Marcus Scholz

30. August 2020

Trainer Daniel Thioune neigt nicht zu Übertreibungen. Im Gegenteil. Der Pegel schlägt eher selten in die eine oder andere Richtung aus. So auch nach dem Testspielsieg gegen Feyenoord Rotterdam. Er habe viele gute Dinge gesehen, sei aber nicht zufrieden. Auch der Umstand, dass seine Mannschaft am gestrigen Sonnabend einen freien Nachmittag erhalten habe, sei nicht dem Sieg, sondern einer vorher schon besprochenen Belastungssteuerung geschuldet. Dass die Spieler trotzdem nicht wirklich viel unternehmen konnten, lag eher am Regen, der eingesetzt hatte.

 Auf die Frage, wie zufrieden er denn grundsätzlich mit dem Trainingslager sei, antwortete Thioune dann auch: „Ich bin zufrieden mit den Bedingungen. Wir haben hier gut geschlafen, gut gegessen, kurze Wege und einen guten Platz, auf denen man umsetzen kann, was man vorhat. Dazu ausreichend Regeneration.“ Er sei mit den Umständen zufrieden – aber eben nur damit, so Thioune, der noch einige schwierige Entscheidungen wird fällen müssen.

Viele Entscheidungen nahen - siind aber noch offen

Und damit meine ich weniger die Kapitänsfrage als vielmehr sportliche Entscheidungen. Im Angriff beispielsweise, wie er spielen lassen wird. Ich persönlich fand die Lösung mit zwei Stürmern gegen Feyenoord sehr charmant. Dahinter tobten Sonny Kittel und Jeremy Dudziak, während Klaus Gjasula das machte, was er am besten kann: abräumen. Zudem steht auf der Sechs mit Amadou Onana noch ein junger Spieler parat, der es allemal wert ist, dass man ihn maximal fördert – womit ich zum „Kinderregel“ in der Abwehr überleite, der gegen Feyenoord sehr gut funktionierte, zuvor aber auch gezeigt hatte, dass er noch Hilfe von erfahrenen Spielern braucht.

Zum Beispiel von Leistner, der in den ersten Trainingseinheiten schon einen guten Eindruck vermittelt habe, und der auch schnellstmöglich integriert werden muss. Er soll den Abwehrchef machen, dafür braucht er Bindung zum Team und den Kollegen auf dem Platz. Vom Typus her scheint es ihm zu liegen. Der 30-Jährige war zuletzt auch in England bei den Queens Park Rangers Kapitän. Aber sportlich braucht es sicher noch etwas, damit auch die Kollegen wissen, wie sie den Neuen am besten einsetzen können. Das eine Testspiel am kommenden Wochenende gegen Hertha BSC wird dafür herhalten müssen.

Spielt Leistner? Und wer spielt neben Leistner?

Interessant wird auch sein, wer neben Leistner aufläuft. Dass es Ewerton wird, hatten einige gedacht. Einige hatten es auch gehofft. Aber das wird eher eng, wenn ich die Worte des Trainers richtig deute. Er habe sich in den ersten Tagen mit Leistner unterhalten, um ihn gleich einmal die wichtigsten Themen nahezubringen. „Ich habe auch mit Leistner und Ewerton zusammen gesprochen, Daniel Heuer Fernandes hat übersetzt“, so Thioune, „wir haben mal aufgezeigt, was wir uns vorstellen.“

Wie weit Ewerton denn schon sei? Thioune: „Wir müssen Geduld haben. Es tut gut, dass er wieder auf dem Platz stand. Er ist sehr sensibel und wir versuchen, ihn aufzubauen – jetzt darf er auch noch etwas mehr anschieben. Bei ihm dürfen wir auch ein paar mehr Reize setzen als bei anderen.“ Klingt so, als sei der Trainer hier noch nicht ganz zufrieden. Unklar ist noch die Torwartposition. Mit Vorteilen für Daniel Heuer Fernandes – aber es ist eben noch nicht klar.

Ich hatte es ja in den letzten Wochen und Monaten schon häufiger geschrieben, aber ich halte die Torwartposition für eine Position, auf der eher schnell eine klare Entscheidung getroffen werden muss. Dieses Kind ist beim HSV zwar schon in der alten Saison in den Brunnen gefallen – aber das muss man ja deswegen nicht wiederholen. Allein der Trainer weiß noch nicht, wie er sich entscheiden wird. Sagte er.

Die Torwartfrage wird zeitnah geklärt

Aber Thioune hat einen Plan. Dass Pollersbeck gegen Feyenoord gut gehalten hat, hat auch er registriert. „Die Schwierigkeit ist aber immer auch die Bewertung. Ich habe festgestellt, dass er sehr gut gehalten hat - aber eben auch sehr viel initiiert hat. Da ist dann die Frage, was ich wichtiger finde. Ich habe mir jetzt ein kleines Bild machen können.“ Dafür brauche er noch ein paar Tage. Unter anderem den Sonnabend abends. „Ich werde mit allem Torhütern sprechen. Ohne Ranking. Aber den Torwarttrainer nehme ich mit ins Gespräch. Mir geht es auch um die Erwartungshaltung der Spieler, wo die sich sehen.“ Aber Thioune sucht nicht nur die Entscheidung, sondern er will es auch anders handhaben als sein Vorgänger. „Klar ist, dass ich keine Experimente mache. Wenn einer das Vertrauen bekommt, dann das uneingeschränkte Vertrauen.“ So muss es sein.

Thioune will sich noch ein Bild machen – auch, wie die Spieler auf ihre aktuelle Position m Training reagieren. „Es geht mir auch darum, wie sich die Spieler dann im Training präsentieren. Bis zum ersten Pflichtspiel soll die Nummer eins dann aber feststehen. Und das ist auch gut so. Ich bin gespannt.

In diesem Sinne, bis morgen!

LG

Scholle

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