Marcus Scholz

9. August 2018

Trainingsfreie Tage beim HSv sind immer nur für die frei, die ansonsten alles mitmachen konnte. Verletzte Spieler sind an solchen Tagen zugegen. Sie werden dann intensiv behandelt. Und in einigen Fällen wird sogar individuell trainiert. So wie heute. Da war Aaron Hunt im Stadion. Der Mannschaftskapitän, der an einem Faszienanriss oberhalb der Achillessehne laboriert, wurde ebenso wie Matti Steinmann (Oberschenkel) intensiv behandelt. Und nebenan wurde individuell trainiert. Hunts und Steinmanns neuer Mannschaftskollege ackerte mit den Physios des HSV, um einen etwaigen Trainingsrückstand aufzuarbeiten – und im besten Fall schon am Sonntag Hunt oder Steinmann auf dem Platz zu ersetzen. „Wenn es möglich ist, würde ich gern auch als Zehner spielen“, verriet uns der letzte Neue des HSV, Orel Mangala, heute und fügte hinzu: „Sehr gern.“

Dabei gilt der aus Stuttgart gekommene Belgier eher als der Mann für das defensive Zentrum. Allerdings im Mittelfeld, nicht in de Viererkette, wo der HSV weiterhin seine größte Baustelle hat: „Ich habe nie Innenverteidiger gespielt“, verrät Mangala und erklärt, weshalb er tatsächlich geeignet sein könnte, auch einen Aaron Hunt auf dem Platz zu ersetzen. „Ich habe das Kämpfen erst in Dortmund gelernt, war vorher immer der Zehner, der Techniker“, so Mangala, der vom ehemaligen VfB-Stuttgart-Trainer Johannes Wolf in der Jugend zu Borussia Dortmund geholt wurde und von ihm geprägt wurde: „Er hat mich geholt. Aus Anderlecht nach Dortmund zur U19, dann später wieder nach Stuttgart. Er hat mir das Kämpfen beigebracht und mich auf der Sechs und der Acht eingesetzt. Er war ein sehr wichtiger Trainer für mich“, erinnert sich Mangala an den Mann, dessen Aus beim VfB letztlich auch sein Aus bei den Schwaben besiegelte.

Unter Wolfs Nachfolger Tayfun Korkut kam Mangala anschließend nicht mehr groß zur Geltung. Sauer ist Mangala deshalb aber nicht auf Korkut: „In der Rückrunde wurde der Trainer gewechselt und wir standen unten in der Tabelle. Der Trainer hatte sich dazu entschieden,  auf Erfahrung zu setzen. Das ist sein Recht. Und ich bin ja noch sehr jung“, so der heute erst 20-Jährige, der sich vom HSV einen Schritt nach vorn erhofft: „Ich weiß, dass HSV ein sehr guter Verein ist mit großer Historie. Den kennt man in ganz Europa, in ganz Deutschland. Ich will spielen, das ist das wichtigste“, so Mangala, der sich beim Ex-HSVer Dennis Aogo über den HSV informiert hatte: „Dennis hat sehr gut über den HSV gesprochen und nach Rücksprache mit der Familie war mir klar, dass ich es möchte.“

Immerhin reizt ihn Belgiens Nationalmannschaft weiterhin. Mangala: „Es ist ein Ziel. Habe alles in der Jugend gespielt, das würde ich jetzt gern auch für die A-Mannschaft. Der HSV ist dafür ein guter Step für mich.“ Überraschend war für mich heute weniger das Gesagte, denn wie gut Mangala Deutsch spricht, nachdem man mir aus Stuttgart erzählte, es sei „ganz okay“. „In Dortmund habe ich sehr intensiven Unterricht gehabt und Deutsch gelernt“, erinnert sich der Rechtsfuß und ergänzt schmunzelnd: „Und in Stuttgart habe ich dann schwäbisch gelernt.“

Vor allem aber hat Mangala in Stuttgart bewiesen, dass er bundesligatauglich ist. Er hat gezeigt, dass er als Techniker ebenso über den Pass in die Spitze verfügt, wie er im defensiven Zentrum abräumen kann. Er ist – von der Spielweise her eine Mischung aus Vasilije Janjicic und Aaron Hunt. Mangala: „Ich versuche, fair-aggressiv zu sein. Aber ich würde nicht gern gegen mich selbst spielen.“

In welchen Qualitätsgrad er seine Fähigkeiten aktuell schon abrufen kann, bleibt abzuwarten. In Stuttgart hat man zwei Wochen später als beim HSV mit der Vorbereitung begonnen. „Ich bin aber fit“, sagt Mangala, „ich habe vor dem Trainingsauftakt sehr viel gearbeitet. Ich bin bereit für die Zweite Bundesliga. Ich könnte schon in Sandhausen dabei sein.“

Zumal er gerade vor wenigen Wochen gegen Sandhausen gespielt hat. Im Test mit dem VfB Stuttgart gab es ein 1:1. „Es war schwer erste Halbzeit. In der Zweiten Halbzeit besser – aber Sandhausen ist eine gute Mannschaft, gegen die es schwer ist, zu spielen“, erinnert sich Mangala und warnt: „Sie können gut Pressing spielen und auch sehr gut kontern. Sie sind gut.“

Mangala macht einen sehr fokussierten Eindruck. Er weiß seit einigen Wochen um das Interesse des HSV und hatte weitere Interessenten. Letztlich hat er sich ganz bewusst für den HSV entschieden. Sagt er. Und es ist offenbar für ihn trotz des Verzichts/der Verweigerung einer Kaufoption längst nicht klar, ob er nach der Saison wieder nach Stuttgart zurückkehrt: „Ich spiel jetzt erst einmal das Jahr – mehr weiß ich jetzt noch nicht. Mehr ist auch noch nicht wichtig.“

Stimmt.

Außer, dass der HSV neben Mangala auch noch einen neuen Innenverteidiger findet. Ich glaube, dass die Achillesferse des HSV neben der Adaption des Zweitligafußballs hinten liegt. Im Training durfte zuletzt Stephan Ambrosius neben im vermeintlichen A-Team ran. Mehr als eine Übergangslösung kann und sollte das aber noch nicht sein. Dafür ist Ambrosius noch nicht konstant stabil genug. Im Gegenteil: Bei dem offensiv ausgerichteten HSV-System mit einem Sechser wie dem weniger über Lauf- du Zweikampfstärke kommenden Matti Steinmann muss insbesondere die Viererkette sicher stehen.

Das gegen Kiel eingesetzte Duo van Drongelen/Bates hatte zu wenig Tempo, um Bälle in ihren Rücken abzulaufen. Mangala könnte mit seiner Spielart Steinmanns defensive Schwächen ein wenig ausgleichen, sofern Titz auf zwei Sechser setzt. Steinmann ein Stück vorzieht, oder Steinmann gar mit Mangala ersetzt. Mangala selbst bringt sich jedenfalls schon in Stellung: „Ich musste System verstehen, und das habe ich. Wir spielen ein sehr dominantes Spiel und viel über kleine Pässe. Das mag ich.“ Hoffentlich kann er es auch so, wie man es von ihm erwarten kann. Denn kurz mal losgelöst von der Not auf der IV-Position ist der Transfer von Mangala an sich eine Verstärkung. Die Frage wird nur sein, zu wessen Lasten.

Ich glaube, dass insbesondere Vasilije Janjicic Probleme bekommen wird, an dem Neuen vorbeizukommen bzw. vor ihm zu bleiben. Und sollte es stimmen, was „Globo Esporte“ vermeldet, dann hat der HSV einen neuen Innenverteidiger gefunden: Der 26-Jährige Leo Lacroix soll demnach auf Leihbasis inklusive Kaufoption von AS Saint-Éienne zum HSV wechseln. Nahezu sicher ist indes der Abgang von einem weiteren Sechser: Albin Ekdal. An dem Schweden ist weiterhin Sampdoria Genua interessiert und pokert noch über die Höhe der Ablöse. Wahrscheinlich ist und erwartet wird, dass es hier in den nächsten Stunden/Tagen eine Entscheidung gibt.

Hier geht es unterdessen morgen weiter, wo unter Ausschluss der Öffentlichkeit trainiert wird und um 15.30 Uhr die wöchentliche Pressekonferenz mit Trainer Christian Titz auf dem Plan steht, die wir Euch via Facebook („Rautenperle.com“) wie gewohnt live zeigen werden.

Bis dahin!

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