1. FC Nürnberg. Wie bedeutend diese Partie für den HSV ist, insbesondere aus wirtschaftlicher Sicht, muss nicht näher erläutert werden. Das Viertelfinale im DFB-Pokal wäre ein sportlicher Erfolg und würde nach den ganzen Horror-Nachrichten auf dem Finanz-Sektor zumindest ein kleines positives Signal setzen. Doch das ist erst das Thema in einer Woche.

Apropos klein: Sehr gespannt darf man sein, wie sich Tatsuya Ito auf neuer Position im zentralen Mittelfeld macht. Der Japaner schien auf seiner offensiven Flügelbahn gesetzt zu sein. Doch tatsächlich hat er neben seiner spektakulären Wendigkeit und engen Ballführung in Sachen Effektivität erheblichen Nachholbedarf im Spiel nach vorn. Deswegen sieht Hannes Wolf Itos Wendigkeit in der Zentrale offensichtlich besser aufgehoben. Auf jeden Fall kann diese Maßnahme durchaus als mutiges Experiment gewertet werden.

So könnte der HSV spielen: Pollersbeck – Sakai, Jung, van Drongelen, Douglas Santos  - Mangala, Ito – Narey, Holtby, Jatta - Lasogga

 

Zum Schluss noch einmal zurück zu den Finanzen. Heute hat der HSV bekannt gegeben, dass die neue Anleihe ab 1. Februar gezeichnet werden kann. Das Angebot richtet sich zunächst an diejenigen, die bereits die Jubiläumsanleihe im Jahr 2012 gezeichnet haben. Sie können die alte nun gegen die neue Anleihe umtauschen. Nach der Genehmigung des Verfahrens durch die Finanz-Behörde Bafin ging nun also alles ganz schnell. Und das war auch wichtig für den HSV, denn bereits im März muss die Fußball AG ja die Lizensierungs-Unterlagen für die kommende Saison einreichen. Sollte zu diesem Zeitpunkt bereits ein nennenswerter Betrag zusammen gekommen sein durch die neue Anleihe, so kann dies im Lizensierungs-Verfahren ganz sicher nicht schaden. Da die neue Anleihe ja ganz offen der Ablösung der alten dient, hat der HSV sich den Titel Anleihe 2019/26 einfallen lassen. Bis 2026 also ist die Laufzeit der neuen Anleihe, wobei 2022 eine Teilrückzahlung stattfinden wird.  „So werden die Belastungen für den HSV auf die Jahre verteilt und die Zinslast gesenkt.“ Ob die neue Anleihe noch einmal solch ein Renner wird wie die alte? Ganz zweifellos sind die Bedenken bezüglich der finanziellen Solidität des HSV in den vergangenen sieben Jahren deutlich gestiegen. Oder erleben wir mit der neuen Anleihe eine ähnliche Überraschung wie bei der Entwicklung der Mitgliederzahlen nach dem Abstieg aus der Bundesliga?

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