Marcus Scholz

27. September 2020

Trainer Daniel Thioune weiß, dass das nächste Spiel schwer wird. Er nimmt den nächsten Härtetest mit dem nächsten Absteiger aus der Fußball-Bundesliga aber offensiv an. „Ich freue mich auf das Spiel gegen den SC Paderborn und meinen Kollegen Steffen Baumgart. Das ist eine echte Herausforderung, denn die Paderborner werden bei der Vergabe der ersten Plätze mitreden“, sagte der Coach vor dem zweiten Zweitliga-Spieltag. Dass man vielleicht sogar die Tabellenspitze übernehmen kann, steht für ihn nicht im Vordergrund. Ganz im Gegenteil! „Die Tabelle zählt nur einmal im Jahr - am 34. Spieltag“, so der 46-Jährige. „Wenn ich dann Platz eins oder zwei belege oder übernehmen kann, dann freue ich mich. Dann hätten wir nämlich nicht viel verkehrt gemacht. Morgen Abend interessiert es mich dagegen herzlich wenig, ob wir auf Platz eins, zwei oder fünf stehen.“

Zumal Thioune seine Abwehr erneut umbauen muss. Rechtsverteidiger Josha Vagnoman fällt bekanntermaßen mit einem Bänderriss im Sprunggelenk aus und wird voraussichtlich von Khaled Narey oder Jan Gyamerah ersetzt. Wobei Thioune ankündigte, hier erst kurz vor dem Spiel eine endgültige Entscheidung zu fällen. Ebenfalls nicht dabei sind bekanntermaßen Rick van Drongelen (Kreuzbandriss), Ewerton (nach Einsatz bei der U21 angeschlagen), Toni Leistner (Sperre) sowie Jungstürmer Aaron Opoku (Knöchelblessur). Für mich etwas überraschend dagegen, dass Bakery Jatta zwar schon voll wieder mittrainieren kann, aber dennoch nicht dabei sein wird. „Das käme für ihn noch zu früh“, sagte Thioune, der Jatta allerdings ebenso wie Leistner nach Ablauf von dessen Sperre am kommenden Sonntag gegen Erzgebirge Aue wieder fest einplant.

Thioune muss umbauen - kommt Gyamerah?

Wobei wir hier nicht jammern müssen. Der Kader gibt dennoch noch ausreichend Alternativen her. Gerade offensiv. Und vor allem: Auch Paderborn kann nicht mit seinem Top-Team planen. Stürmer Sven Michel hat sich im Training einen Teilriss des Innenbandes am linken Knie zugezogen und fällt für längere Zeit aus, teilte der ostwestfälische Club am Sonntag mit. Wer den 30 Jahre alten Angreifer im Spiel gegen den HSV ersetzen wird, ließen die Paderborner zunächst offen. Doch so oder so hält Thioune große Stücke auf den SCP. „Die Mannschaft war im vergangenen Jahr in der 1. Liga eine Bereicherung und hat auch jetzt noch viel Qualität zu bieten.“

So viel also zum verbalen Vorgeplänkel. Inhaltlich wird es dann morgen – vor leeren Rängen. Und das, obwohl die Stadt Paderborn mit die besten Corona-Werte vorzuweisen hat. Der Grund: Spiele in der Benteler Arena in Paderborn müssen aus Lärmschutzgründen um 22 Uhr beendet sein. Und da der SCP offenbar nicht mit einer solch schnellen Erlaubnis der Politik rechnete und sich sowieso auf ein Spiel vor leeren Rängen einstellte, stimmte er der Ansetzung am zweiten Spieltag auf Montagabend (28. September) mit Anstoß um 20.30 Uhr und Schlusspfiff gegen 22.20 Uhr zu. „Als das Spiel angesetzt wurde, sollte der Ball noch vor leeren Rängen rollen, jetzt ist alles anders“, sagte Paderborns Geschäftsführer Martin Hornberger. „Wir können daran nichts mehr ändern. Wir haben unser Okay gegeben. Dass nun bis zu 3000 Zuschauer möglich gewesen wären, sehen wir auch mit einem weinenden Auge.“

 

Daniel Thioune ist das alles egal. Er sieht die Ränge nicht als Kriterium für das morgige Spiel. Stattdessen wird er schon seit einigen Tagen daran tüfteln, seine Mannschaft wieder bestmöglich auf den Gegner einzustellen. Und das Gute daran: Das kann wirklich alles bedeuten. Dreierkette, Viererkette, Doppelsechs oder einfache Sechs?  Zwei Stürmer oder Terodde allein vorn drin? „Wir wollen flexibel und schwer auszurechnen sein“, hatte Thioune zu Saisonbeginn angekündigt – und das im ersten Spiel gleich eingehalten.

Wie zuletzt würde ich auch in diesem Spiel auf eine Viererkette setzen und positionell einfach Vagnoman gegen den wieder genesenen Jan Gyamerah austauschen. Und das, obwohl Narey eine gute Vorbereitung gespielt und zuletzt nach seiner Einwechslung auch frisch wirkte. Dennoch: Gyamerah braucht die Spielzeit, um sich wieder an Zweitligafußball zu gewöhnen. Denn klar ist, dass Vagnoman mindesten vier bis sechs Wochen ausfallen wird. Und: So kann Thioune neben dem bei ihm gesetzten Klaus Gjasula auch wieder den für mich gesetzten Amadou Onana auf der Doppelsechs bringen und ggf. Gjasula eine Position zurückziehen, sofern er auf Dreierkette umbauen will/muss. Für diesen Fall wäre Narey dann eine gute Alternative für die rechte Position.

HSV baut Kader um - geht Hinterseer noch?

Apropos umbauen, das wird im Kader auch noch passieren. Zumindest sagte Thioune das heute auch noch mal deutlich: „Eine gewisse Dynamik wird noch entstehen, da wird im Hintergrund bereits fleißig gearbeitet“, so der HSV-Trainer, ehe er noch etwas konkreter wurde: „Die Torhüterposition ist noch offen. Gut möglich, dass morgen auch Leute nicht zum Einsatz kommen, die noch gehen könnten, gehen wollten“, so Thioune. Da gäbe es Anfragen und schon deshalb wollte er den finalen Kader noch nicht benennen.

 

Passend dazu: Ich bin heute morgen von einem Leser des Blogs darauf aufmerksam gemacht worden, dass Lukas Hinterseer seinen Instagram-Account einmal komplett HSV-freigeräumt hat. Alle HSV-Bilder sind runter. Ein erstes Indiz? Es würde zumindest passen, da Hinterseer nach der Verpflichtung des inzwischen wohl gesetzten Simon Terodde etwas hintenansteht und auch Thioune bei der Aufzählung seiner Sturmvarianten (er nannte Wintzheimer und Wood) heute Hinterseer aussparte. Zudem bietet der HSV-Kader nicht wirklich viel mehr Spieler, die von außen Begehrlichkeiten geweckt haben dürften. Ich persönlich gehe zumindest davon aus, dass Hinterseer noch geht.

Sicher ist zudem, dass ich mich morgen früh mit dem MorningCall und morgen Abend dann zusammen mit Janik und Kevin ab 20 Uhr (Anpfiff in Paderborn ist um 20.30 Uhr) von der „Live-Couch“ aus melden werde. Bis dahin wünsche ich Euch allen noch einen schönen Sonntagabend und stelle zum Schluss noch die Elf hier rein, die ich aufgestellt hätte:

Heuer Fernandes – Gyamerah, Ambroisus, Heyer, Leibold – Onana, Gjasula – Wintzheimer, Dudziak, Kittel – Terodde

Oder was meint Ihr? Wie würdet Ihr spielen lassen? In diesem Sinne, bis morgen!

Scholle

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