Christian Hoch

20. Juli 2019

Der Hamburger SV hat im letzten Test vor dem Zweitligastart 2:2 (1:0) gegen Champions League-Teilnehmer RSC Anderlecht gespielt. Der HSV verkündete danach, dass die Mannschaft Aaron Hunt zum Kapitän gewählt hat. Sein Freistoßtor zum 1:0 im Test bleibt haften - auch das sehr schön herausgespielte 2:0 durch Neuzugang Lukas Hinterseer. Sonst ist vieles noch beim Alten geblieben.

Die Uhr, die „immer“ getickt hat, sie ist tatsächlich verschwunden - das konnten die 19.137 Fans rund um das Testspiel gegen Anderlecht feststellen. Doch Zahlen bleiben in Zukunft noch an ihrer Stelle bestehen: Es werden fortan Koordinaten des Anstoßpunktes im Volksparkstadion gezeigt. Auch die Hymne „Hamburg meine Perle“ gibt es nicht mehr, drei Sachen sind aber bis jetzt geblieben.

HSV Forever, Scooter und Probleme in der Offensive

Erstens: Beim Einlaufen tönte durch die Lautsprecherboxen noch immer der Klassiker „HSV Forever“. Zweitens: Bei den Toren des HSV brüllte Scooter noch „Always Hamburg“ auf den Rasen. Drittens: Der HSV stand gegen das belgische Spitzenteam um Ex-HSV-Verteidiger Vincent Kompany defensiv weitgehend gefestigt, verschob gut, die Zuordnung passte. Doch die Probleme, offensiv kreativ und gefährlich zu werden, waren auch bei der Generalprobe offenkundig.

Viel zu selten schaffte es der HSV, mit Kombinationen vor das gegnerische Tor zu gelangen. So war es auch nicht überraschend, dass ein Freistoß von Aaron Hunt kurz vor der Halbzeitpause die einzig nennenswerte Szene des ersten Durchgangs war - und dieser Freistoß war gleich drin. In unnachahmlicher Manier zirkelte Hunt den Ball mit links von der Strafraumkante ins linke obere Eck - Hashtag Traumtor! Hunt wird im weiteren Verlauf des Blogs noch weiter Thema sein. Doch der Reihe nach.

Schöner Spielzug und katastrophale Fehler

Die zweite Hälfte begann nämlich so, wie der erste Durchgang endete: mit einem Tor für die Rothosen. Neuzugang Jan Gyamerah sprintete tief aus der eigenen Hälfte über den halben Platz und lupfte den Ball gekonnt in den Lauf von Khaled Narey. Der rechte Außenstürmer bediente im Anschluss den nächsten Neuzugang, Lukas Hinterseer, der rocken zur 2:0-Führung einschob. Doch der HSV wäre nicht der HSV, wenn er diese Führung im eigenen Stadion nicht noch hergeben würde.

Zunehmend schwanden die Kräfte, zunehmend wurde Anderlecht - zugegeben ein durchaus schwerer Gegner momentan - stärker. Trainer Dieter Hecking wechselte viel durch und der Rhythmus, der phasenweise immer mal wieder aufblitzte, war gänzlich verschwunden. Auf das 1:2 rund eine halbe Stunde vor Schluss, folgte zwölf Minuten vor dem Ende auch noch der Ausgleich. Christoph Moritz, kurz davor eingewechselt, bediente mit einem katastrophalen Rückpass aus dem Halbfeld seinen Gegner und Julian Pollersbeck ließ einen haltbaren Abschluss passieren - 2:2. Zum Schluss also doch eben noch vieles beim Alten.

Hunt bleibt Kapitän - Rick van Drongelen Vize

Auch die Position innerhalb des Mannschaftsgefüges von Aaron Hunt wird sich in der kommenden Spielzeit nicht verändern: Der Stratege bleibt der Kapitän. Die Mannschaft habe ihn dazu erneut ernannt, twitterte der HSV nach dem Abpfiff gegen Anderlecht. Bemerkenswerter ist ohnehin, dass Rick van Drongelen, der in den vergangenen Wochen und Monaten immer als Verkaufskandidat gehandelt worden war, sein Stellvertreter ist - mit gerade einmal 20 Jahren.

Doch der Holländer ist die richtige Wahl: Er identifiziert sich mit dem HSV wie kaum ein anderer Spieler. Er selbst war es auch, der sich vergangene Woche klar für den HSV positionierte und seine Absicht klarmachte, bleiben zu wollen. Im Training ärgert er sich kolossal über jeden Gegentreffer oder Fehler, in der vergangenen Rückrunde lief er nach Niederlagen mit Tränen in den Augen durch die Katakomben des Volksparkstadions. Es ist ein gutes Zeichen, dass van Drongelen bleibt und es ist ein weiteres gutes Zeichen, dass die Mannschaft seine Leidenschaft und Hingabe honoriert.

Hecking fordert mehr Zielstrebigkeit

Trainer Dieter Hecking sagte nach dem Spiel gegen Anderlecht unter anderem: „Wir hätten diesen Test sehr gerne gewonnen, wir haben 70 Minuten ein sehr ordentliches Spiel gezeigt. Wir müssen aber nach vorne mehr Zielstrebigkeit entwickeln.“ Damit schließt sich der Kreis dieses Blogs. Der HSV ist defensiv stabil, in Sachen Mannschaftsgefüge auf einem guten Weg, aber vorne drückt der Schuh noch gewaltig. Acht Tage bleiben - personell muss und soll dringend noch Verstärkung her.

 

Bis morgen und noch einen schönen Samstag

Christian

FAQs

 
 

Über uns

Die Rautenperle - das ist ein Team aus jungen Medienschaffenden und Sportjournalisten mit großer Affinität zum HSV. Wir sind 24/7 bei den Rothosen am Ball und produzieren frischen Content für Rautenliebhaber.

Unser Ziel ist es, moderne, unabhängige Berichterstattung und attraktiven, journalistischen Content für junge und jung gebliebene HSV-Anhänger zu bieten. Wichtig ist uns dabei, eine neue Art des Sportjournalismus zu präsentieren: dynamisch, zeitgemäß, zielgruppengerecht. Weg von verstaubten Zeitungsspalten und immergleichen Phrasen.

Die Rautenperle ist aber nicht nur ein Ort, um sich zu informieren, sondern soll auch immer ein Ort des Austausches und des Miteinanders sein. Wir wollen eurer Leidenschaft einen Platz im Netz bieten: zum Diskutieren, zum Mitfiebern, zum Mitmachen.