Marcus Scholz

14. Oktober 2019

Ich habe viele tolle Erinnerungen vom Abschiedsspiel mitgenommen und freue mich, mir die Zusammenfassungen anzusehen, weil es ein Abschied war, der eine Ära abgeschlossen haben könnte, die kerngesund und euphorisch begann, im Jahr 2009 aus meiner Sicht ihren Höhepunkt hatte und am Ende leider dazu führte, dass die Ansprüche hoch blieben. Zu hoch für die Wirklichkeit und führte den HSV nach und nach dahin, wo er jetzt ist: in die Zweite Liga. Insofern ist der heutige Topkommentar von Bernie für mich eine Punktlandung. Denn bei all den schönen Erinnerungen an bessere HSV-Zeiten, die die HSV-Allstars gestern bei mir hervorriefen, war immer auch die Wehmut dabei, dass es eben Vergangenheit ist. Auch deshalb war der Abschluss von Rafael van der Vaart gestern mehr als sein persönlicher Abschluss.

Und rein vom Bauchgefühl her passte gestern alles zusammen. Der Abschluss hier, der proklamierte und tatsächlich endlich stabil wirkende Neuanfang auf der anderen Seite mit Trainer Dieter Hecking, der heute wieder zum Training bat. Mit dabei war auch Christoph Moritz, der selbst schon länger hätte einsteigen wollen, aber erst heute von den Mannschaftsärzten Grünes Licht dafür bekam. „Er muss sich nicht mehr schonen, Er kann wieder alles machen.“ Bei Ewerton sei die lange Ausfallphase noch aufzuholen, dann sei auch der Brasilianer wieder einsetzbar.

 

Heute im Training ließ Hecking seine Spieler ordentlich laufen. Drei Eintausendmeterläufe auf Zeit standen auf dem Plan. Der Ball war einzig beim Warmmachen und anschließend den individuell mit Torwarttrainer Kai Rabe trainierenden Torhütern vorbehalten. Bei den Läufen wieder dabei war auch Gideon Jung. Und bei dem Innenverteidiger sieht es gut aus. „Morgen werden wir noch einmal Kontroll-MRT machen. Aber es sieht so aus, als dass er Mittwoch voll einsteigt“, so Hecking. Jung sei seit dem Wochenende schon beschwerdefrei gewesen beim Training mit Reha-Coach Sebastian Capel. Anders sieht es nur noch bei Aaron Hunt aus, der weiter pausieren musste. Der Kapitän laboriert seit dem Fürth-Spiel seit nunmehr acht Tagen an muskulären Problemen. Der Spielgestalter soll nach Möglichkeit im Laufe der Woche wieder einsteigen, wobei Hecking heute eine genauere Prognose ganz bewusst vermied.

Klarer ist, wann die Nationalspieler wieder einsteigen. der letzte von ihnen soll am Freitag spätestens wieder mit der Mannschaft trainieren. Zeit genug bleibt bis Montag ja, so der Trainer nicht ganz unglücklich über die Ansetzung zum letztmöglichen Zeitpunkt des Spieltages. Wobei er sich über die Verfassung wenig Sorgen mache, so Hecking, der sich dafür gut informierte. „Was ich gesehen habe, hat Josh am Anfang gegen Spanien etwas Probleme gehabt, hat sich dann aber sehr gut reingefuchst“, so der HSV-Trainer über die Infos, die er auch von Sportvorstand Jonas Boldt bestätigt bekam.

 

Boldt selbst war am vergangenen Donnerstag in Cordoba beim Testspiel vor Ort. Hecking: „Jonas sagte, sie hätten das gut gemacht, Josh und Adrian.“ Zudem stünde er mit U21-Nationaltrainer Stefan Kuntz in gutem Kontakt. Und auch der ist zufrieden. Unzufrieden ist neben dem zu Saisonebeginn degradierten Julian Pollersbeck eigentlich nur Kyriakos Papadopoulos, der heute vorzeitig aus dem Mannschaftstraining ausstieg und individuell trainierte. Er weiß, dass er aktuell kaum bis keine Chancen hat, eingesetzt zu werden, obgleich Hecking heute noch beinmal betonte: „Ich gehe ganz fest davon aus, dass ich bis Saisonende alle Spieler im Kader brauchen werde.“

Worte, die ehemalige HSV-Trainer wie Bruno Labbadia und Thomas Doll sehr gut nachempfinden können. Beide waren gestern vor und nach dem Abschiedsspiel voll des Lobes für die Arbeit ihres Nachfolgers Dieter Hecking. Beide gehen davon aus, dass der HSV zusammen mit Stuttgart über den stärksten Kader verfügt und am Ende aufsteigen wird. Zudem warnen sie vor Bielefeld und Nürnberg. Aber seht und hört selbst.

 

Womit ich wieder zu einem Punkt komme, den ich sehr Chade finde - und den David Jarolim wahrscheinlich nicht gern lesen wird. Es sei halt so, sagte er gestern, wenn er darauf angesprochen wurde, weshalb er noch nicht in einer Funktion beim HSV sei. Es ist ein Thema, das ihm inzwischen unangenehm ist. Aber: Ginge es nach der Gunst des Publikums, dürfte eine neuerliche Verpflichtung des ehemaligen Kapitäns auf anderer Ebene große Jubelstürme auslösen. Und auch ich muss gestehen, den Tschechen als einen der professionellsten Fußballer kennengelernt zu haben, die je beim HSV waren. Und in den letzten Jahren gab es immer wieder Gelegenheiten mit Jarolim über den HSV zu sprechen. Wobei sich Jarolim mit Kritik nicht zurückhielt.

Jarolim - oder: nicht alles aus der Vergangenheit ist schlecht

Allein, was am Ende davon öffentlich gemacht werden durfte, wog er immer sorgfältig ab, damit er der jeweiligen Mannschaft das Leben mit seinen Aussagen nicht noch schwerer machte. Aber Fakt ist, Jarolim ist ein Fußballfachmann. Er hat in den Gesprächen immer wieder frühzeitig auf Entwicklungen hingewiesen, die am Ende zu entscheidenden Problemen wurden. Und ich bin mir sicher, dass hoch Fußball gespielt zu haben nicht automatisch zum Trainersein qualifiziert. Ganz klar! Dennoch traue ich Jarolim mehr als fast allen anderen zu, sich alles das über Fleiß anzueignen, was ihm vielleicht von Natur aus an Talent fehlen mag. Zumal dann, wenn er den Weg über den HSV-Nachwuchs geht. Ob er sich diesen Weg noch vorstellen könne? „Diese Frage stellt sich momentan nicht.“ Leider nicht. Sage ich.

Und damit verabschiede ich mich für heute. Mit der Ankündigung, dass der MorningCall morgen früh pünktlich um 7.30 Uhr unter Umständen von unserem Blogfreund Christian vorgetragen wird. Ich habe neben den vielen tollen Erinnerungen auch noch eine schmerzhafte Halsentzündung aus dem Abschiedsspiel mitgenommen.

In diesem Sinne, bleibt gesund! Und bis morgen!

Scholle

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