Marcus Scholz

26. März 2018

Eigentlich ist es hier das Unwort schlechthin: Konstanz. Denn die ging und geht dem HSV leider immer gerade dann verloren, wenn sie notwendig wäre. Auf der anderen Seite ist der HSV seit vielen Jahren umso verlässlicher, wenn es um internen Zoff geht. Denn diese hausgemachten Probleme macht sich der HSV bzw. machen dessen Spieler einfach immer wieder. Auf – aber leider auch immer wieder neben dem Platz. Denn während die Spieler auf dem Platz erfolglos agieren, so verhalten sie sich außerhalb oft, als hätten sie gerade die Champions League gewonnen. Schlimmer noch: Sie nehmen sich Sonderrechte heraus, wie jetzt mal wieder der Brasilianer Walace. Der Mittelfeldspieler hatte im Winter versucht, seinen Wechsel nach Brasilien zu erzwingen. Zuletzt hatte er sich unter Neu-Trainer Christian Titz geweigert, eine neue Position zu spielen. Zudem blieb er parallel dazu dem Spiel gegen Hertha fern und postete provokativ Fotos von sich zu Hause, während seine Kollegen im Volksparkstadion mit 1:2 verloren.

Allein das ist schon eine Menge und würde bei einigen Vereinen zum Rausschmiss führen. Leider kann sich der HSV das nicht erlauben, da der Marktwert des Spielers in den Keller fallen würde und der HSV auf Erlöse angewiesen ist. Deshalb geht er Kompromisse ein wie bei Walace. Denn den Brasilianer suspendierte man nicht, sondern schickte ihn zur U21 ins Training. Für morgen war ein Gespräch zwischen Trainer Titz und Walace angedacht, von dem abhängig gemacht werden sollte, wie es bei Walace weitergeht. „Die Tür steht ihm off, sich mit Einsicht wieder anzubieten“, hatte der Direktor Sport, Bernhard Peters, frohlockt. Jetzt ist es Peters selbst, der das Gespräch führen wird. Weil Walace auch der U21 unerlaubt fernblieb. Statt zum Mannschaftstraining zu gehen, urlaubte er in Mailand und postete von dort wieder Fotos. „Dümmer geht es ja gar nicht mehr“, hörte ich heute immer wieder am Rande des Trainings. Und ich muss widersprechen. Denn es ist nicht dumm – sondern ein moralisch verwerfliches Stilmittel meuternder Profis, um den Rauswurf zu provozieren. Und wenn es Walace darum geht (was ich glaube), dann ist er seinem Ziel mit dieser „Dummheit“ sogar ein wesentliches Stück nähergekommen.

Zumindest ist seine Rückkehr in den Profikader jetzt noch unwahrscheinlicher, als sie es vorher eh schon war. Denn dass Titz noch mal auf Walace zurückgreifen würde, nachdem sich dieser geweigert hatte, in der Innenverteidigung zu spielen, war schon sehr unwahrscheinlich. Und durch Walaces neuerliches Fehlverhalten hat sich dessen Situation nicht wirklich verbessert. Wobei: Doch. Zumindest für den Fall, dass er weg will...

Der HSV verkündete inzwischen schon, dass es morgen ein Gespräch zwischen Walace und Peters geben werde, indem der Brasilianer seine Sanktion mitgeteilt bekommen soll. „Er hatte die Möglichkeit, die Tür aufzustoßen, das hat er damit nicht getan. Wir trainieren hier eine Mannschaft, dass sind als Mannschaft mit Erwachsenen. Und alle wollen so behandelt werden, und dann müssen sie sich auch erwachsen benehmen und sich an Grundregeln halten. Wenn sie das nicht schaffen, wird es halt schwer für sie. Ich bin ein eher kommunikativer Typ, und wir haben in den letzten Tagen viel kommuniziert, da auch Erwachsene mal Fehler machen. Aber sie müssen eben auch wissen, wann es genug ist.“ Walace ist nicht mehr zu halten. Er provoziert die hiesigen Verantwortlichen. Ganz bewusst sogar, behaupte ich und setze damit keine besonders steile These in die Welt.

Wenig Verwunderung würde ich auslösen, wenn ich behaupte, dass Albin Ekdal am Wochenende ausfällt. In gut 50 Prozent seiner HSV-Bundesligazeit tat er selbiges bereits. Und auch gegen den VfB Stuttgart am kommenden Sonnabend droht der Schwede erneut auszufallen. „Albin Ekdal musste das Training mit Schmerzen etwas früher beenden. Sodass da keine Prognosen abzugeben sind. Das kann ganz, ganz schnell gehen, kann aber auch noch dauern. Wir müssen sehen, wie er die Belastung in den nächsten Tagen verkraftet.“

Wie man mit einer schier übermächtigen Belastung gut zurechtkommt, kann Fiete Arp erläutern. Der Angreifer, der sich zugegebenermaßen in den letzten Wochen formschwächer präsentierte, muss derzeit sein Abitur (im Mai) vorbereiten, mit der Situation des Abstiegskampfes umgehen und den Erwartungsdruck aushalten. Den versuchen die Verantwortlichen seit jeher von ihm fernzuhalten – dabei ist Arp deutlich robuster als es ihm viele zutrauen. „Heute hat er Schulverpflichtungen“, so Titz, der mit Arp abgesprochen hat, die verpassten Einheiten individuell nachzuholen. Mal Titz selbst allein mit Arp, zuletzt war es am vergangenen Freitag Soner Uysal. Fiete ist schon sehr klar und weit in seiner Entwicklung. Zudem haben wir einen guten Blick darauf. Und Fiete bewegt sich für diese Doppelbelastung schon sehr stabil.“

Noch nicht stabil genug ist Nicolai Müller. Der Angreifer, den Titz’ Vorgänger Bernd Hollerbach schon als Hoffnungsträger angekündigt hatte, ist noch ein ganzes Stück vom Comeback entfernt. „Bei so einer Verletzung ist das schwer vorherzusehen“, so Titz über Müller, der seit dem ersten Spieltag einen Kreuzbandriss auskuriert und möglicherweise in zwei Wochen wieder ins Training einsteigen kann. Titz selbst sagt aber auch: „Es sieht ganz gut aus. Aber trotzdem war klar, dass er noch zwei, drei Wochen bracht. Er ist noch nicht wieder bereit, um schon mit der Mannschaft zu trainieren. Ich erwarte da auch gar nichts, lege mich da nicht fest. Er ist im Plan und macht Fortschritte.“ Aber früher als in vier bis fünf Wochen wird Müller nicht zurückerwartet.

In diesem Sinne, bis morgen. Da wird um 11 Uhr trainiert. Anbei noch das sehr hörenswerte Radiointerview meiner Kollegin Britta Kehrhahn mit Bernd Hoffmann von gestern Abend. Zum Anhören bitte folgenden Link anklicken: https://www.ndr.de/903/sendungen/sport/HSV-Praesident-Bernd-Hoffmann-bei-NDR-903,hamj65624.html)

 

Viel Spaß damit!

Bis morgen!

Scholle

P.S.: Im Abschlussspiel ging es heute darum, wer wen zum Bowlingabend einladen muss. Team Rot gewann durch den heute besten Mann auf dem Platz, Bakery Jatta, und Luca Waldschmidt nach zwischenzeitlichem Ausgleich von Sven Schipplock mit 2:1. Morgen im Training (Beginn 11 Uhr) folgt das entscheidende Rückspiel.

 

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